Was Sie heute wissen müssen AKW in Eemshaven | Streit wegen der EWE | Zehn Jahre im Macheten-Prozess
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Nach mehr als drei Wochen im Urlaub und auf einer Tagung, jeweils weit weg von Ostfriesland, ist das eigene Zuhause wieder eine Entdeckung. Eine sehr schöne. Und das nicht nur, weil es sich nirgendwo so gut schläft. Nur das Wetter könnte in Ostfriesland besser sein. Der Fall von 29 Grad und Dauersonne zu 13 Grad und Regen ist doch ein Großer.
Was wir uns von Italien - da war ich - abschauen können, sind Gelassenheit und die Überzeugung, jede Krise überstehen zu können. Was allerdings befremdlich ist, in diesem mediterranen Land, ist das Fehlen von Photovoltaikanlagen und Windrädern. Beides gibt es, aber nur wenige Anlagen. Den Atomausstieg vollzog Italien schon in den 80er Jahren, nach Tschernobyl. Auch bei unserem Nachbarn Niederlande spielt die Atomkraft nur eine geringe Rolle (einer von zwei Meilern ist in Betrieb), aber das könnte sich bald ändern - und das ausgerechnet nahe Ostfrieslands in Eemshaven. Das Parlament war zwar mehrheitlich dagegen, Premier Rutte aber dafür. Vorsorglich hat nach dem Emder Stadtrat gestern auch der Kreistag in Aurich eine Protest-Resolution verabschiedet - mit einer Dreiviertel-Mehrheit, aber nicht einstimmig wie die Emder. Marion Luppen berichtet.
Im Fall des Falles hat eine solche Protestnote eine symbolische, aber keine rechtliche Bedeutung. Nicht viel mehr Einfluss hat der Landkreis Aurich auf die Gaspreise, die die EWE verlangt. Obwohl der Kreis sogar Anteilseigner ist, wenn auch mit weniger als drei Prozent, wie Landrat Olaf Meinen gestern im Kreistag anmerkte. Einen Antrag der Freien Wähler, eine Gaspreisbremse zu verlangen, lehnte Meinen ab. „Für Preise ist der Vorstand zuständig.“ Die explodierenden Energiepreise seien nicht von der EWE verschuldet, erklärte der Landrat. Das Unternehmen müsse seinerseits hohe Preise an Lieferanten zahlen. Er verwies auf den mit 150 Millionen Euro ausgestatteten Härtefallfonds, den das Land Niedersachsen auflegen wolle, um Menschen ohne oder mit geringem Einkommen von den hohen Energiepreisen zu entlasten.
Belastet werden die EWE-Kunden aktuell aber nicht nur von den gestiegenen Preisen, sondern auch von den massiven Problemen im Kundenservice des Energieversorgers. Seit Monaten schon berichtet Andreas Ellinger über die hausgemachten Ärgerlichkeiten. Im Leeraner Kreistag stellte sich der Aufsichtsratsvorsitzende, Ex-Landrat Bernhard Bramlage, jetzt einer Diskussion mit der Kommunalpolitik. Und musste sich mit massiver Kritik auseinandersetzen. CDU-Fraktionschef Dieter Baumann sprach von „Fiasko“ und „Desaster“. Hunderte betroffene Kunden hätten sich bei ihm gemeldet. FDP-Kreistagsmitglied Carl Friedrich Brüggemann stellte sogar den Status der EWE als Grundversorger infrage: „Brauchen wir Mega-Stadtwerke in Oldenburg, die für uns Ostfriesen zuständig sind?“ Er forderte Strukturen, die „uns dienen und nicht wir ihnen“.
In Vorbereitung ist bei der EWE eine technische Veränderung, die alle Gaskunden in Ostfriesland betrifft (also auch die anderer Versorger). Bis 2027 wird auf höherwertiges H-Gas umgestellt (auch LNG gehört dazu), dafür müssen auch alle mit Gas betriebenen Geräte eingerichtet sein. Falls nicht, muss umgerüstet werden - natürlich auf Kosten der EWE. Die besucht dazu alle Kunden zweimal. Die Besuche werden schriftlich angekündigt - als Vorsorge vor Trickbetrügern.
Die nutzen tatsächlich schon die Energiekrise und die Sorgen der Bürger schamlos aus. Im Landkreis Leer bestellte ein Mann online Brennstoffe und musste nach Bezahlung der Ware feststellen, dass es den Onlineanbieter gar nicht gibt. Die Polizei warnt vor solchen „Fake-Onlineshops“ und informiert, wie man sich schützen kann.
Was auch viele Einheimische nicht wissen, Emden, genauer der Rysumer Nacken, spielt eine ganz wichtige Rolle bei der deutschen Erdgasversorgung. Das norwegische Staatsunternehmen Gassco betreibt dort ein Gasterminal, von wo aus das Gas aus Nordeuropa in Deutschland verteilt wird. Blöderweise ist die Anlage nicht vom Deich geschützt. Das kann, auch aufgrund des steigenden Meeresspiegels, auf Dauer so nicht bleiben. Die Deichacht Krummhörn, der NLWKN und das Land Niedersachsen suchen nun gemein mit dem Unternehmen nach einer passenden Lösung. Teuer wird’s auf jeden Fall. Michael Hillebrandt berichtet.
