Was Sie heute wissen müssen Klinikchef hat geliefert | Sturm reißt Schiffe los | Undemokratischer Löwe
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Sein erster öffentlicher Auftritt war mit Spannung erwartet worden. Und Dirk Balster hat geliefert. Einen Monat nach Amtsantritt stellte sich gestern der neue Geschäftsführer der Kliniken Aurich, Emden und Norden in einem Pressegespräch vor und ließ es an klaren Worten nicht fehlen. Er startet in einer äußerst schwierigen Situation, denn die Krankenhäuser in Deutschland sind in einer schwierigen Situation. „Lauterbach-Delle“ nannte Balster das mehr als doppelt so hohe Defizit im vergangenen Jahr. 23 Millionen Euro Minus, das schlägt tiefe Löcher in die Haushalte des Landkreises Aurich (70 Prozent) und der Stadt Emden. Ursache seien unter anderem die ausgebliebenen Bundeshilfen - trotz der Belastungen durch die Pandemie.
Klar ist auch, Dirk Balster hält den Bau einer Zentralklinik für alternativlos. Krankenhäuser dieser Größenordnung (Aurich und Norden unter 300 Betten, Emden 350 Betten) seien nicht überlebensfähig, sagte der 56-Jährige, der zuletzt Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz war. Marion Luppen hat Balster bei der Pressekonferenz genau beobachtet: „Balster ist ein ganz anderer Typ als (Vorgänger Claus) Eppmann. Er wirkt ruhiger und sachlicher, schwingt keine großen Reden. Dennoch weiß der gebürtige Ostwestfale, was er will und was nicht.“ Dabei stellt er die Interessen der Bürger in den Vordergrund. „Wir müssen attraktive Medizin anbieten, verlässliche Medizin.“ Zu den Herausforderungen für den neuen Chef gehört es, neue Chefärzte zu gewinnen. Die Chefärzteschaft sei „deutlich überaltert“ - auch dies eine klare Ansage des früheren Ruder-Weltmeisters.
Zu einer angemessenen medizinischen Versorgung in einem so reichen Land wie dem unseren, gehört auch, dass die Menschen im Alter eine angemessene Pflege bekommen können. Das ist nicht überall gewährleistet - Stichwort Pflegekräfte-Mangel. Trotzdem ist die Situation nicht aussichtslos, wie Frank Schüür, Sachgebietsleiter des Senioren- und Pflegestützpunkts im Kreis Leer, berichtet. „In der Regel können wir helfen. Wir lassen niemanden alleine oder im Regen stehen.“ Die Sorge der Angehörigen sei oft groß. „Zum Beispiel, wenn die Entlassung aus dem Krankenhaus ansteht“, so Schüür. Vera Vogt hat mit ihm und anderen Experten über die Organisation des Mangels gesprochen.
Nein, ich wollte Sie gestern nicht testen. Ich wollte nicht wissen, wie aufmerksam Sie diesen Newsletter lesen. Wirklich nicht. Dass ich gestern schrieb, dass unser Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ fast eine halbe Million Mark an Leserspenden für ukrainische Geflüchtete gesammelt hat, ist eher ein Indiz für mein fortgeschrittenes Alter. Tatsächlich bezahle auch ich inzwischen mit Euro, und Spendengelder werden von uns ebenfalls in Euro abgerechnet. Dass eine Newsletter-Leserin aus der Pfalz daran zweifelte, war ob meines Fehlers naheliegend. Und erfreulich war, dass eine Kollegin aus dem Verlag (nein, nicht aus der Redaktion) den Fehler als erstes bemerkt hatte. Danke, Marsha!
Auch ich habe einen Vertrag mit einem Fitnessstudio. Und ich gebe zu, ich war seit Wochen nicht mehr dort. Zu viel Arbeit würde ich auf die Frage nach dem Warum antworten. Aber da mache ich mir natürlich etwas vor: Es geht um Prioritäten. Oder, Nikola? Kollegin Nording hat vermutlich nicht ohne Hintergedanken recherchiert, unter welchen Umständen man einen bestehenden Vertrag mit einem Studio sonderkündigen oder weitergeben darf. Im Fall des Falles hilft es, mit dem Studio zu reden, ansonsten sind die Möglichkeiten bei den üblichen Zeitverträgen begrenzt. Es ist wie bei einer Ehe: Prüfe, wer sich bindet.
Fies kalt war es gestern, vor allem aber richtig stürmisch. Jeweils eine Handvoll Einsätze in den Landkreisen Leer und Aurich, das war nicht so schlimm. Im Hafen von Emden wurde es allerdings heikel, als sich der Autotransporter „Pelagic Piranha“ aus Südafrika, beladen mit 4000 VW Polo, die gelöscht werden sollten, vom Kai losriss. Dabei wurde die Laderampe beschädigt, aber niemand verletzt. Schlepper sorgten dafür, dass das treibende Riesenschiff keine anderen Schiffe beschädigte, berichtet Gordon Päschel.
