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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Am Sonntagabend war ich in Aurich bei einem Auftritt von Hagen Rether. Der Essener Kabarettist ist bekannt für seine heftige Kritik an Neoliberalismus, ausuferndem Konsum und Globalisierung. Man muss nicht in jedem dieser Punkte mit ihm einer Meinung sein. Aber eine Frage, die Rether immer wieder stellt, nachdem er Missstände benannt hat, geht mir nicht aus dem Kopf: Warum ändern wir die Dinge nicht? Niemand will, dass Landwirte vom Preis für die Milch nicht leben können. Aber wir ändern es nicht. Niemand will, dass Mikroplastik die Umwelt vergiftet. Aber wir ändern es nicht. Niemand will, dass Menschen von ihrer Arbeit nicht leben können. Aber wir ändern es nicht.
Warum eigentlich nicht? Wir warten oft, bis es zu spät oder fast zu spät ist. Oder bis sich jemand erbarmt, mit ehrenamtlichem Engagement eine Lücke zu schließen, die der Staat gar nicht erst hätten aufbrechen lassen dürfen. Auf den Staat zu schimpfen hilft übrigens nur bedingt. Der Staat sind wir alle. Die Tafeln sind ein Beispiel für das Dilemma. Sie versorgen Menschen, die nicht genügend Geld haben, mit Lebensmitteln. Eigentlich wäre es Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass es die Tafeln gar nicht braucht. Jetzt bekommen die Tafeln zunehmend die gleichen Probleme wie ihre Kunden. Sie haben kein Geld. Steigende Energiepreise hauen ihnen ins Budget. In Leer lehnte die Stadt eine Bitte um einen Zuschuss der Tafel ab. Auch die Stadt hat kein Geld. Gäbe sie der Tafel etwas, stiege ihr der Landkreis aufs Dach. Wo soll das Ende der Spirale sein? Warum ändern wir das nicht? Das fehlende Geld ist übrigens nur ein Problem der Leeraner Tafel. Denn jetzt kommt ihr auch noch ihre Unterkunft abhanden, wie Katja Mielcarek schreibt.
Wir könnten auch anders mit Tieren umgehen. Wir könnten die Massentierhaltung einschränken, müssten dann aber weniger Fleisch essen und vielleicht auch den Milchkonsum zurückschrauben. Die Aktivisten von Animal Rebellion haben seit Freitag im Nordwesten mit zum Teil drastischen Aktionen Molkereien blockiert oder Kühlregale beschmiert - aus Protest gegen den Konsum von tierischen Produkten. Auch gestern gingen die Aktionen noch weiter, wie Daniel Noglik schreibt. Diese Form des Protests muss man natürlich nicht unterstützen. Schließlich werden dabei Gesetze gebrochen. Das, was im Zusammenhang mit unserer Berichterstattung bei Facebook los war, hat leider auch jede rechtliche Grenze überschritten – jede moralische sowieso. Es gehört zum Übelsten, was wir jemals erlebt haben, seit wir mit der OZ in Sozialen Netzwerken präsent sind. Da wurde den Aktivisten auf verschiedenste Arten mit Gewalt oder Tod gedroht. Wir werden die krassesten Fälle anzeigen.
Viele von uns bekommen die Gaskrise schon zu spüren. Versorger oder Vermieter haben oft die monatlichen Abschläge erhöht. Wer davon bisher verschont blieb, der wird jetzt indirekt mit den Folgen der Gasknappheit konfrontiert: In Ostfriesland schließen Sparkassen-Filialen und der Einzelhandel fährt die Öffnungszeiten zurück. Die Sparkasse Leer-Wittmund kündigte gestern an, acht Filialen vorübergehend dicht zu machen, um Energie zu sparen. Auch die Öffnungszeiten von Geldautomaten werden eingeschränkt. Das Kaufhaus Ceka schließt künftig früher, Möbel Eilers in Apen macht einen Tag in der Woche zu. Nikola Nording und Petra Herterich liefern die Details.
