Was Sie heute wissen müssen Oben ohne | Oh, Germania | OOWV

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 18.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Neulich bin ich versehentlich auf einen ziemlich dämlichen Film bei Netflix gestoßen: „Senior Year“, eine Komödie über eine junge amerikanische Frau, die als 17-Jährige ins Koma gefallen war und als 37-Jährige wieder aufwachte. Wirklich neu ist diese Geschichte nicht, aber ich blieb hängen, denn es war faszinierend, was sich in diesen 20 Jahren gesellschaftlich verändert hat. Und das meine ich nicht negativ. Nehmen wir das Thema, mit dem sich Gabi Boschbach beschäftigt hat: Weil sich eine Frau in einem Göttinger Freibad oben ohne sonnte und von der Polizei abgeführt wurde, beschloss der Stadtrat für ein halbes Jahr oben ohne zu erlauben - um Frauen und Männer und alles dazwischen nicht ungleich zu behandeln. Männer bedecken ihren Oberkörper schließlich auch nicht.

Für Ostfriesland offenbar ein schwieriges Thema: „Unsere Vorschriften besagen, dass textilfreies Baden nicht erlaubt ist“, sagt Martin Schmidt, Leiter des Auricher Familienbades „De Baalje“. Textilfrei? Und was ist mit den Männern? Auch in Wiesmoor will man darüber nicht mal nachdenken. Beim Freibad Holtrop (Großefehn) ist man zumindest offen für eine Diskussion. Die wäre ohnehin nichts Neues, weiß man im Bademuseum in Norderney. Schließlich hat sich in den vergangenen hundert Jahren die Bademode grundsätzlich verändert. Abtauchen wie in Aurich und Wiesmoor wird die Diskussion nicht beenden.

Aktuell aber gibt es in Wiesmoor ein drängenderes Problem. Es geht um 60.000 Euro Steuergeld. Das hatte der Verein Germania Wiesmoor für die Sanierung der Duschen und Umkleideräume bekommen. Während das Land Niedersachsen seine 30.000 Euro inzwischen zurückgefordert hat (wegen Verstoßes gegen die Förderrichtlinien), sieht die Stadt Wiesmoor dazu keinen Anlass. Antragsteller war - Sie mögen es ahnen - Christian Rademacher-Jelten, verurteilter Betrüger und Drahtzieher der „Hells-Angels-Wiesmoor-Connection“, der an den Zuschüssen womöglich selber verdient hat. Schließlich gehören auch Bauunternehmen zu dessen Unternehmenskonstrukt KS-Consult.

Ob das tatsächlich so ist, konnte Daniel Noglik leider nicht herausfinden. Der Bürgermeister, den es eigentlich interessieren müsste, was mit dem Geld der Stadt geschah, verweist an den Verein. Der will nichts sagen, ebenso wie der Landessportbund, zuständig für die Verteilung des Landesgelds. Wer die E-Mail zwischen Rathaus und Rademacher-Jelten liest, wundert sich allerdings nicht über die Blockadehaltung. Freunde halten eben zusammen.

Um kriminelle Machenschaften geht es auch in der Recherche von Michael Kierstein. Um Weihnachten rum waren im Leeraner Westerhammrich rund zehn Kubikmeter Müll gefunden worden. Allerdings war es kein Hausmüll, sondern Baustellenschutt, Dämmmaterial und sogar Teile eines Holzbettes. Die Entsorgung durch die Stadtwerke war sehr aufwendig, weil es sich teilweise um Sondermüll handelte. Normalerweise kommt dafür der Steuerzahler auf, weil kein Verursacher gefunden wird. Nicht aber in diesem Fall. Es wurden nämlich Rechnungen entdeckt, die belegten, dass eine Hamburger Firma den Müll illegal entsorgt hatte. Neben der Entsorgungsrechnung wurde auch ein Bußgeldbescheid erstellt.

