Was Sie heute wissen müssen Gas fließt, Preise steigen | Sorgenfrei in Emden | Strafen für Schottergärtner
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Wochenlang wurde spekuliert, geunkt, gedroht: Dreht Putin den Gashahn nach der Pipeline-Inspektion wieder auf. Ja, er tat es gestern, und sofort war das Thema nur noch eine Randmeldung in den Hauptnachrichten. Dabei hat sich an der Erpressungssituation nichts geändert: Putin liefert genau so viel, dass bei ihm das Geld fließt und so wenig, dass unsere Gasspeicher noch lange nicht voll sein werden. Ein Gedanke kommt mir in den Angstszenarien ohnehin immer zu kurz. Die Abhängigkeit beim Gasgeschäft ist eine beidseitige. Klar brauchen wir die Energie, aber Russland braucht das Geld. Und mit Energie als Waffe hat das Land bereits einmal schlechte Erfahrungen gemacht, in Litauen.
Bleiben wir beim Gas. Vorgestern war Stefan Dohler zu Gast bei uns in Logabirum. Thema unseres Gesprächs mit dem Vorstandsvorsitzenden des Energieversorgers EWE waren eigentlich die eklatanten Mängel des Unternehmens im Umgang mit seinen Kunden (wozu sich Dohler auch sehr offen äußerte). Aber natürlich nutzten Andreas Ellinger und ich die Gelegenheit, um mit dem hervorragend vernetzten Manager auch über den überhitzten Gasmarkt und die Auswirkungen auf uns Kunden zu sprechen.
„Wenn Sie dieses Preisniveau beim Gas heute sehen – da kommt noch was auf die Verbraucher zu“, warnt Dohler und erklärt, dass das Gas, das die EWE heute einkauft, erheblich teurer ist, als das, was die Kunden derzeit bekommen. Was daran liegt, dass das Unternehmen mit langem Vorlauf einkauft, für Kunden mit zweijähriger Preisbindung sogar zwei Jahre im Voraus. Das heißt, die Einkaufspreise von heute sind die Verkaufspreise von morgen. „Das macht uns Sorgen“, sagt Dohler, „weil es Kunden geben wird, die dann Mehrbelastungen in einer Größenordnung von 300 bis 400 Euro im Monat haben werden.“ Und das würden viele nicht bezahlen können. Die Hilfe für diese Menschen müsse die Politik organisieren, das könnten Unternehmen nicht leisten, macht der EWE-Chef klar und sagt auch noch was zu den guten Voraussetzungen, die Ostfriesland hat, der „Ruhrpott von morgen“ zu sein - „nur in sauber“.
Eins ist für Dohler auch klar, und das hört man derzeit selten. Die jetzigen Gaspreise seien eine Übertreibung aufgrund der verschiedenen Krisen. Bis in zwei, drei Jahren, so vermutet er, werde der Gaspreis wieder deutlich sinken. Die EWE rate vielen ihrer Privatkunden derzeit, die Abschlagszahlen freiwillig zu erhöhen. Um zu verhindern, dass säumigen Zahlern das Gas abgedreht wird, brauche es so etwas wie eine an die Sozialbehörden angedockte Vermittlungsstelle. Dass solche Fälle mehr werden, sei logisch. Denn selbst Verträge mit Preisbindung, die derzeit eine relative Sicherheit garantieren, laufen irgendwann aus.
Trotz der Friktionen auf dem Markt pumpt die EWE aber auch weiterhin große Beträge in die Infrastruktur. In Emden soll für einen dreistelligen Millionenbetrag ein Elektrolyseur entstehen, der grünen Wasserstoff produziert, und gestern wurde bekannt, dass das Unternehmen 160 Millionen Euro bereitstellt, um drei ihrer regionalen Gasspeicher per Pipelines an das im Bau befindliche LNG-Terminal Wilhelmshaven anzuschließen. Die 70 Kilometer Leitungen sollen bis Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein. Nach Ende des Erdgas-Zeitalters soll durch die Pipelines Wasserstoff fließen (oder strömen - da waren wir uns heute nicht ganz einig in der Redaktion).
Wohl dem, der Bestandskunde der Stadtwerke Emden ist, das sind gegenwärtig etwa 26.000 Haushalte. Bis Ende des Monats bietet das kommunale Unternehmen für Strom den „Sorgenfrei-Tarif“ an, der bis Ende des nächsten Jahres unabhängig von der tatsächlichen Preisentwicklung gilt. 32 Cent pro Kilowattstunde verheißt der Tarif. Klingt ziemlich teuer, ist es aber wohl nicht. „Der aktuelle Preis auf den Vergleichsportalen liegt bei ca. 41 Cent pro Kilowattstunde“, sagt Stadtwerke-Sprecher Andreas Polle auf Nachfrage von Mona Hanssen. Beim Gas gibt es eine solche Preisgarantie nicht, aber hier sollen die Preise bis Jahresende stabil bleiben.
