Best of 2022 Super-Laser und lange Partynächte im Ufo

Dirk Hellmers
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Von Dirk Hellmers
| 10.11.2022 13:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
Die Diskothek Ufo in Ostrhauderfehn aus der Vogelperspektive.
Die Diskothek Ufo in Ostrhauderfehn aus der Vogelperspektive.
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Lichtkegel am Himmel haben es stets angekündigt: In der Ostrhauderfehner Disco Ufo wird gefeiert. Die Macher versprachen ein neues Zeitalter. Ehemalige Besucher erinnern sich an magische Nächte.

Als junger Erwachsener war ich fast jeden Samstag im Ufo und habe mich mit Freunden getroffen. Bei der Recherche zu dem Artikel haben einige Disco-Besucher von damals ihre Erinnerungen mit mir und dem Leser geteilt. Das Schreiben war wie eine kurze Reise in die eigene Vergangenheit.

Ostrhauderfehn - Mit nicht weniger als dem Beginn eines neuen Zeitalters warben die beiden Geschäftsmänner Karl-Heinz Plaisier und Rudi Wreesmann an jenem Freitag, 7. November 1986, für ihr neustes Projekt. „Super Laser-Show“, „Unheimlich stark“ und eine „Super Light-Show“ mit Weltneuheiten inclusive hieß es in einer Anzeige. An jenem Tag öffnete die Disco Ufo im Ostrhauderfehner Gewerbegebiet zum ersten Mal. Um 20 Uhr ging es los.

„Die Leute standen Schlange“, erinnert sich Jacob Wienke. Drei oder vier Stunden hätten die Gäste vor der Tür gestanden, um zu den ersten Besuchern der 1000 Quadratmeter großen Diskothek zu zählen. „Wenn zehn Leute rausgingen, durften zehn neue rein“, erinnert sich der in den Niederlanden geborene Wahlostfriese an jenen Abend. „Es war eine wundervolle Disco mit einer unheimlich guten Stimmung. Da konnte man richtig schön Party feiern.“

Vorstellungsgespräch im Moin Moin

Dabei begann die Geschichte von Wienke und dem Ufo schon einige Wochen vor dem offiziellen Start. „Ich war zu einem Vorstellungsgespräch und wollte dort als DJ auflegen“, sagt er. Das habe er schon zuvor in Groningen getan. Dort schlossen in jenen Tagen aber immer mehr Diskotheken ihre Pforten. Deshalb reiste er nach Rhaudermoor in die Gaststätte Moin Moin.

Die Diskothek Ufo in Ostrhauderfehn aus der Vogelperspektive.
Die Diskothek Ufo in Ostrhauderfehn aus der Vogelperspektive.

Jemand anders bekam allerdings den Vorzug. Ralf Deyda bekam die Verantwortung für die beiden Plattenspieler in der als „Music Hall“ – englisch für Musikhalle – bezeichneten Disco. „Der war der absolute Partyknaller“, erinnert sich Wienke. Von der Neugierde getrieben fuhr er trotz der Absage nach Ostrhauderfehn. Er wollte als Besucher mitfeiern.

Tanz auf der Theke mit Regenschirm

Besonders ein Teil der Show von Deyda sei ihm hängengeblieben. Dabei geht es um das Musikstück The Rain von Oran Juice Jones. „Da hat Ralf mit dem Regenschirm auf der Theke getanzt, um die Besucher zum Tanzen zu animieren.“ Zwölf Meter lang sei die Theke an der Tanzfläche gewesen, so Wienke. Er habe in den ersten Wochen des Ufos viel Zeit mit dem DJ verbracht. Außer Oran Juice Jones drehten sich dort Schallplatten mit der Musik von Depeche Mode, Soft Cell und Urgent.

Der erste Besuch im Ufo ist auch Karsten Grest in Erinnerung geblieben. „Es wurde schon einige Wochen eher angekündigt“, schreibt Grest. Dementsprechend war die Vorfreude groß. „Die Disco war riesig“, erinnert sich der damals 19-Jährige. „Am meisten begeisterte mich die Lasershow. Es war schon etwas Besonderes, dass kannte ich vorher nur von der Disco Watt in Sande. “

Lichtshow war absoluter Hit

Auch wenn es auf diesem Foto schwer zu erkennen ist, die Lasershow suchte seines Gleichen.
Auch wenn es auf diesem Foto schwer zu erkennen ist, die Lasershow suchte seines Gleichen.

In dieser Zeitung war von einer „computergesteuerten Super-Lasershow“ und dem „größten Lichtprojektor der Welt“ die Rede. Doch die moderne Technik machte auch Probleme, erinnert sich Wienke. Es gab viele kurze Stromausfälle. Das Ufo habe einen eigenen Techniker gehabt. Die Lasershows wurden eigens dafür programmiert. Bestens habe sich das ein Jahr zuvor erschiene Stück Visitors von Koto dafür geeignet. Das gesanglose Stück erinnerte an Micheal Jackson Thriller. „Das war der absolute Hit“. Bevor die Lichtshow losging, habe man die „Tanzfläche mit Nebel volllaufen lassen. Spiegel warfen die Laser zurück auf die Tanzfläche.“

