Was Sie heute wissen müssen Reichsbürger Ingo Arndt | Trinkwasser teurer | Die besten Pommes spezial

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.12.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es ist ja schon verlockend zu glauben, dass im beschaulichen Ostfriesland die Welt noch in Ordnung sei. Ist sie aber nicht. 3000 Polizisten führten vergangene Woche eine internationale Razzia durch, um ein umstürzlerisches Reichsbürger-Netzwerk zu zerschlagen. In Ostfriesland waren die Sicherheitskräfte nicht aktiv, aber auch hier laufen Reichsbürger rum, leugnen die Identität unseres Staates, verbreiten schwachsinnige Verschwörungstheorien und klopfen antisemitische Sprüche.

Einem von ihnen, dem Leeraner Ingo Arndt, hat Lokalredakteur Tobias Rümmele auf den Zahn gefühlt. Dass der Mann aktiv an einem Staatsstreich arbeitet, darauf deutet nichts hin. Auch bewaffnet ist er wohl nicht. Aber immerhin ist er Organisator der Montagsspaziergänge und schwingt dort große Reden. „Ich habe noch nie einen Nazi in unseren Reihen kennengelernt“, sagte er dort. Vielleicht sollte Arndt mal in den Spiegel sehen.

Trinkwasser ist in Ostfriesland vergleichsweise günstig. Das gilt auch nach Inkrafttreten der angekündigten 20-Prozent-Preiserhöhung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands auf 1,18 Euro pro Kubikmeter. Die letzte Erhöhung ist bereits 30 Jahre her. Gleichwohl werden die Mehrkosten bei vielen Kunden für Unwohlsein sorgen - angesichts von Inflation und hohen Energiekosten. Die sind auch ein Grund, aber nicht der Hauptgrund für die Preiserhöhung beim OOWV. Wichtiger sind sehr teure, aber notwendige Bauprojekte. Welche das sind, berichtet Martin Teschke.

Milliardenschwer sind die Investitionen der Bundesregierung in eine neue LNG-Infrastruktur. Das Terminal in Wilhelmshaven, das am Sonnabend von Bundeskanzler Olaf Scholz und dessen Vize Robert Habeck in Betrieb genommen wird, ist nun auch angebunden an das Erdgasnetz. Am Montag wurden die letzten Schweißarbeiten an der Rohrleitung zwischen Wilhelmshaven und Etzel vorgenommen, die „Goldene Naht“, wie der Leitungsbetreiber Open Grid Europe (OGE) es nennt. Die Planungen für die WAL begannen im März, der Bau im August. Das erste Gas soll noch vor Weihnachten über die neue Leitung fließen. „Wir waren hier zehnmal so schnell wie sonst“, sagte OGE-Geschäftsführer Thomas Hüwener. Imke Oltmanns berichtet.

Imke hat nicht nur den Bau des LNG-Terminals begleitet, sie ist auch unsere Fachfrau für Offshore-Windenergie. Laut Planungen der Bundesregierung sollen die Kapazitäten auf mindestens 30 Gigawatt (GW) bis 2030, 40 GW bis 2035 und 70 GW bis 2045 gesteigert werden. Das ist etwa eine Verzehnfachung der Leistung in den nächsten 23 Jahren. Aber wer soll das alles bauen? An der Küste fehlt‘s an Werften und starken Häfen, kritisiert der Branchenverband BWO bei einer digitalen Gesprächsrunde, an der auch ein paar wichtige Politiker teilnahmen.

Wo gerade von starken Häfen die Rede ist. Emden war einst ein solcher. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert eine Walfängerstadt. Die Seeleute segelten von Emden nach Grönland und Spitzbergen. Ziel ihrer Jagd waren große Meeressäuger wie Pottwale sowie Finn-, Grönland- und andere Bartenwale. Diese wurden gefangen, getötet und „geflenst“, also zerlegt. 1854 lief das letzte Schiff aus. Aber auch danach war das Thema Walfang in Emden noch nicht vorbei, wie Lars Löschen bei Heimathistoriker Alfred Schmidt nachgelesen hat.

In einem Veränderungsprozess - neudeutsch: Transformation - befindet sich auch die Autobranche. Natürlich vom Verbrenner zum E-Auto, aber auch der Handel ist in Bewegung. Die beiden Volkswagen-Händler Schwarte und Braasch legen ihre Autohäuser zusammen, verkündeten sie gestern. „Wir wollen sicherstellen, dass wir weiterhin alle Volkswagen-Marken im Angebot haben können“, sagte Schwarte-Geschäftsführer Stefan Schwarte. Außerdem sollten an den einzelnen Standorten Spezialisierungen ausgebaut werden – etwa in der Bearbeitung von Batterien oder beim Wallbox-Verkauf. Wie sich das auf die Kunden in Ostfriesland auswirkt, beschreibt Martin Teschke.

