Unterstützung für die Ukraine Mithilfe von 10.000-Euro-Spende Generatoren angeschafft
Die Ostrhauderfehner Organisation Peer-Leader engagiert sich für das kriegsgebeutelte Land. Jetzt hat die Stiftung „Ein Herz für Ostfriesland“ erneut finanzielle Mittel an den Verein übergeben.
Ostrhauderfehn - Ein Junge sitzt über seinem Arbeitsbuch gebeugt am Tisch und macht Hausaufgaben. Auf seinem Kopf trägt er eine Stirnlampe. Ohne sie könnte er nichts für die Schule erledigen. Das ist nur ein Beispiel von vielen alltäglichen Problemen, mit denen die Menschen in der Ukraine zu kämpfen haben. Russische Streitkräfte bombardieren aktuell in der Ukraine fast täglich Einrichtungen der kritischen Infrastruktur. Dazu zählen auch Einrichtungen des Energiesektors. Stromleitungen werden zerstört, sodass die Menschen in den Kriegsgebieten tagelang unter Stromausfällen leiden. Mitglieder des Vereins Peer-Leader-International aus Ostrhauderfehn verschafften sich einen Überblick vor Ort.
Die aktuelle Lage sei erschreckend, wie Harald Kleem, 1. Beisitzer bei den Peer-Leadern, erklärt. Es gebe aber auch Positives zu berichten. „Bei unserem letzten Treffen in Krakau haben wir festgestellt, wenn da kein Strom ist, nützt alles nichts. Frage war: Was können wir tun?“, berichtete Kleem. Generatoren müssen her, um die Menschen mit Strom zu versorgen. Wer kann liefern, wie kommen die Geräte in die Ukraine und wer finanziert das Ganze? „Zwecks Finanzierung haben wir bei ‚Ein Herz für Ostfriesland‘ angefragt. Sie haben innerhalb von vier Stunden positiv entschieden. Sowas sind wir gar nicht gewohnt,“ erzählt Kleem freudig.
Alle vier Stunden wird der Strom abgestellt
Das gemeinnützige Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger spendete aus dem Topf für ukrainische Kriegsflüchtlinge 10.000 Euro für die Anschaffung der dringend benötigten Generatoren. Derzeit behelfen sich die Menschen bei Stromausfall mit einfachen Mitteln wie Taschen- und Stirnlampen, Kerzen und Teelichter. An Orten, an denen das Versorgungsnetz noch funktioniere, werde der Strom rationiert. Alle vier Stunden werde er abgestellt, mittags und am frühen Abend wieder eingeschaltet.
Auch in den acht Standorten (sogenannten Sheltern) für Binnengeflüchtete aus Kharkiv, Cherson, Mariupol und anderen Orten fehle es an Strom. In den Einrichtungen werden Kurse, Beratung und Betreuungen angeboten – bei Kerzenlicht und Taschenlampenschein. Jedes Shelter versorgt bis zu 500 Menschen. Die Hilfseinrichtungen werden geleitet von der Alliance of Development, finanziert und beraten durch die Organisation „Schüler helfen Leben“. Der Verein Peer-Leader begleitet und berät dabei.
Generator-Beschaffung gleicht einer Odyssee
Die Shelter-Mitarbeiter werden unterstützt per Seminare, Besprechungen und Videokonferenzen. Schulungen und Kommunikation laufen über das virtuelle Dorf „Peaceland“, der digitalen Plattform der Peer-Leader. Die Beschaffung von 600-Watt-Generatoren gleiche einer Odyssee, so Kleem. Aktuell seien fünf aus Frankreich in Deutschland angekommen. Die letzten drei kämen nach. Der Transport in die Ukraine und die Übernahme der Spritkosten, die durch Generatoren anfallen, sei geklärt. „Schüler helfen Leben“ stellen 20.000 Euro zur Deckung der Spritkosten bereit. DB Schenker und eine Leeraner Reederei übernehmen voraussichtlich den Transport. „Wir sind vom pädagogischen Projekt zu einem technischen Support geworden,“ fasste Kleem die letzten Aktivitäten zusammen.
Diese Woche, so die Hoffnung, können die Generatoren in die Ukraine geliefert werden. Die Zeit drängt, denn dort ist bereits Winter. Weihnachten steht vor der Tür. Sonya Martyshchuk vom Europäischen Freiwilligendienst berichtete, die höchsten ukrainischen Kleriker schlugen vor, man könne auch westliche Werte übernehmen und Heiligabend am 24. Dezember feiern, statt traditionell nach orthodoxem Kalender am 7. Januar. „Es ist etwas konfus, ich weiß es noch nicht, wann ich feiern werde,“ sagte Martyshchuk.
Hoffnung auf ein Stück Normalität
Auch wenn kein Ende von Putins Angriffskrieg absehbar ist, versuchen die Menschen in der Ukraine, sich im Alltag ein Stück Normalität zu erhalten, berichtet Peer-Leader-Kassenwart Chuck Nießit. „In Schockstarre im Keller zu leben geht nicht. Es wird nicht gejammert“, so Nießit. „Die Grundstimmung ist eher positiv. Sie versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“ Mit Kindern basteln, Yogakurse und Seminare besuchen. Die Angebote der Shelter werden angenommen.
„Für einen Moment der inneren Ruhe. Und um sein Gehirn abzuschalten vom Krieg“, umschrieb Malte Frederichs, Zweiter Vorsitzender bei den Peer-Leadern, seinen Eindruck. Viele denken auch schon an die Zukunft, an die Zeit nach dem Krieg. „After the victory, we make...“, zitierte Kleem einen Satzanfang, den er oft im Gespräch mit Ukrainern hörte. „Sie kämpfen ums Überleben und denken gleichzeitig an die nächste Ukraine. Wie kann sie aussehen nach dem Krieg? Das ist beeindruckend“, so Kleem.
Waldschule für ukrainische Kinder mit Hilfe aus Ostfriesland
10.000 Euro für Lebensmittel und ein bisschen Normalität