Was Sie heute wissen müssen Weniger Wohnungen | Schutz der Infrastruktur | Nutrias als Delikatesse
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
400.000 neue Wohnungen und das Jahr für Jahr. Dieses ambitionierte Ziel verkündete die Ampel-Koalition zu ihrem Amtsantritt. Verwegen? Unrealistisch? Unmöglich? Die Chancen auf Umsetzung stehen jedenfalls schlecht, wenn man in den Landkreis Leer schaut. Die Zahl der Bauanträge, die im Kreisbauamt eingehen, ist stark rückläufig: 2021 wurden 1002 Anträge gestellt. 2022 sind es bislang nur 662 (jeweils ohne die Stadt Leer). „2023 wird ein ganz schweres Jahr werden“, prognostiziert Alois Bröring im Gespräch mit Reporter Tobias Rümmele. Der Bauunternehmer aus Leer mahnt: „Es hängen viele Gewerke am Bau.“ Es drohe eine Kettenreaktion. Die Ursachen für den Rückgang liegen auf der Hand: Preissteigerungen und Lieferkettenprobleme bei Baumaterialien, dazu gestiegene Darlehenszinsen.
Im Bauamt im Kreishaus Leer gibt es aktuell noch eine Sondersituation, die die Lage erschwert. Drei Stellen sind offen. Dadurch werde „es unweigerlich zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Bauanträgen kommen“, heißt es. Bauunternehmer Bröring ist entsetzt: „Das ist eine Katastrophe. Wenn man einen Auftrag hat und ein halbes Jahr auf die Genehmigung wartet, ist das fürchterlich.“ Schon bisher genießt die Baubehörde nicht den besten Ruf. Ich kenne Bauämter, die haben sich selbst verpflichtet, innerhalb von sechs Wochen zu entscheiden. Die sind aber nicht in Ostfriesland. Übrigens: Auch das Thema „Planen und Bauen beschleunigen“ steht im Koalitionsvertrag.
Wem jetzt das Geld zum Bauen fehlt, der zahlt womöglich in einen Bausparer ein. Eine solche Geldanlage ist derzeit wieder sehr beliebt. Das bemerkt man auch bei der Sparkasse Leer-Wittmund. „Das Geschäftsmodell ‚Bausparen‘ ist aufgrund der gestiegenen Zinsen zurückgekehrt. Wir bemerken seit August eine deutlich verstärkte Nachfrage nach Bausparverträgen“, sagt Sprecher Carsten Mohr. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sei dies eine Steigerung um 50 Prozent. Welche Vorteile ein Bausparvertrag hat und welche Nachteile, darüber hat sich Michael Kierstein mit Fachleuten unterhalten.
Wohnen hat viele Facetten. In unserer Serie „Wohnen und Leben“ stellen wir immer wieder außergewöhnliche Häuser vor, wie das 1938 gebaute Wohnhaus von Ina und Frank Meyburg in Aurich. Drei Jahre lang hat das Paar das von Meyburgs Großeltern gebaute Gebäude komplett erneuert. Mauern wurden entfernt und im Erdgeschoss der komplette Boden herausgerissen. Maschinenbautechniker Frank Meyburg mag Holz, Stein und Metall, mag Altes, mag es, Dinge neu zu nutzen. Und so hängt im Wohnzimmer Opas Moped an der Wand, und der neue Fußboden besteht aus Torfbrand-Klinkern, die vorher in der Dorfstraße in Wiesens lagen. Reporter Claus Hock war, wie er in der Wochenkonferenz verriet, sehr fasziniert von dem von außen eher unscheinbaren Ein-Familien-Haus.
Vom Thema Bauen zum Thema Kritische Infrastruktur. Dieser Begriff war bis vor ein paar Monaten der Allgemeinheit noch weitgehend unbekannt. Vier Pipeline-Explosionen, zwei durchschnittene Kabel bei der Deutschen Bahn und zahlreiche Blackout-Warnungen später, ist das anders. Wie ist Ostfriesland auf solche Notfälle vorbereitet? Wie sind die Bürger geschützt? Diese Fragen stellte unser neuer Mitarbeiter Manfred Hochmann an die drei Kreishäuser und die Stadtverwaltung Emden. Konkrete Antworten bekam er nicht, aber immerhin die Auskunft, dass es entsprechende Notfallplanungen gibt, von 100 Notstrom-Aggregaten im Landkreis Leer bis zu Vorkehrungen für die Erdgasspeicher im Landkreis Wittmund.
