Was Sie heute wissen müssen Pro & Contra Gasbohrung | Leute in Kauflaune | Erneut Pleite für die AfD

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 10.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Keine Generalmobilmachung, keine neuerliche Drohung mit Atomwaffen - Putins mit großer Sorge erwartete Rede zur Jahrtagsfeier des Siegs im Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in Russland heißt, brachte zumindest keine weitere Eskalation im Vernichtungskrieg in der Ukraine. So weit die gute Nachricht. Das Leiden der Menschen in der Ukraine geht indes ohne Rücksicht auf Zivilisten weiter. Und auch in Ostfriesland werden die wirtschaftlichen Probleme durch die Zerbombung der ukrainischen Wirtschaft und der Russland-Sanktionen größer. Euro-Paletten fehlen, weil es keinen russischen Stahl mehr für die Nägel gibt. Und auch die eingestellte Produktion im heftig umkämpften Stahlwerk in Mariupol zerreißt hierzulande die Lieferketten. Angesichts des drohenden Gasmangels ist der Arbeitgeberverband, mit dem Martin Alberts die Situation erläuterte, auch für eine Genehmigung der Erdgasbohrung vor Borkum.

Strikt dagegen sind indes Politik, Naturschützer und die Tourismusbetriebe auf der Insel selber. Florian Ferber, der seit Wochen dieses Thema beackert, hat dazu nun auch ein Gespräch mit Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann geführt. Seine Haltung fasst er in zwei Sätzen zusammen: „Eine Gasplattform in dieser Nähe zur Insel ist nicht akzeptabel. Wir wissen von erheblichen Umweltauswirkungen, die die Lebensgrundlage der Insel bedrohen, und das Weltnaturerbe Wattenmeer insgesamt.“ Befürchtet werden giftige Bohrschlämme und Erdbeben. Was die Stadt unternehmen will, um die Gasbohrungen zu verhindern, lesen Sie im Interview.

In Frage steht natürlich auch, welche Auswirkungen eine Gasbohrinsel vor Borkum auf den Tourismus hätte? Wie viele andere Fremdenverkehrsorte in Ostfriesland lebt auch die Insel von der großen Zahl an Stammgästen, jenen Gästen also, die immer wieder die schönsten Tage des Jahres auf dem schönsten Sandhaufen der Welt verbringen, wie das Hamburger Abendblatt vor vielen Jahren schrieb. Was Urlauber zu Stammgästen macht, danach hat sich Michael Hillebrand erkundigt und mit Petra Göbel aus Paderborn gesprochen. Die Hobbyautorin kommt seit 50 Jahren nach Greetsiel. Warum, das lesen Sie hier.

Zum Urlaub gehört natürlich auch gepflegtes Shoppen. Als Leeraner weiß ich, wie viel Lust eine abwechslungsreiche Geschäftswelt mit inhabergeführten Läden und Filialisten bringt. In Emden, nicht gerade die Einkaufsstadt Nummer 1 in Ostfriesland, schließt Ende Juni nach langem Hin-und-Her, der Real-Supermarkt. Sicher kein Urlaubermagnet, aber beliebtes Kaufhaus für die Einheimischen. Stephanie Tomé berichtet.

Problematisch für den Handel sind auch die stark gestiegenen Preise. Johann Doden, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands für Ostfriesland und Papenburg, ist allerdings noch nicht pessimistisch: „Uns berichten die Unternehmen übereinstimmend, dass die Leute noch nicht mit zugenähtem Geldbeutel unterwegs sind.“ Auch die Einzelhändler, mit denen Ole Cordsen gesprochen hat, sind ganz zufrieden mit dem Geschäftsverlauf in diesem Jahr. Teilweise gab es nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine eine kleine Delle, aber ansonsten ist die Konsumlaune angesichts des (vorläufigen) Endes der Corona-Pandemie und des sommerlichen Wetters ganz gut.

