Was Sie heute wissen müssen Ungerechte Subvention | Solidarische Fußballer | Auf Petersens Spuren

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 18.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Hoffentlich sind Sie noch nicht in Rente. Falls doch, dann bekommen Sie nix vom Staat. Egal, wie hoch Ihre Rente ist. Ich hingegen bin ein Gutverdiener und bekomme das Geld. Viel bleiben wird mir zwar nicht, die Steuer schlägt voll zu, aber unsozial ist die EPP, die Energiepreispauschale, trotzdem. Im September bekommt jeder Bundesbürger, der ein Arbeitseinkommen hat, 300 Euro brutto vom Staat. Für Arbeitgeber ist das eine sehr aufwändige Angelegenheit, wie Johann Doden, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands für Ostfriesland und Papenburg feststellt. Aber vor allem ist die EPP, wie sie inzwischen heißt, nicht gerecht. Erich Harms, Vorsitzender des Sozialverbands VdK im Landkreis Aurich, nennt dies einen „Skandal“. Daniel Noglik hat mit ihm gesprochen und fasst zusammen, was jeder von uns wissen muss.

Dass die Grundsteuer, so wie sie jahrzehntelang veranschlagt wurde, ungerecht ist, hat das Bundesverfassungsgericht schon vor vier Jahren festgestellt und vom Bundestag eine Reform verlangt. Für die werden gerade die Grundlagen gesetzt: Jeder Immobilienbesitzer muss online einen Fragebogen ausfüllen. Und das ist gar nicht so einfach, schon gar nicht für Bürger, die nicht sehr internetaffin sind. Alleine bei der Hotline des Auricher Finanzamtes sind rund 12.000 Anfragen eingegangen. Gabi Boschbach hat sich des Themas angenommen und gibt viele praktische Tipps, wie die Formulare auszufüllen sind.

Von den Behörden im Stich gelassen fühlte sich am Sonntag eine Urlauber-Familie auf Borkum. Claudia Oehler, ihr Schwiegersohn und ihre beiden Enkelkinder waren zum zweiwöchigen Urlaub auf der Insel – und wollten an diesem Tag abreisen. Ihr Auto gehörte allerdings zu den 13 Autos, die durch einen Brand auf dem Parkplatz zerstört oder beschädigt wurden. Die 800 Kilometer Heimreise wurden zur Tortur. Bis jetzt ist noch nicht alles Gepäck da. Was die Oehlers aber wirklich geärgert hat, ist die nicht vorhandene Unterstützung von Polizei und Behörden auf der Insel. Lukas Münch hat ihre Geschichte aufgeschrieben.

Immerhin erfuhren die Oehlers große Solidarität von den Borkumern. Von außergewöhnlichem Zusammenhalt können auch der FC Brookmerland und die Angehörigen von Marco Memenga berichten. Nachdem der 38-Jährige FC-Fußballer bei einem Pokalspiel in Filsum am 5. August im Spiel zusammenbrach und dort letztlich auch verstarb, hatte der Verein schnell ein Spendenkonto für die Ehefrau und beiden Kinder (sechs und zehn Jahre alt) eingerichtet. Zu den vielen Spendern gehören nun auch die Hamburger Oberligisten TuS Dassendorf und Concordia Hamburg. Und am Mittwoch startete der HSV, bei dem Memenga Mitglied war, eine Trikot-Versteigerung. Sören Siemens fasst zusammen.

Unser aller Solidarität ist auch gefragt, wenn es um die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine geht. Knapp sechs Monate nach Beginn des russischen Überfalls spitzt sich die Flüchtlingssituation zu. Die Stadt Emden rechnet, wie Claus Hock erfahren hat, mit einer Vervierfachung der Zugänge. In der Nordseehalle soll Platz für bis zu 350 Menschen geschaffen werden. Dies hätte gravierende Folgen, denn Veranstaltungen in der Nordseehalle sind dann nicht mehr möglich. Dies würde nicht nur zahlreiche Kulturveranstaltungen betreffen, sondern auch Events wie die Emder Eiszeit. Über letztere wurde aufgrund der steigenden Energiepreise bereits in den vergangenen Wochen diskutiert.