Andreas Ellinger kann nicht nur EWE und AfD (Vorsicht: ein Reim!). Er kann auch Rettungsdienst. Braucht Ostfriesland mehr Rettungskräfte? Diese Frage stellt sich nach einem Jahr, in dem „die Notfallrettung über Wochen an ihre Grenzen gekommen ist“, wie der Wittmunder Rettungsleitstellen-Chef Tomke F. Albers sagt. Die Träger der Rettungsdienste (Landkreise Aurich, Leer und Wittmund), so Albers, ließen alle zwei Jahre von Sachverständigen prüfen, ob die Rettungsdienst-Stärke noch zeitgemäß sei. So weit die Theorie. Tatsächlich aber gibt es keine so aktuellen Gutachten. Ob das ein Problem darstellt, lesen Sie hier.

Ganz geschickt läuft das im Landkreis Leer. Die bisherige Rettungsdienst-Bedarfsplanung sieht in manchen Randlagen offenbar eine unzureichende Versorgung vor: „Rettungsdienste aus den Nachbarkreisen sind im Leeraner Kreisgebiet tendenziell öfter im Einsatz als umgekehrt“, schreibt die Kreisverwaltung Leer. Die Frage, ob es mehr Rettungswagen bräuchte, ist damit nicht zu beantworten. Landkreisgrenzen sind in Notfällen ja nicht entscheidend.

Jens Schönig steht auf ostfriesische Küche. Nach den Schnippelbohnen hat er sich jetzt Eintöpfe vorgenommen. Und verkündet eine Besonderheit, die weltweit ihresgleichen suche: Nur ostfriesischer Eintopf sei von seiner Textur her auch geeignet, Dielenfugen abzudichten. Zutaten sind Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Und natürlich darf bei Jens die Fleischbeilage nicht fehlen. Rippchen, Kassler, Schweinebauch oder Mettwurst. Wie würden Sie entscheiden?

Und wo wir gerade beim Essen sind. Berühmt sind Weihnachtsmärkte ja vor allem für ihren Glühwein. Feinschmecker Lukas Münch war in der Leeraner Fußgängerzone indes auf der Spur eines weitaus sättigerenden Angebots: der „Pommes spezial“ - eines niederländischen Kultgerichts mit Pommes Frites mit Saucen, Zwiebeln und Gurken. Was sind die Unterschiede und vor allem, wo gibt es die Besten? Wenn Sie das wissen wollen, folgen Sie einfach der Spur von Lukas.

Was heute wichtig wird:

  • Die Stadt Leer kann es sich nicht leisten und streicht nun endgültig ihre Ausgaben für die Ledastraße zusammen. Über die Details dazu berichtet Michael Kierstein.
  • In der vergangenen Woche wurde europaweit verstärkt auf Alkohol und Drogen im Straßenverkehr kontrolliert. Was haben die Polizisten damit bezweckt? Tobias Rümmele hat nachgefragt.
  • Der Auricher Rat entscheidet heute über die Parkgebühren: Werden sie dauerhaft ab 15 Uhr ausgesetzt? Die Entscheidung wird wohl knapp ausfallen. Marion Luppen berichtet.
  • Zur Weihnachtszeit ist er auf nahezu jeder Fensterbank zu finden: der Weihnachtsstern. Doch wie sieht es im Krisenjahr aus? Gönnt man sich die Saisonpflanze weiterhin? Jens Schönig hört sich um.
  • Im Friedeburger Stroot geht die Untere Naturschutzbehörde gegen invasive Arten vor. Dafür reist extra ein Holzrückepferd an. Was kann es besser als die Waldarbeiter? Susanne Ullrich berichtet.
  • Weihnachten rückt immer näher: Viele Menschen in Ostfriesland verschenken Selbstgemachtes. Mona Hanssen hat mit Experten über aktuelle Trends, Ideen und Inspirationen gesprochen.
  • Seit Anfang August leitet Benjamin Buserath die Krummhörn-Touristik. Die Eingewöhnungsphase ist vorbei, Claus Hock hat mit dem Tourismus-Experten über seine Pläne für die Krummhörn gesprochen.
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