Corona vorbei? Noch nicht, sagt der ostfriesische Arbeitgeberverband und fordert, dass sich die Politik auf eine Rückkehr des Virus im Herbst vorbereitet. „Wir stellen uns die Frage: Sind wir auf die siebte oder achte Welle im Herbst vorbereitet? Wir haben da so unsere Zweifel“, sagte gestern Hauptgeschäftsführer Johann Doden im Gespräch mit Martin Alberts. Statt verwirrender Corona-Verordnungen des Landes brauche es von der Politik Lösungen, um einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst zu begegnen, und transparente Regelungen, die von Bürgerinnen und Bürgern „auch verstanden werden“.

Es sind gerade schlechte Zeiten für die AfD. Vor zehn Tagen verlor der ehemalige Ostfriesland-Chef Prof. Reiner Osbild seinen Schadenersatzprozess gegen eine ehemalige Studentin, in Schleswig-Holstein schafften es die Rechtsextremen erst gar nicht ins neue Parlament, und gestern scheiterte auch noch der Landesverband, der gegen die Stadt Aurich auf Überlassung der Sparkassen-Arena für einen Parteitag geklagt hatte. Ein Verfahren, das, wie Grit Mühring berichtet, gar nicht erfolgreich sein konnte, weil die Stadt die Halle an die Firma Marema verpachtet hat.

Eine grausige Geschichte hat das Café am Bingumer Deich. 2016 war in dem Haus die damalige Eigentümerin Dr. Gerda Basse umgebracht worden. Ein Jahr später kauften Manfred und Ulrike Rieks das bald 200 Jahre alte Haus, sanierten es und eröffneten es wieder als Café - bis zur Winterpause in diesem Jahr. Seither blieb es geschlossen und soll jetzt erneut verkauft werden. Falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser Interesse haben, könnte es aber schon zu spät sein. Laut Tatjana Gettkowski stehen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss.

Was heute wichtig wird:

  • Eine Falschfahrerin war 23 Kilometer auf der A29 unterwegs. Gibt es in der Region Auffahrten, die besonders oft in die Irre führen, und was kostet Geisterfahren eigentlich – auch dem Rad auf der falschen Straßenseite? Vera Vogt fragt nach.
  • Zwei gehbehinderte, ältere Frauen aus Dollart müssen ihre neue Altpapiertonne kilometerweit zur Abholstelle bringen. Es sollte eine pragmatische Lösung gefunden werden, kündigte der Landkreis Leer an. Christine Schneider-Berents hat nachgefragt, wie die aussieht.
  • Bei einer Elternbefragung in Südbrookmerland haben zwölf Prozent der Eltern von Grundschulkindern zugesagt, ihr Kind auf eine private Gesamtschule zu schicken. Reicht das der FCSO, um sich in Moordorf anzusiedeln? Marion Luppen sprach mit den Zuständigen.
  • Skurrile Geschichte aus Ihlow: Angeklagt ist eine Frau, die bei der Trennung von ihrem Ehemann mit ihrem neuen Freund den Carport des gemeinsamen Hauses ausgebaut und mitgenommen haben soll. Marion Luppen begleitet die Verhandlung am Amtsgericht Aurich.
  • Kann man einen Deich einfach so verschieben? Ein paar hundert Meter weiter Richtung Meer? So wünschen sich das die Bensersieler, sie wollen ihren Ort damit größer machen. Imke Oltmanns berichtet.
  • Hertha Everwien und Wilke Zierden machen in Ghana gemeinsame Sache. Die Ex-Gewerkschaftssekretärin und der Social-Media-Star helfen beim Bau eines Waisenhauses. Wie kam es zur Zusammenarbeit des ungleichen Paares? Gordon Päschel fragt nach.
  • Jüngst schlug der Heimatverein Krummhörn Alarm, weil sich in der Pewsumer Mühle Feuchtigkeit und Schimmel rasant ausbreiteten. Die Gemeindeverwaltung, der die historische Mühle gehört, wollte aktiv werden. Claus Hock hat nachgefragt, was sich getan hat.
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