Ein Herz für Ostfriesland Bald mehr als 1000 Geflüchtete aus der Ukraine in Emden
Das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ von OZ, ON und GA unterstützt die Caritas-Kleiderkammer in der Nordseehalle in Emden. Dort hilft man den Menschen mit einer Erstausstattung.
Emden - Erst am Donnerstag hat die Stadt Emden einen Anruf vom Land bekommen. Ob man spontan ungefähr 50 Geflüchtete aus der Ukraine am Freitag aufnehmen könne. Zusätzlich zu der regulären Zuweisung, bei der am kommenden Montag erneut 25 hilfe- und obdachsuchende Menschen erwartet werden. „Ja, wir können“, so die Antwort der Stadt – und der Caritas. Denn Neuankünfte bedeuten nicht nur, dass sich Essenspläne ändern und neue Betten aufgebaut werden müssen. Es bedeutet auch: Dass, die Kleiderkammer in der Nordseehalle, die seit einigen Wochen als Flüchtlingsunterkunft dient, geöffnet werden muss.
Was und warum
Darum geht es: Die Stadt Emden hat bald mehr als 1000 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen.
Vor allem interessant für: diejenigen, die sich für das Schicksal von Geflüchteten interessieren und diejenigen, die helfen möchten.
Deshalb berichten wir: Wir wollten wissen, wie die Spende von „Ein Herz für Ostfriesland“ konkret vor Ort hilft. Den Autor erreichen Sie unter: c.hock@zgo.de
Hier kommen Martina Fabricius und ihr Team aus rund zwölf ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ins Spiel. Denn die Kleiderkammer wird von der Caritas in Zusammenarbeit mit der evangelisch-reformierten Kirche organisiert – und hilft den Geflüchteten bei der Erstausstattung.
Zehn Kleidungsstücke und ein Paar Schuhe
„Wir haben hier in der Nordseehalle vor allem Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind“, sagt Kerstin Snakker, Leiterin des Fachdienstes Gesundheit und Soziales bei der Stadt Emden. Dies habe auch pragmatische Gründe. Es würden weniger Dolmetscher gebraucht und auch beim Essen müsse man auf weniger Dinge achten, weil nicht zu viele unterschiedliche Kulturkreise und Religionen so zusammenkommen. Die Schule Barenburg solle perspektivisch so ausgerichtet werden, dass hier auch Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen aufgenommen werden können.
Anders als zu Beginn des Krieges in der Ukraine, als die Menschen noch die Chance hatten, mit größerem Gepäck die Flucht anzutreten, würden jetzt immer mehr nur mit dem Nötigsten in Emden ankommen. „Deswegen hat sich die Erstausstattung bewährt“, so Fabricius. Dazu gehört neben zehn Kleidungsstücken und einem Paar Schuhe pro Person auch ein Hygienebeutel. „Auch die werden für Frauen, Männer und Kinder vorbereitet und gepackt“, so Fabricius.
Ein „Herz für Ostfriesland“ unterstützt
Während Kleidung und Schuhe bislang durch Spenden abgedeckt werden können, müssen die Hygieneartikel – dazu gehören auch Badelatschen – extra angekauft werden. Genau dafür hatte die Caritas eine Anfrage an ein „Ein Herz für Ostfriesland“, dem gemeinnützigen Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger gestellt.
Schon kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges begann das Hilfswerk damit, Spenden zu sammeln, um Geflüchtete aus der Ukraine sowie Helferinnen und Helfer in Ostfriesland zu unterstützen. 480.350,43 Euro sind so schon zusammengekommen, rund 379.000 Euro wurden schon an verschiedene, sorgfältig überprüfte und ausgewählte Projekte verteilt. 30.000 Euro davon an die Caritas für die Kleiderkammer in der Nordseehalle.
Schnell in den Leistungsbezug
„Wir sind für die Unterstützung wirklich dankbar“, sagt Stefanie Holle, Geschäftsführerin des Caritasverbandes Ostfriesland. Das Geld wird für die Hygienebeutel genutzt und Holle schätzt, dass so der Bedarf für ungefähr ein Jahr gedeckt werden kann. Zumindest, wenn die Zahlen so bleiben. Immer mehr Geflüchtete würden direkt aus den Kriegsgebieten in der Ukraine kommen, zum Teil auch mit Verletzungen. „Grundlegende Informationen bekommen wir vorab“, sagt Snakker. „Aber wer wirklich aus dem Bus steigt und was benötigt wird, das erfahren wir eigentlich immer erst, wenn die Menschen hier ankommen“, sagt Holle.
Mehr als eine Erstausstattung bekommen die Geflüchteten in der Nordseehalle nicht. Das sei auch gar nicht nötig. „Die Struktur hier funktioniert gut. Wir bekommen die Menschen schnell in den Leistungsbezug“, sagt Snakker. Und dann könnten sie selbst einkaufen gehen, zum Beispiel im Sozialen Kaufhaus. „Das ist auch wichtig, damit die Menschen rauskommen und auch die Stadt und ihre Bewohner kennenlernen“, sagt die Fachdienstleiterin.
Angesichts der spontanen Zuweisung am Freitag und der dynamischen Entwicklung des Ukraine-Krieges, kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wie es weitergeht. Und der Winter kommt. In den kommenden Tagen wird die Stadt Emden die Zahl der 1000 aufgenommenen Geflüchteten aus der Ukraine übersteigen. „Ungefähr 700 Menschen konnten wir seit Beginn des Krieges dezentral in Wohnungen unterbringen“, so Snakker. In der ehemaligen Schule in Barenburg sind aktuell ungefähr 100 Menschen untergebracht, in der Nordseehalle sind es, inklusive derjenigen, die am Freitag angekommen sind, ungefähr 130 Geflüchtete.
Hilfe und Spenden werden weiter benötigt
Während die Hygienebeutel nun erstmal gesichert sind, wird Kleidung weiterhin benötigt. Nicht nur für die Nordseehalle, sondern beispielsweise auch für das Soziale Kaufhaus „Lüttje Knippke“ in Emden. Hier werden alle Kleiderspenden angenommen, vorsortiert und dann in die Kleiderkammer in der Nordseehalle gebracht. „Wir brauchen vor allem Kleidung für Männer, Kinder und Jugendliche“, so Fabricius. Auch Winterkleidung sowie passendes Schuhwerk werden benötigt. Die Spendenannahme im Lüttje Knippke, Brückstraße 34, ist immer montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Man merke schon, dass die Spendenbereitschaft zwar weiter da sei, aber die Kleiderschränke langsam aber sicher durchsortiert seien, so Fabricius. Was in der Nordseehalle nicht gebraucht werde, findet im Sozialen Kaufhaus Verwendung. „Auch für alle anderen, die Not leiden, brauchen wir Spenden“, betont Holle.
Und ehrenamtliche Hilfe? „Immer!“, sagt Fabricius. Zu tun gebe es genug, sei es in der Kleiderkammer oder in anderen Bereichen, wie dem Spielkreis. „Nach Ankunft der angekündigten Personen heute Mittag, werden etwa 30 Kinder in der Nordseehalle sein“, so Stadtsprecherin Theda Eilers.“ Auch bei der Zuweisung, die für die kommende Woche angekündigt wurde, werden voraussichtlich Kinder dabei sein.“
Wer Interesse hat und helfen möchte, der könne sich laut Snakker an die Freiwilligenagentur der Stadt Emden beziehungsweise direkt an „Emden hilft“ wenden (emden-hilft.de).