Der Eichenprozessionsspinner hat es in den letzten Jahren zu einer gewissen Prominenz gebracht. Seine Haare sind giftig. Kommen Menschen in die Nähe der Nester, kann es für sie unangenehm werden. Schädlingsbekämpfer mit Spezialmontur müssen gerufen werden, um die Raupen aus den Eichen zu holen. Aus dem Süden Ostfrieslands breitet sich der Prozessionsspinner jedes Jahr ein bisschen weiter nach Norden aus. Was ich nicht wusste: Der Spinner ist nicht alleine. Eine ganze (Achtung, sowas gibt es nur auf Deutsch) Eichenwicklerfraßgesellschaft setzt den stolzen Bäumen seit einigen Jahren vermehrt zu. Ob das am Klimawandel liegt? Könnte sein. Aber nicht nur die Eichenliebhaber verbreiten sich zunehmend. Auch andere Insekten suchen in Ostfriesland einen neuen Lebensraum. Andere verschwinden. Was sich in Natur und Garten tut, schreibt Tobias Rümmele.
Der Öffentliche Personennahverkehr ist gerade auf dem Land ein schwieriges Thema. Man könnte es auch anders formulieren: Ohne Auto ist man eigentlich aufgeschmissen. Das liegt an dem dünnen Busnetz, schlechten Verbindungen aber ganz sicher auch an der nicht gerade hohen Bereitschaft von uns allen, den Wagen auch einmal stehen zu lassen. Ein generelles Problem, nicht nur auf dem Land, ist: Es ist viel zu kompliziert, mit Bus und Bahn unterwegs zu sein. Welche Fahrkarte brauche ich? Bis wann ist sie gültig? Und bis wo? Der Erfolg des 9-Euro-Tickets lag sicher auch darin, dass diese Fragen keine Rolle mehr spielten. Jetzt ist das Ticket Geschichte und es wird wieder kompliziert. Jochen Vieweg fährt einmal die Woche mit dem Bus von Aurich nach Pewsum - Umstieg in Emden. Wenn er dort noch etwas erledigen will, wird es teuer, berichtet Lars Löschen.
Wer als Komiker, Schauspieler oder Sänger arbeitet und dabei erfolgreich ist, sammelt früher oder später ein paar Preise ein. Bei Otto Waalkes dürfte das Regel für Bambi, Comedy-Preis oder was es sonst noch so gibt, gut gefüllt sein. Sogar einen Verdienstorden hat der Vorzeige-Ostfriese schon bekommen. Was er nun vollbracht hat, dürfte kaum einer seiner Berufskollegen je geschafft haben: Der Emder hat ein Wort im Duden untergebracht: Ottifant, der. Seit einigen Tagen ist der Eintrag auf der Webseite des Duden zu finden. Was der Meister selbst dazu sagt, lesen Sie hier.
Was heute wichtig wird
- Gut eine Woche nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau in Aurich ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft mit Hochdruck zu den Hintergründen und den genauen Umständen der Tat. Marion Luppen berichtet.
- In Leeraner Turnhallen bleibt das Wasser kalt. Dafür muss nun aber regelmäßig gespült werden, um Legionellen zu verhindern. Ob das sinnvoll ist, klärt Michael Kierstein.
- In Blomberg haben zahlreiche Haushalte über längere Zeit ihre Post nicht erhalten. Ein Mitarbeiter hatte sie nicht verteilt. Kein Einzelfall, wie Susanne Ullrich recherchiert hat. Probleme wie diese betreffen offenbar durch die Bank alle Unternehmen, die Briefe und Pakete zustellen.
- EWE investiert in Emden in die Wasserstoff-Produktion per Elektrolyse und H2Nord in einen 90 Megawatt-Solarpark. Aber wie wird die Stadt davon profitieren? Und was heißt das für den Arbeitsmarkt? Gordon Päschel berichtet.
- Wenn Minderjährige keine Eltern mehr haben oder sich diese nicht kümmern können und niemand sonst für sie einstehen will, übernimmt in Emden das Jugendamt die Vormundschaft. Das ist ein Knüppeljob, der stark durchgetaktet ist. Im Jugendhilfeausschuss sprach ein Mitarbeiter über Herausforderungen und die Hoffnung auf eine Reform. Mona Hanssen hat zugehört.
- Petkum ist ein Stadtteil von Emden. Doch das war nicht immer so, sondern erst seit der Gebietsreform von vor 50 Jahren. Der Einfluss der Eingemeindung von 1972 reicht bis ins Leben der Menschen heute. Dorothee Hoppe berichtet.
- Im Emsland wird es schon sehr eng, in Ostfriesland soll es auch knapp sein. Fahrschüler können nicht mehr geprüft werden. Woran das liegt, schreibt Michael Kierstein.