Inklusion ist seit Jahren ein Reizwort in der Bildungspolitik. Es geht, vereinfacht gesagt, um gleiche Bildungschancen für behinderte und nicht behinderte Menschen. Bedingung ist allerdings finanzieller Einsatz des Staates, der Regelschulen mit entsprechend mehr Fachpersonal ausstatten muss. An dem fehlt es allerdings. Und deshalb fürchten Lehrer und Eltern der Pestalozzischule in Leer das Schlimmste, wenn diese wie alle Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen in Niedersachsen bis spätestens 2028 abgewickelt wird. Das sei eine Katastrophe für die Förderschüler, hatten Pestalozzi-Schüler Katja Mielcarek gesagt. An einer Regelschule gerieten sie unweigerlich in die Rolle der Dummen, würden zum Opfer von Spott und Mobbing. Das Thema wird auch im anstehenden Landtags-Wahlkampf eine Rolle spielen.

Ob viele Lehrer und OZ-Leser diese Geschichte überhaupt lesen? Wir „wissen“ doch alle, Lehrer haben zwölf Wochen Urlaub im Jahr, und gerade im Sommer liegen sie sechs Wochen lang irgendwo am Strand. Soweit das Vorurteil. „Sommerferien sind für Lehrerinnen und Lehrer nicht gleichbedeutend mit Urlaub. Es ist lediglich unterrichtsfreie Zeit“, stellt Wencke Hlynsdóttir von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Weser-Ems klar. Fortbildungen, Studienreisen und Workshops fänden in aller Regel in den Sommerferien statt. „Das sollte man als Lehrkraft auch wahrnehmen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.“ Rieke Heinig hat mit Hlynsdóttir und anderen Lehrern über arbeitsreiche Ferien gesprochen.

Am Fleiß von Wolfgang Petersen hat wohl noch nie jemand gezweifelt. Der im Alter von 81 Jahren am 12. August verstorbene Regisseur hat in den vergangenen Jahrzehnten einen Filmklassiker nach dem anderen geliefert: von „Das Boot“ über „In the line of fire“, „Outbreak“ bis „Troja“ und aus vielen jungen Schauspielern Stars gemacht. Auch in seiner Geburtsstadt Emden hinterließ Petersen viele Spuren. Heiko Müller begab sich gestern auf die Spuren des berühmten Stadtbürgers, der als Neunjähriger nach Hamburg umzog und sich vor 36 Jahren in Los Angeles niederließ. 2001, beim Besuch des Emder Filmfests, ließ er sich von Oberbürgermeister Alwin Brinkmann die Stadt zeigen. Petersen sei ein „sehr sympathischer Mensch mit viel Empathie“ gewesen, erinnert sich der frühere Politiker.

Was heute wichtig wird:

  • Bei einem Flächenbrand in Detern wurden kürzlich erstmals Löschrucksäcke eingesetzt. Was genau ist das überhaupt und welchen Vorteil bringen diese der Feuerwehr? Rieke Heinig hat nachgefragt.
  • In diesem Sommer soll es vor allem auf Langeoog besonderes viele Feuerquallen gegeben haben. Das sorgte für einige Verletzte. Tatjana Gettkowski berichtet über die Lage an der Küste.
  • Ralf Ulrichs ist in die Sternwarte der Insel Norderney hineingewachsen. Jetzt betreibt er sie fast alleine und er könnte sich sogar vorstellen, davon zu leben. Nicole Böning stellt ihn im „Inselporträt“ vor.
  • Die Strände sind gerade erstaunlich leer. Sind tatsächlich weniger Besucher da? Ja, sagen die Touristiker, viele Gäste schnallen wohl wegen der Energiepreise den Gürtel enger. Imke Oltmanns hört sich um.
  • Die Stadt Emden bereitet sich auf die Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine vor. Am Mittag will Oberbürgermeister Tim Kruithoff die Pläne erläutern. Heiko Müller und Claus Hock sind dabei.
  • Seit langem laufen die Diskussionen. Jetzt endlich will der Bund den Nordseefischern finanziell unter die Arme greifen. Claus Hock hat sich in Greetsiel umgehört, was die Fischer dazu sagen.
Ähnliche Artikel