Einen ähnlichen Vorfall gab es auf der anderen Seite des Dollarts, in Eemshaven. Dort riss der Sturm die „MS Romantika“, die Fähre ins norwegische Kristiansand, los. Passiert ist nichts, aber die Borkum-Fähre musste nach Emden umgeleitet werden, wie Martin Alberts unter Hinweis auf niederländische Medien schreibt.
Demokratie gehorcht einem ganz einfachen Prinzip: Mehrheiten zählen. Gerd Onken, Chef einer Fraktion namens „Löwen“ im Gemeinderat Moormerland, hat dies offensichtlich erst jetzt, nach Jahren in der Politik, kapiert und persönliche Konsequenzen daraus gezogen, dass er mit seinen Anliegen keine Mehrheiten gefunden hat. Er tritt zurück, ebenso wie Fraktionskollege Ewald Janssen, und sorgt auch noch dafür, dass keiner der potenziellen Nachrücker auf seiner Liste das Mandat übernimmt. Wäre ich „Löwen“-Wähler gewesen, ich würde mich maximal verarscht (entschuldigen Sie den Begriff) fühlen. Solch ein Demokratieverständnis ist einfach unsäglich. Karin Lüppen hat nochmal nachgefragt.
Die erste Generation schafft das Vermögen, die zweite verwaltet es, und die dritte studiert Kunstgeschichte. So heißt es zumindest, wenn es um Nachfolgeregelungen bei Unternehmen geht. In der Auricher Firma Stahlbau Widmann ist 87 Jahre nach Gründung eine gute Lösung gefunden worden. Wencke und Arne Widmann, 25 und 28 Jahre alt, haben zum Jahreswechsel den Betrieb mit 24 Angestellten vom Vater (kein Kunstgeschichtler!) übernommen - sie sind die vierte Generation. Gordon Päschel hat sich diese Geschichte genauer angeschaut und mit Anke Hölscher von der IHK über die Fallstricke bei Nachfolgeregelungen gesprochen.
Wein und Ostfries- oder Emsland, das klingt wie zwei Gegensätze, die nicht zueinander kommen. Stimmt aber nicht und damit meine ich nicht den Weinberg, der vor zwei Jahren in Breinermoor angepflanzt wurde. Nein, es geht um Paul Hartung, 33 Jahre alt, aus Papenburg. Er arbeitet als Winzer für eine Sektkellerei an der Mosel und betreibt als Hobby einen eigenen kleinen Weinberg. Im vergangenen September füllte er seinen ersten Jahrgang (2021) ab - eine Hommage an die Heimat. „Lupo di Mare“ nennt Hartung seinen Wein und übersetzt den Namen mit Seewolf beziehungsweise Seebär oder auch Seemann. Gerd Schade erzählt die Lebensgeschichte des jungen Mannes.
Genuss verspricht auch Björn Schoon, gelernter Koch aus Leerhafe, der als Rezeptentwickler arbeitet. Und als solcher hat er auch seinen eigenen Gin entwickelt. „Authentisch und kantig“, so beschreibt er das hochprozentige Trendgetränk. Ganz ohne Schnickschnack, also „megasimpel“, wie der 38-Jährige sagt. „Ich wollte einfach ein Produkt, das ehrlich ist – aber trotzdem lecker und lange haltbar.“ „Taube & Bär“ heißt seine Firma. Susanne Ullrich hat sich mit Schoon unterhalten und - ich nehme an - den Gin auch verkostet.
Was heute wichtig wird:
- McDonald’s kommt nach Uplengen. Doch manche Anwohner fürchten Verpackungsmüll am Straßenrand. Was sagen das Unternehmen und die Verwaltung zu diesem Thema? Tobias Rümmele berichtet.
- Wie geht es beim Tidepolder Coldemüntje weiter? Kommt die Tidesteuerung mit dem Emssperrwerk? Was in Sachen Masterplan Ems 2050 in diesem Jahr passiert, berichtet Karin Lüppen.
- Das Unternehmen Landguth in Ihlow expandiert. Ein Erweiterungsbau ist geplant, und es muss auch noch so einiges andere passieren, damit sich der Betrieb weiter entwickeln kann. Nicole Böning berichtet.
- Die Staatsanwaltschaft Aurich legt einem Wilhelmshavener Totschlag zur Last. Er soll seine Lebensgefährtin im März 2022 in deren Wohnhaus in Moormerland erwürgt haben. Bettina Keller ist beim Prozessauftakt.
- Wasserstoff soll der Energieträger der Zukunft werden, vor allem für industrielle Anwendungen: Der norwegische Botschafter Torgeir Larsen besucht die Storag Etzel. Imke Oltmanns ist dabei.
- Für die Serie „Sülvst maakt“ hat Mona Hanssen eine Selbsthilfewerkstatt in Aurich besucht. Zurückgekommen ist sie mit hilfreichen Tipps zur Fahrradreparatur und -pflege.
- Nach dem Abschied von C&A aus der Emder Innenstadt wurde das Gebäude in bester Lage kernsaniert. Gordon Päschel hat erfragt, wann das neue Modehaus auf rund 1000 Quadratmeter eröffnet.