Was Sie heute wissen müssen Impfgegner bleiben Impfgegner | Busfahrer lassen Fahrgäste stehen | Landrat mit 34 E-Autos


Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Wie wird der Herbst? Das ist die Preisfrage dieses Sommers. Kommt Corona wieder? Und wenn ja, wie, in einer gefährlicheren Variante? Keiner weiß es, aber Vorsicht ist angeraten, glaubt eine Mehrheit. Wer das offensichtlich nicht glaubt, das sind die Impfgegner in unserem Land. Trotz inzwischen etablierter Impfstoffe, trotz weitestgehend guter Erfahrungen, trotz der Einführung des „Totimpfstoffs“ Novavax lassen sich im Landkreis Leer kaum noch Menschen erstimpfen. „Die Zahl der Impfungen ist von Woche zu Woche ungefähr gleichbleibend, derzeit auf einem niedrigen Niveau“, erklärt Philipp Koenen, Sprecher des Landkreises. Nur bei den Booster-Impfungen gebe es seit Pfingsten einen spürbaren Anstieg. Das bestätigt ein Blick auf die Zahlen: Insgesamt haben die Mobilen Impfteams des Landkreises in den vergangenen vier Wochen 753 Impfungen verabreicht. Davon waren 580 Viertimpfungen. Michael Kierstein berichtet.
Ostfriesland ist wunderschön, besonders an Tagen wie gestern. Ich versuche, wann immer es möglich ist, mir am Abend Zeit freizuräumen, um zum Badesee Neermoor zu radeln und dort eine Runde zu schwimmen. Schwimmen gelernt habe ich so mit sechs oder sieben Jahren. Erst versuchte sich mein Vater (war nicht so gut), dann ein Schwimmlehrer. War damals selbstverständlich. Heute nicht mehr. Immer weniger Kinder lernen schwimmen, immer weniger Erwachsene lassen sich zu Bademeistern ausbilden. Eine verhängnisvolle Situation, sagt die DLRG. Julia Jacobs hat dazu recherchiert.
Dass der ÖPNV in Ostfriesland ziemlich schlecht aufgestellt ist, dem wird kein Kommunalpolitiker widersprechen. In Zeiten des 9-Euro-Tickets treten die Schwächen noch stärker zutage als sonst. Busunternehmen lassen Fahrgäste stehen, weil die Busse überfüllt sind. „Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen“, sagte Busunternehmer Jochen Edzards gestern im Wirtschaftsausschuss des Auricher Kreistags. Immerhin weiß die Politik, dass nur sie dafür sorgen kann, dass es in Ostfriesland bessere Verbindungen gibt und das System attraktiver wird - mit viel Geld. Was in Großstädten längst normal ist, soll nun auch an Bushaltestellen in Ostfriesland eingeführt werden: Elektronische Anzeigetafeln verraten auf die Minute genau, wann der Bus kommt. Ab Februar 2023 soll das System umgesetzt werden. Marion Luppen berichtet aus dem Wirtschaftsausschuss des Auricher Kreistags.
Der Rechtsanwalt Dr. Christian Kaufmann hat gerade in Emden viel zu tun. Er ist als Rechtsvertreter bei der finanziell schwer angeschlagenen Fosen-Werft engagiert und nun auch beim insolventen Helikopter-Dienstleister Wiking aus Friesland, der in Emden einen Stützpunkt unterhält. In beiden Fällen, so heißt es, wird es weitergehen. Wiking ist in einer Branche engagiert, die wichtiger und wichtiger wird, als Versorger für Offshore-Windparks. Kaufmann zweifelt nicht daran, dass es genügend Investoren für das 130 Mitarbeiter zählende Unternehmen gibt, das seit Gründung vor 47 Jahren seinen Hauptsitz in Sande-Mariensiel hat. Gordon Päschel beleuchtet die Situation.
Politik ist nicht immer fair. Das bekommt die neue Bürgermeisterin der Krummhörn, Hilke Looden, gerade zu spüren. Ausgerechnet SPD-Chef Alfred Jacobsen, bei der Wahl vorigen Herbst unterlegener Gegenkandidat, setzt ihr massiv zu. Er behauptet, dass sie mehr arbeiten müsse und „fürstlich entlohnt“ wird (was angesichts des Arbeitsalltags von Bürgermeistern eine unverschämte Äußerung ist). Er drohte für seine Fraktion mit Ablehnung des Gemeinde-Haushalts, falls Looden an ihrem Antrag auf Einstellung eines allgemeinen Stellvertreters festhalte. Looden gab nach, die erste Runde hat Jacobsen also gewonnen. Lumpig finde ich das trotzdem: Der langjährige SPD-Politiker, der im Wahlkampf Stress hatte, weil er sich einen Bauplatz reservieren ließ, scheint ein schlechter Verlierer zu sein. Michael Hillebrand berichtet.