Bleiben wir in Leer. Dr. Markus Connemann leitet dort die Firma Hammerlit, die Geräte und Materialien für das Gesundheitssystem produziert. Ihm ist schon lange klar, dass die Abhängigkeit vom Energieträger Gas ein Problem darstellt, und deshalb betreibt das Unternehmen schon seit zehn Jahren einen sechs Hektar großen Photovoltaik-Park, der etwa sechs Mal so viel Strom erzeugt, wie vom Unternehmen benötigt. Um den Gasbedarf zu senken, wurden Luft-Wärme-Pumpen installiert, und nun soll auch noch das Dach mit Solarzellen aufgerüstet und drei Windräder aufgestellt werden. Ein gutes Beispiel dafür, das die Energiewende Unternehmen auch gute Perspektiven bieten kann, wenn der Chef vorausschauend handelt.

Steuern wir wieder auf einen Dürresommer zu? Voraussagen sind derzeit sinnlos, aber im Osnabrücker Land werden die Bürger schon jetzt aufgerufen, Wasser einzusparen, da die Pegelstände sehr niedrig sind. So schlimm ist es um Ostfriesland nicht bestellt, wie Martin Alberts erfragt hat. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) berichtet, dass der Wasserbedarf zwar um 20 Prozent höher liegt als sonst um diese Jahreszeit, aber von Wasserknappheit nicht die Rede sein könne. Man setze auf vorhergesagte sinkende Temperaturen und Regenfälle.

Um das Klima geht es auch bei einem Projekt, das die Wachstumsregion Ems-Achse am Montagabend in Hannover vor 350 Gästen aus Wirtschaft und Politik vorgestellt hat: Es handelt sich um ein neuartiges Klimaportal. Wie zum Beispiel bei der Lufthansa, die bei Flugbuchungen gegen Aufpreis Klimaschutz anbietet, können künftig in unserer Region die Menschen auch zum Beispiel beim Bestellen einer Pizza für örtliche Klimaschutzprojekte einen kleinen Geldbetrag spenden. Martin Teschke war bei dem Landtags-Empfang mit Gastredner Stephan Weil dabei.

Ostfrieslands größtes Sportereignis, der „Ossiloop“, ist fast durch: Die fünfte Etappe gestern führte über 840 Teilnehmer von Plaggenburg nach Dunum. Die Sieger waren die gleichen wie bei den bisherigen Etappen, aber auf die kommt es ehrlich gesagt nicht an, sondern auf die vielen Freizeitläufer, wie den 83-jährigen Bodo von Preyss. Hannah Weiden, Robert Mohr und Jasmin Keller berichten im Liveblog von der Strecke. Auch Sportchef Matthias Herzog war dabei. Wir beide werden nächstes Jahr mitlaufen, vielleicht aber auch erst 2024 oder 2025, oder ... auch nicht. Mal sehen.

Was heute wichtig wird:

  • Die Bundeswehr in Leer startet am Mittwoch zusammen mit dem Veterinäramt des Landkreises eine große Übung zum Verhalten im Ernstfall bei Tierseuchen. Michael Kierstein ist dabei.
  • Bienen, Schmetterlinge, Mücken: Sie werden immer weniger. Verantwortlich ist unter anderem die moderne Landwirtschaft. Die Samtgemeinde Hesel will dagegen vorgehen und sucht Land, schreibt Christine Schneider-Berents.
  • Das Webmuseum in Westgroßefehn nimmt wieder die Fäden in die Hand. Nach langer Sanierungszeit kann es seit dem 1. Mai wieder besucht werden. Jens Schönig sieht sich das Handwerk vor Ort an.
  • Uniper hat die Namen der beiden von ihr vermittelten schwimmenden LNG-Terminals bekannt gegeben. Imke Oltmanns sieht sich an, wo die 300 Meter langen und 50 Meter breiten Terminals künftig liegen sollen: einen Kilometer vom Badestrand in Hooksiel entfernt.
  • Das Parkgelände am Emder Schwanenteich war als Treffpunkt für Jugendliche gerade im vergangenen Jahr hoch im Kurs. CDU-Ratsherr Reinhard Hegewald berichtet davon und beklagt sich über „Drogenhandel“. Gordon Päschel beleuchtet das Thema.
  • Die Krummhörner SPD hat eine Exkursion in einen Ort unternommen, in dem alle Generationen angeblich gut zusammen leben können. Michael Hillebrand geht der Frage nach, was das „Geheimrezept“ ist und ob es sich auf die Krummhörn übertragen lässt.
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