Welt voller Träume

Rund 3000 Besucher kamen in der ersten Nacht in die Musikhalle, wie diese Zeitung später bilanzierte. Damit sie an den zwölf Theken bedient werden konnten, hatten die Betreiber 40 Kräfte eingestellt. „Alle trugen weiße Overalls mit dem Ufo-Emblem auf der Brust“, erinnert sich Besucher Grest. Das Ufo habe eine einzigartige Magie gehabt. „Die Zeit damals war unbeschreiblich. Die Schule war beendet, die Lehre nicht so doll und das war die Chance zum Ausbruch. In der Disco war man nicht mehr der Lehrling, der Stift – sondern Teil einer ganz eigenen Welt voller Träume.“

Raumschiff, Zeittunnel und eine Mühle

Die Welt des Ufos schlug den Bogen zwischen dem 19. Jahrhundert und der Zukunft, durch das namensgebende Ufo. So beschrieb diese Zeitung damals die Raumgestaltung: „Nachdem man den Eingangsbereich verlassen hat, ragt zunächst der gemauerte Turm einer Windmühle vor dem Besucher auf. Anstelle von Mahlsteinen beherbergt das Gemäuer allerdings zwei gemütliche Bars. Über einen Zeittunnel gelang man zunächst in ein großes Metallraumschiff mit entsprechend futuristisch gestylten Themenräumen und einer großen vollverglasten Kanzel. Der untere Ausgang dieses futuristischen Gefährts führt auf die 120 Quadratemeter große Tanzfläche.“

An die Räume erinnert sich auch Grest noch gut. „Mein persönlicher Hotspot war oben die Theke an der Mühle und der Billardtisch mit den Bänken rechts oben.“ Dort habe er unheimlich viele Bekanntschaften geschlossen.

3 Mark Eintritt und günstige Getränke

Wer an jenem ersten Abend dabei sein wollte, musste 3 Mark Eintritt bezahlen. Die Getränke wurden mittels einer Verzehrkarte abgerechnet. Die Ausgaben für Getränke wurden auf der Karte markiert und erst beim Verlassen der Diskothek bezahlt. Die Getränke wurden als günstig angepriesen. An der Theke gab es die Getränke der 1980er Jahre: Batida de Coco für 2,50 Mark oder Eierflip für 3 Mark. Ausgeschenkt wurde natürlich auch Cola-Korn für 2,50 Mark.

An die moderaten Preise erinnert sich auch Jens Rosenboom noch. Man sei mit 50 Mark hingegangen, habe einen ganzen Abend Spaß gehabt, viel getrunken, mit dem Taxi heimgefahren und habe am nächsten Tag noch genügend Geld für den Pizzaservice gehabt. „Außerdem gab es nirgendwo bessere Frikadellen mit Remoulade“, schreibt er. Doch nicht nur wegen den Getränken sei er regelmäßig zum Ufo gekommen. „Ich habe jedesmal das Gefühl gehabt für ein paar Momente aus dem langweiligen Leben aussteigen zu können. Diese Diskothek war für mich halt etwas Neues. Ich wollte es solange, wie es geht, genießen.“ Es sei ein friedliches Feiern gewesen. Ganz ohne Bodyshaming und Handys.

Lichtkegel und Neonlicht

An die Verzehrkarten erinnert sich auch Karsten Grest. 100 Mark passten auf die Karte. Er habe sie öfter weggeworfen, wenn sie voll war. So sei nur 80 Mark abgerechnet worden. Gefeiert wurde bis morgens um 5 Uhr, so Grest weiter. „Irgendwann ging das Neonlicht an und die Musik verstummte.“ Doch nicht nur im Inneren war das Ufo etwas besonders. Gundula Manssen erinnert sich auch an die Anfahrt. „Ich fand die Lichtkegel genial, die dort sozusagen hinführten“, schreibt sie. Fast wie das berühmte Batsignal aus den Comics leuchteten Strahler an Öffnungstagen am Himmel. „Wir wohnten in Flachsmeer und fuhren über den Rajen.“ Von dort sei das Ufo-Signal schon gut zu sehen gewesen.

Alles anders gegen Ende der 1990er

Während Grest als junger Erwachsener regelmäßig im Ufo war, endete für Wienke die Zeit dort recht abrupt. „Ich habe ein Angebot als DJ von einer anderen Disco bekommen“, sagt er. Deshalb habe er zu den Öffnungszeiten – immer freitags und samstags – arbeiten müssen. Doch die kurze Zeit sei prägend gewesen. Er habe seine damalige Freundin kennengelernt und beschlossen nach Deutschland zu ziehen. Erst Jahre später sei er noch mal wieder im Ufo gewesen. Doch das hatte sich verändert. „Was wir 1986 dort erlebt haben, war in den 1990ern nicht mehr da.“

Das Ende einer legendären Disco: Die Clique feierte auf der letzten Party im Ufo. Fotos: Archiv
Das Ende einer legendären Disco: Die Clique feierte auf der letzten Party im Ufo. Fotos: Archiv

23 Jahre lang stand die Adresse Gewerbegebiet 1 für Partys. 2007 wurde die Disco in Prestige umbenannt. Die Ära Ufo ging im Mai 2009 endgültig zu Ende. Das Gebäude wurde abgerissen und machte Platz für den Hagebau-Markt.

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