Reiner Osbild, Professor an der Hochschule Emden/Leer und ehemals Kreisvorsitzender der AfD (oder auch nicht), beschäftigt uns mehr, als uns lieb ist. Meistens findet er uns doof. Deshalb schickte er uns vorige Woche ein Schreiben, in dem er unserer Berichterstattung widersprach, also weniger uns, als den Auskünften des AfD-Bundesverbands. Darum fragte Andreas Ellinger nun auch beim Landesverband nach, der bereits eine dickte Akte über Osbild hat. So haben unter anderem 13 ostfriesische Parteifreunde gegen den Emder juristisch interveniert. Und das Schiedsgericht stellte fest, dass Osbild bis 31. März 2021 gar nicht Mitglied des Kreisverbands war , obwohl er längst als Vorsitzender firmierte. Was für ein Kuddelmuddel. Andreas Ellinger bemüht sich um Aufklärung.
In Leer weiß fast jedes (Schul)kind, wer Albrecht Weinberg ist. Mit seinen 97 Jahren wird der Rhauderfehner nicht müde, Schulklassen von der Verfolgung seiner Familie und der Ermordung seiner Eltern zu berichten. Die Erinnerung wach zu halten an die Menschen, die Opfer des Nazi-Terrors wurden, ist zu seiner Lebensaufgabe geworden. Am Samstag wurden auf seinen Wunsch hin erstmals in Leer Stolpersteine verlegt. Auch deren „Erfinder“ Gunter Demig war gekommen und trug sich gemeinsam mit Weinberg in das Goldene Buch der Stadt ein. „„Danke, dass ich diesen wunderbaren Abschluss meines Lebens hier erleben darf. Das ist unglaublich für mich“, zitiert Reporterin Tatjana Gettkowski den Holocaust-Überlebenden.
Wer hätte das gedacht? Kickers Emden kann doch noch siegen, zum zweiten Mal und im 13. Spiel in der Regionalliga. Im Kellerduell gewannen die Ostfriesen beim FC St. Pauli II nach einer couragierten Vorstellung verdient mit 3:2 (2:0), urteilt Matthias Herzog. Dabei wurde es zum Ende zu noch mal richtig spannend. Der Sieg war Balsam für die Seele. „Wir haben gezeigt, dass wir noch leben. Der Glaube ist zurück, dass wir in der Liga mithalten können. Jetzt wollen wir am Freitag gegen Lohne nachlegen“, freute sich Trainer Stefan Emmerling.
Und, liebe Leserin, lieber Leser? Kochen Sie gerne? Sind Sie experimentierfreudig? Falls Ja, sollten Sie vielleicht mal Nutria probieren. Die Biester sind in Ostfriesland höchst unwillkommen, weil sie mit ihren Gängen die Deiche beschädigen. Allein im Landkreis Leer werden pro Jahr so um die 1000 Tier erlegt - und entsorgt. Viel zu schade, denn man kann Nutrias auch essen. Wie sie schmecken und wie man sie zubereitet, hat Tatjana Gettkowski sich erklären lassen.
Was heute wichtig wird:
- Von Klimaschutz in Haus, Beruf und auf Reisen ist immer wieder die Rede. Aber wie kann man klimafreundlich seine Freizeit verbringen? Tipps für CO2-neutrale Hobbys hat Karin Lüppen gesammelt.
- Die Kaffeepreise in der EU steigen rasant. Kann man wie bisher beim Einkauf in den Niederlanden noch sparen? Heben vielleicht auch die Gastronomen bald die Preise an? Vera Vogt fragt nach.
- Nach dem Erfolg des ersten Elektro-Festivals in Wiesmoor haben sich die jungen Organisatoren ein Herz gefasst. Sie wollen eine Neuauflage – und beginnen mit Planungen. Ole Cordsen hat mit ihnen gesprochen.
- Immer noch wählen zu wenig Frauen technische Berufe. Nicole Böning hat sich mit Angela Mandel vom Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Aurich unterhalten, wie man das ändern kann.
- Den als „Schrott-Ladys“ bekannten Emder Schrotthändlerinnen Ramona Fernandez und Suzanne Lammers ist der pinkfarben beschriftete Lkw gestohlen worden. Mona Hanssen hat nachgefragt.
- Reporter Claus Hock hat sein altes Briefmarken-Album wiedergefunden. Ist er das jetzt, der „Dachbodenfund“, der tausende Euros wert ist?, fragte er sich und besuchte die Profis.
- In Hinte soll ein neues Kinder- und Jugendparlament gewählt werden. Claus Hock ist der Frage nachgegangen, warum es gerade jetzt wichtig ist, dass sich dafür Jugendliche finden. Liebe Leserinnen und Leser, ab 1. November wird unsere Tagesübersicht kostenpflichtig. Unentgeltlich können Sie sich aber über das Wichtigste des Tages durch unseren Chefredakteurs-Newsletter informieren lassen. Sie können ihn hier abonnieren:Anmeldung Newsletter.