Energie sparen bleibt das Gebot der Stunde. Der Landkreis Leer macht das unter anderem, in dem er den Sportlern in den Turnhallen das heiße Wasser abdreht. Bei den betroffenen Turnvereinen sorgt das für Gegrummel. Der Ruf nach Kompromissen wird laut. „Vielleicht lassen sich die Maßnahmen ja ein wenig aufweichen, möglicherweise könnte man sich darauf einigen, dass Spieler nur eine oder zwei Minuten lang warmes Wasser nutzen“, schlägt Ernst Baumann, Vorsitzender des VfB Uplengen vor. Und andere Funktionäre schauen schon auf den Winter und was es dann bedeuten würde, kalt zu duschen. Auch wenn es vielleicht unsensibel klingt: Aber wenn wir solche Probleme haben, geht es uns doch wirklich gut. Matthias Herzog und Maren Stritzke haben sich mit der Dusch-Krise befasst.
Wenn es ums Sparen geht, dann ist das Fachwissen von Heizungsbauer Markus Wilken besonders gefragt. Der Obermeister der Innung in Leer hat auf Bitten von Nikola Nording ein paar Fragen zum Energiesparen beantwortet, und er erklärt auch, welche Maßnahmen völlig sinnlos sind - zum Beispiel die Heizung im Sommer abzustellen.
Oh, wie oft sind Schottergärten schon öffentlich geächtet worden (ganz abgesehen davon, dass sie verboten sind)? Wie oft haben wir schon gelesen, dass diese Gärten der Aufheizung der Städte Vorschub leisten? Und trotzdem haben die Kieswüsten viele Fans. Der Landkreis Leer will das jetzt so nicht mehr akzeptieren. Natürlich setze man weiterhin auf Aufklärung und habe auch einen Werbeflyer für bepflanzte Gärten erstellt (das überzeugt bestimmt). Aber: „Gleichwohl will der Landkreis in Zukunft mehr Druck machen, damit bestehende Schottergärten beseitigt werden“, sagt Pressesprecher Philipp Koenen. Das Bauamt sei aktuell personell verstärkt worden, damit Kontrollen erfolgen und somit Verstöße geahndet werden können. Die kreisangehörigen Gemeinden unterstützen die neue Strenge, wie Vera Vogt berichtet.
Nach christlichem Verständnis sind wir alle Sünder. Und darum ist Vergebung eines der wichtigsten Prinzipien für unser Miteinander. Nicht so in Uplengen. Dort sind viele Landwirte immer noch sauer, weil ihr Pastor Tobias Kirschstein im Juni im Gemeindebrief für vegane Ernährung warb und die industrielle Landwirtschaft kritisierte. Obwohl sich Kirschstein entschuldigte, ist die Empörung nicht abgeklungen, in einem Leserbrief wird sogar der Rausschmiss des Gemeindepfarrers verlangt, wie Tobias Rümmele berichtet.
Oh Mann, Leute, das kann doch nicht Euer Ernst sein. Erstens gilt auch für einen Pastor die Meinungsfreiheit, und man kann ja gerne kontrovers diskutieren, aber was da gerade läuft, klingt wie ein Rückfall in spätmittelalterliche Zeiten. Vergebung also. Vielleicht hilft dieser Link.
Was heute wichtig wird:
- Kleider spenden und damit Gutes tun – ist das wirklich so? Was wird aus den Stoffen, die im Landkreis Leer in die Altkleidercontainer gestopft werden? Tobias Rümmele hat nachgefragt.
- Weil sie in einem E-Rollstuhl sitzt, konnte Renate Nuss eine Seniorenfahrt in Bunde nicht mitmachen. Sollten nicht gerade die komplett barrierefrei sein? Vera Vogt hört sich um.
- Der ADFC in Aurich ist auch Monate nach der Fertigstellung der Fischteichweg-Kreuzung nicht mit der Wegeführung für Radfahrer einverstanden. Jetzt könnte sich ein Kompromiss abzeichnen.
- Der Unverpackt-Laden in Wittmund soll als Inklusionsbetrieb geführt werden. Susanne Ullrich hat sich danach erkundigt, wie das Konzept genau aussieht.
- Welche Kommune wird nach der Krummhörn die nächste in Ostfriesland sein, die mithilfe von Sensoren Besucherströme lenkt? Michael Hillebrand hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt.
- Eine psychische Erkrankung, Demenz oder auch ein Schlaganfall: Alleine in Emden leben mehr als 1000 Menschen, die rechtlich betreut werden. Gordon Päschel berichtet über ein heikles gesellschaftliches Thema.