Was Sie heute wissen müssen Obacht vor Blaualgen | Ørsteds große Pläne | Unbekannter Brand-Toter

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 12.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Freuen Sie sich drauf (oder auch nicht): Wir nähern uns dem Höhepunkt des ostfriesischen Sommers. Am Wochenende steigen die Temperaturen, wie schon gestern und heute, über die 30-Grad-Marke. Da locken die vielen, schönen Badeseen in Ostfriesland für ein paar erfrischende Stunden oder ein Spaziergang durch kühlende Wälder. Aber kein Heckenschneiden und sonstiges körperliches Arbeiten in der prallen Sonne. Apropos Baden: Tatjana Gettkowski hat mal bezüglich der Badeweiher im Landkreis Leer nachgefragt. Blaualgen sind ja dort wie überall immer wieder mal ein Problem. Aber bis jetzt keine Gefahr. Die Gesundheitsämter sind wachsam. Für meinen bevorzugten Badesee in der Gemeinde Moormerland kann ich mir Blaualgen ohnehin nicht vorstellen: Der ist noch so frisch wie vor vier Wochen.

Bleiben wir beim Wasser und in Leer. Das Trinkwasser dort ist ein ganz Besonderes. So besonders, dass immer wieder Geschichten zu hören sind, wonach Ostfriesen, die ihre Region verlassen und woanders hinziehen, kanisterweise Trinkwasser mitnehmen. Vor allem zur Zubereitung von ostfriesischem Tee, der bei diesem weichen Wasser sein volles Aroma entfaltet. Dass dies nicht nur eine Marotte heimwehkranker Ostfriesen ist, sondern durchaus seine Berechtigung hat, weiß Dieter Bakker. Er ist seit beinahe 40 Jahren der Wassermeister im Leeraner Wasserwerk. Kurz bevor er in den Ruhestand geht, hat sich Katja Mielcarek erklären lassen, warum das Trinkwasser in Leer so besonders ist - und besser als fast jedes Mineralwasser.

Um Wasser dreht es sich auch in der Geschichte, die Daniel Noglik in den vergangenen beiden Tagen recherchiert hat. Er hat eine Studie des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und des Helmholtz-Zentrums Hereon in die Finger bekommen, laut der rund um Offshore-Windparks in der Nordsee erheblich erhöhte Konzentrationen von Metallen festgestellt worden sind. Welche Auswirkungen dies auf die Tier- und Pflanzenwelt hat, ist noch nicht bekannt. Aber es gibt ein Minimierungsgebot für solche Schadstoffe. Die Ursache der Kontaminationen ist ebenfalls bekannt. Es ist der Korrosionsschutz der stählernen Risiken. Der könnte auch anders, aufwendiger gewährleistet werden. Wie, das lesen Sie in Daniels Artikel.

Offshore ging gestern auch Ministerpräsident Stephan Weil. Auf Einladung von Ørsted, dem Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windenergie, flog er gestern im Hubschrauber zum Umspannwerk im Windpark Borkum Riffgrund 2. Überzeugend im Outfit, einem Überlebensanzug. Bei den Gesprächen mit Jörg Kubitza, Deutschland-Chef von Ørsted, ging es um die Pläne, die das Unternehmen hat: Von einer eigenen Techniker-Ausbildung bis zu einem Kontrollraum in Norddeich, der Windparks in ganz Kontinentaleuropa überwachen soll. Großartige Pläne und auch Anlass für uns, den Termin zu besuchen. Denn Wahlkämpfer Weil ist gerade verdächtig oft in Ostfriesland unterwegs.

Eine schreckliche Straftat erschütterte gestern die Gemeinde Moormerland. Auf den Hinweis einer Frau aus Wilhelmshaven fand die Polizei am 4. August in einer Wohnung den Leichnam einer 38-jährigen Frau, die offensichtlich durch äußere Gewalt zu Tode gekommen war. Auch der Tatverdächtige, ein 43-jähriger Wilhelmshavener, wurde in der Wohnung angetroffen und befindet sich seither aus medizinischen Gründen, wie die Polizei angibt, in einer „Unterbringung“. Mehr Details gab die Polizei nicht bekannt, obwohl die Tat ja nun schon eine Woche her ist.

Warum sagt die Polizei nicht mehr? Diese Fragen stellen wir Journalisten uns sehr oft. Manchmal geht es um „ermittlungstaktische Gründe“, ein anderes Mal hält die Polizei einen Fall für nicht veröffentlichungswürdig. Und dann wieder gibt es Schutzinteressen von Betroffenen, wie das im Behördenjargon heißt. Für uns ist das immer wieder hinderlich, und viele Leser sind auch unzufrieden nicht mehr zu erfahren. Anhand einer Schlägerei in Emden, die von der Polizei nicht gemeldet worden war, ging Mona Hanssen nun der Frage nach, was wird gemeldet und was nicht und warum nicht. Für uns bleibt ein presserechtliches Spannungsfeld, wenn die Polizei entscheidet, was wichtig ist für die Öffentlichkeit und was nicht.