Meine beiden Söhne haben kein Auto (nicht mal einen Führerschein), obwohl sie schon über 30 sind. Sie leben in der Großstadt, in Milieus, die mir persönlich fremd sind. Nicht nur Autos, Fahrräder, Elektroroller werden dort geteilt, auch Kinderspielzeug, Rasenmäher und andere Dinge des täglichen Lebens, die ich wie selbstverständlich selbst besitze. Von der „Share Economy“ reden Fachleute, von der „Wirtschaft des Teilens“. Im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels. Dabei geht es auch um eine gerechtere Welt, schreibt Nicole Böning in ihrem Beitrag für unsere Klimaserie. Ein Beispiel fürs „Sharen“ hat sie in Norden entdeckt: „Bibliothek der Dinge“ heißt ein Konzept, das die Stadtbibliothek aufgegriffen hat. Hier können seit letztem Sommer zum Beispiel Trampoline, Action-Kameras, Fenstersauger, Bollerwagen und Nähmaschinen ausgeliehen werden. Alles, was nicht ständig gebraucht wird. Es funktioniert wie eine richtige Bücherei. Persönlicher Verzicht ist also gar nicht nötig, um den Planeten zu retten. Allenfalls der Verzicht auf persönlichen Besitz.
In den vergangenen Monaten haben auch wir viel über die Wiedervernässung ehemaliger Moore geschrieben, darüber, wie positiv sich die CO₂-Senken auf den Klimaschutz auswirken, welches Potenzial Wasserbüffel als mögliche Nutztiere haben. Und trotzdem ist die Begeisterung bei den Betroffenen, den Landwirten, nicht wirklich groß. Dirk Visser, unser Landwirtschaftsexperte, hat nicht nur dafür Verständnis, er ist auch sehr irritiert über die Ambivalenz der Landesregierung. Zitat: „Gegen den Klimawandel kann es helfen, Moore wieder unter Wasser zu setzen. Aus der Stadt heraus ist das schnell gefordert. Aber auf diesen Böden arbeiten und leben Menschen.“ Mangels Geld könnte es zu einem „Die da in Hannover“ gegen „Die da auf dem Land“ kommen.
Bleiben wir beim Thema Klima. Daniel Noglik und Kristina Groeneveld produzieren für unsere Serie alle zwei Wochen einen Podcast, die „Gradwanderer“. In der ersten Folge wurde Mischa Lauterbach interviewt, Aktivist von „Fridays for Future“, in der gestern erschienenen zweiten Folge der Leeraner Landrat Matthias Groote, dessen Behörde inzwischen über 34 E-Autos verfügt. Er spricht mit Daniel über an der Ladesäule vergessene Kabel, die Vorbildfunktion der Behörden – und darüber, warum er von der Elektromobilität so begeistert ist. Hören können Sie das Gespräch auf der OZ-Webseite und überall, wo es Podcasts gibt. Eine Empfehlung.
Was heute wichtig wird:
- Der Ruppige wird sanft, der Angsthase mutig: Tiere haben eine besondere Wirkung auf Menschen. Der Verein Open Dören in Bunde hatte deshalb einen rollenden Zoo zu Gast. Christine Schneider-Berents war dabei.
- Ein Ratsherr in Moormerland will die Ostfriesland-Flagge vor dem Rathaus gehisst sehen. Doch schon bei der Frage, wie diese Flagge aussehen soll, gibt es Uneinigkeit. Und was hält eigentlich die Landschaft von der Idee? Tobias Rümmele fragt nach.
- Der Landkreis Aurich will in der ehemaligen Blücher-Kaserne Flüchtlinge unterbringen. Die Renovierung ist abgeschlossen. Der Sozialausschuss besichtigt die Räume in einer nichtöffentlichen Sitzung. Die Presse darf dabei sein. Dazu gehört Marion Luppen.
- Ab dem 1. Juli ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) verpflichtend für alle Arztpraxen. Jens Schönig fragt in Wiesmoor nach, wie gut die Digitalisierung der Krankmeldung funktioniert. Das Ergebnis lässt Patienten aufhorchen.
- Die Förderschule in Wittmund hatte erst eine kleine Baustelle, dann einen Wasserschaden und eine große Baustelle. Jetzt ist alles fertig, der Schullalltag läuft normal. Und dazu gehört anders als in anderen Schulformen auch Körperpflege. Susanne Ullrich berichtet.
- Raus aus dem Hamsterrad und sich eine Auszeit gönnen: Immer mehr Arbeitnehmer denken offenbar über ein Sabbatjahr nach. Doch wie funktioniert das? Gibt es einen Anspruch darauf? Mona Hanssen fragt nach.
- Vor 50 Jahren war Gebietsreform in Niedersachsen, mit einschneidenden Folgen. Die Gemeinden Hinte und Krummhörn wurden in ihrer jetzigen Form geschaffen. Michael Hillebrand hat nachgefragt, was zum Jubiläum geplant ist.