Was treibt einen Menschen dazu, über einen anderen Menschen mit einer Machete, einem Buschmesser, herzufallen und ihn umzubringen? Diese Frage beschäftigte das Auricher Landgericht über mehrere Verhandlungstage. Gestern wurde das Urteil über den Leeraner gesprochen: Zehneinhalb Jahre Gefängnis wegen Totschlags. Warum der alkoholkranke Täter womöglich wesentlich früher wieder frei kommt, das hat Katja Mielcarek zusammengefasst.
Warum der Mann seinen Kumpel getötet hat, konnte das Gericht nicht klären. Der Verurteilte erinnerte sich nicht. Ähnlich ergeht es Bernd Müller, der vor Jahren am Steuer seines Wagens einen Unfall verursachte - glücklicherweise ohne einen anderen Menschen zu verletzen. Er war Auto gefahren, trotz eines Blutalkoholgehalts von knapp 2,5 Promille. Inzwischen ist Bernd Müller trocken und hat Nicole Böning seine Geschichte erzählt. Die Reporterin hatte, wie sie in ihrem Artikel bekennt, zu dem Thema einen sehr emotionalen Zugang.
Kaum ein Thema bewegt unsere Leser so sehr, wie mögliche oder tatsächliche Neueröffnungen von Fast-Food-Restaurants. Das galt vor einiger Zeit für die Meldung, dass der amerikanische Hähnchenbrater KFC sich beim Einkaufszentrum Ems-Park in Leer niederlassen will. Und das galt gestern für die von Michael Kierstein recherchierte Nachricht, dass KFC nun doch nicht baut. Dazu äußert sich die Firma nicht, stattdessen schreibt sie, dass sie weiterhin ein geeignetes Grundstück sucht. Was eine solche Ankündigung wert ist? Warten wir’s ab, kulinarisch wird die Welt auch ohne KFC nicht untergehen.
Neulich waren Bundeskanzler Scholz, sein Vize Habeck und eine ganze Reihe von Journalisten, alles in allem 80 Personen, auf Staatsbesuch in Kanada. Sie trugen keine Maske, wie ein Video zeigte. Was für einen öffentlichen Skandal sorgte, auch wenn es regelkonform war. Es ging um die Vorbildfunktion der Politik. Danach lässt sich im niedersächsischen Landtagswahlkampf auch bei einem anderen Thema fragen. Muss es wirklich sein, dass die Straßenränder angesichts hoher Energie- und Papierkosten allüberall wieder mit Wahlplakaten zugepflastert werden? Ja, muss es, hat Michael Hillebrand von den Wahlkampfmanagern der Parteien erfahren. Interessant sind die Gründe. Sie reichen von „gute alte Tradition“ bis zum Hinweis, dass junge Leute heute keine Zeitungen mehr lesen würden.
Und, liebe Leserin, lieber Leser, sind Sie schon in Weihnachtslaune? Bis Heiligabend sind’s keine 100 Tage mehr. Deshalb bereiten sich Stadt, Einzelhandel und Schausteller schon jetzt auf den Weihnachtsmarkt in Emden vor, den Engelke-Markt. Das berichtet Heiko Müller, der selber als Weihnachtsmann stark eingespannt sein wird - und sich bestimmt auch darüber freut, dass es trotz Energiekrise eine Weihnachtsbeleuchtung geben soll. Wichtiger ist vielleicht noch der heiße Glühwein. Der macht in wenig beheizten Wohnungen wenigstens von innen warm.
Was heute wichtig wird:
- Tun, was nötig ist: Im Sozialausschuss der Stadt Leer wurde am Donnerstagabend über mögliche Maßnahmen gesprochen, die die Verwaltung ergreifen kann, wenn Energielieferungen ausbleiben. Katja Mielcarek war dabei.
- Es war nicht einfach, aber jetzt steht es fest: Das Free For All Musik-Festival in Weener wird es wieder geben. Auch wenn nach der mit Sicherheitsbedenken begründeten Absage 2017 einiges anders wird. Vera Vogt berichtet.
- Bis gestern konnten die Auricher online abstimmen, wie der Verkehr am Grünen Weg künftig geregelt werden soll. Die Straße wird zum Ärgernis der Anwohner seit Jahren als Schleichweg genutzt. Marion Luppen fragt nach.
- Was macht der Klimawandel mit uns Menschen? Mit welchen gesundheitlichen Auswirkungen müssen wir rechnen und können wir uns vielleicht sogar für den Klimawandel fit machen? Nicole Böning hat Antworten.
- Ab 2026 haben Eltern Anspruch auf Ganztagsbetreuung für ihre Grundschulkinder. Der Bund stellt Städte wie Emden damit vor kaum lösbare Herausforderungen. Gordon Päschel weiß, warum der Kämmerer darüber so sehr genervt ist.
- Die Aktiven Tierfreunde aus Norden beschuldigen eine Norderney-Besucherin, ihre Schäferhunde tagelang in einem überhitzten Anhänger untergebracht zu haben. Polizei, Landkreis und Schäferhundverein stellen die Sache Michael Hillebrand gegenüber anders dar.