Einen tragischen Todesfall gab es gestern Früh bei einem Hausbrand in Uthwerdum. Das Feuer brach gegen 2.30 Uhr aus, Anwohner meldeten den Brand der Feuerwehr und berichteten, dass sich in dem Gebäude noch eine Person befindet. Die konnte allerdings nur tot geborgen werden und bis gestern Abend war auch die Identität unbekannt. Selbst die Frage, ob Mann oder Frau, kann nur die Obduktion beantworten. Die eigentlichen Bewohner der vom Feuer zerstörten Wohnung sind wohlauf. Sie waren in der Brandnacht gar nicht zuhause. Nicole Böning berichtet.

Im Fall des von einem anderen Hundebesitzer erstochenen Labradors Balu in Rhauderfehn ermittelt die Polizei auf Hochtouren. Aufschlussreich sind derzeit Zeugenaussagen zu dem 69-jährigen Verdächtigen. Die Frage ist, ob der Messereinsatz Notwehr war oder nicht. Falls nicht, könnte der Täter ins Gefängnis kommen. Polizeisprecherin Svenia Temmen: „Dann würde es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handeln. Bei einer vorsätzlichen Tötung eines Wirbeltieres kann auf den Täter entweder eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahre zukommen.“ Luca Hagewiesche bleibt am Thema dran.

Vor drei Jahren war ich mal für ein paar Tage auf Langeoog, und ich muss zugeben, ich fand es ein bisschen langweilig (okay, es war Herbst und das Wetter war auch schwierig). Damit stehe ich aber wohl ziemlich alleine, denn Langeoog hat einen außerordentlich hohen „Tourismusfaktor“: Auf jeden der 1800 Einwohner kommen 453,5 Gästeübernachtungen - Rang 4 in Ostfriesland! Und so soll es bleiben. Darum erarbeitet das Büro „Projekt M“ gerade ein Tourismuskonzept für die Insel. „Das Ziel ist eine neue Tourismusstrategie, langfristig und ganzheitlich“ und unter Einbeziehung der Inselbewohner. Bürgermeisterin Heike Horn hofft auf einen „Befreiungsschlag“ für die finanziell klamme Inselgemeinde und spekuliert zum Beispiel auf „mehr Attraktionen für Familien mit Kindern“. Imke Oltmanns berichtet.

Vielleicht bringt den Langeoogern ja auch ein Blick in die Krummhörn neue Erkenntnisse. Dort war vor 23 Jahren ein Tourismuskonzept erarbeitet worden. Das Papier hat 70 Seiten und trägt den Titel „Wasserwanderwegkonzept für das Gebiet der Krummhörn“. Umgesetzt wurde - nichts. Dabei ist die Idee hochaktuell, inzwischen gibt es dazu sogar ein Förderprogramm des Bundes, das der jetzige Bundestagsabgeordnete und frühere Krummhörner Bürgermeister Johann Saathoff (SPD) initiiert hat, wie Claus Hock berichtet. Neues Glück nach 23 Jahren? Das sei fraglich, heißt es selbst aus dem Rathaus in Pewsum.

Saathoffs Karriere verrät eine gewisse Gradlinigkeit: Verwaltung, Kommunalpolitik, Bundespolitik. Aber welchen beruflichen Weg ging dessen CDU-Kollegin Gitta Connemann? Dass sie erfolgreich Jura studiert hat, betont sie gerne selber, aber sie hatte davor noch eine Lehre absolviert. Welche? Bankkauffrau, Schuhverkäuferin oder Bäckereifachverkäuferin? Sie wissen’s? Dann haben Sie doch Spaß mit Nikola Nordings Promiquiz.

Was heute wichtig wird:

  • Katzen zählen zu den beliebtesten Haustieren. Mit Katzenliebe ist es aber vielerorts nicht weit her: In Moormerland sind in den zurückliegenden Wochen zahlreiche Freigänger spurlos verschwunden. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Immer wieder Donnerzüge: In der vergangenen Woche hat die zweite Messung der Bahn stattgefunden und offensichtlich wurden einige Donnerzüge in Leer aufgezeichnet. Wie geht es jetzt weiter? Katja Mielcarek fragt nach.
  • Ministerpräsident Stephan Weil fährt von Hooksiel aus raus zum künftigen LNG-Terminal, also dorthin, wo das schwimmende Terminal angelegt werden soll. Mit dabei sind Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach und Imke Oltmanns, die berichtet.
  • Karin Kammer leitet seit 13 Jahren das Nationalparkhaus auf Baltrum und ist sogar als Nicht-Insulanerin in kürzester Zeit zum festen Bestandteil des Ortslebens geworden. Wie das klappt und wie ein so kleiner Ort zusammenhält, erzählte sie Nicole Böning.
  • Kürzlich musste die Baltrumer Feuerwehr den ersten großen Brand seit den 1990er Jahren löschen. Wie gut ist sie personell und materiell ausgestattet? In welchen Fällen kommt dann doch mal Verstärkung vom Festland und wie funktioniert das? Michael Hillebrand hat den Überblick.
  • An diesem Freitag kommt der Runde Tisch Außenems mit hohen Gästen in Emden zusammen. Gemeinsam mit Bernd Althusmann und Olaf Lies wird unter anderem über die Bekämpfung des Schlicks und die Tidesteuerung gesprochen. Mona Hanssen berichtet.
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