Spende für „Hermas Box“ Nach monatelanger Suche ist der ersehnte Bulli da
„Ein Herz für Ostfriesland“ hat Geld für einen Bulli für „Hermas Box“ gespendet. Nach monatelanger Suche haben die Verantwortlichen ein passendes Fahrzeug gefunden. Bis zum ersten Einsatz ist noch einiges zu tun.
Wiesmoor - Monatelang haben die Verantwortlichen der kleinen privaten Wiesmoorer Hilfsorganisation „Hermas Box – Spenden hilft“ Ausschau gehalten, sich durch Fahrzeugportale im Netz gewühlt, Gebrauchtwagenhändler besucht. Seit Jahren fahren die Ehrenamtlichen, die sich als Helfer für die gute Sache einsetzen, mit ihren Privatwagen durch die Region, sammeln Spenden, aber insbesondere auch Lebensmittel ein, die an Bedürftige verteilt werden. Das bringt Platzprobleme mit sich, sorgt für zusätzliche Kilometerleistung und auch Materialabnutzung bei den Autos – „und bewahre, dass mal ein Unfall passiert, aber da ist mit einem eigenen Wagen die Versicherungsfrage auch klar“, sagt Gründerin Herma Schoon.
Damit endlich ein eigener Transporter angeschafft werden kann, hatte „Ein Herz für Ostfriesland“, das gemeinnützige Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger, „Hermas Box“ 14.400 Euro zugedacht. „Das ist die höchste Einzelspende, die wir bisher überhaupt erhalten haben“, sagt die Wiesmoorerin.
„Das vereinfacht so vieles“
Die Übergabe des Spendenbescheids war Ende Mai. „Wir haben seitdem immer wieder geschaut, weil wir den Wagen ja auch brauchen. Aber wir brauchen ein Fahrzeug, das günstig, aber gut in Schuss ist, das möglichst einfach läuft, ohne dass binnen kurzer Zeit teure Reparaturen anfallen. Denn die Spenden, die wir bekommen, sollen den Bedürftigen zugutekommen und nicht in Fahrzeugreparaturen fließen“, sagt Dirk Sondermann, 2. Vorsitzender des Vereins. „Solch ein Fahrzeug aber auch zu finden zu einem fairen Preis ist schwierig geworden“, sagt er.
Nun aber, vor wenigen Tagen, gelang das Ersehnte. In einem Autohaus in Jade (Kreis Wesermarsch) entdeckten die Helfer einen VW Transporter T6, knapp sieben Jahre alt, 140.000 Kilometer gelaufen, für knapp 20.000 Euro. „Wir haben aus Spenden noch selbst etwas Geld draufgelegt, um auch ein gutes Fahrzeug zu bekommen“, sagt Herma Schoon. „Mein Sohn, der Nutzfahrzeug-Mechatroniker ist, hat bei der Suche geholfen – und auch den Wagen entdeckt, für den wir uns selbst entschieden haben. Er hat ihn von oben bis unten durchgecheckt, und bei diesem Fahrzeug haben wir ein wirklich gutes Gefühl“, sagt sie.
„Das spart auch Spritkosten“
„Ich freue mich riesig, wirklich. Das vereinfacht so vieles“, fügt Herma Schoon an. „Mittwochs waren wir bislang meist mit sechs Privatautos unterwegs, mit drei Fahrzeugen gleichzeitig zu einem Markt, wo wir besonders umfangreich mit Lebensmittelspenden bedacht werden. Das können wir jetzt mit dem Transporter allein schaffen, höchstens noch mit einem Auto zusätzlich. Das spart auch Spritkosten, das spart Zeit der Helfer.“ Auch Marcardsmoors Pastor Martin Kaminski, das Gemeindehaus dort darf „Hermas Box“ als Lager nutzen, sagt: „Das ist eine wirklich sinnvolle Anschaffung.“
So fahrtüchtig das Gefährt auch ist, bis zu seinem ersten Einsatz sind noch ein paar Handschläge zu tun: „Wir möchten den Transporter mit einem rutschfesten PVC-Boden ausschlagen, damit der Innenraum sauberer aussieht, aber auch, damit die Kisten, die wir transportieren, einen festeren Stand haben und weniger rutschen – auch wenn wir sie natürlich zusätzlich mit Abspanngurten sichern.“ Auch über eine zusätzliche robuste Innenverkleidung, etwa aus Holz, denken die Helfer nach. „Bei beidem würden wir uns natürlich freuen, falls Menschen in der Region zufällig noch Material übrig haben, das passt, und sie es uns zur Verfügung stellen können“, sagt Herma Schoon. „Am kommenden Wochenende wollen mein Sohn und ich den Innenausbau angehen. Das erledigen wir in Eigenleistung“, sagt die Wiesmoorerin. Sollten Firmeninhaber zudem Interesse haben, den Fahrzeugbetrieb zu sponsern, indem sie im Gegenzug aufs knallblaue Fahrzeug Werbung aufbringen, „freuen wir uns, wenn sich jemand meldet“.
Kühltransporter war nicht drin
Aber wollten die Verantwortlichen des kleinen Hilfswerks nicht sogar einen Kühltransporter anschaffen? Die Idee stand zwischenzeitlich zumindest im Raum. „Davon haben wir aus Kostengründen Abstand genommen“, sagt Herma Schoon. „Die Fahrzeuge selbst wären für uns unbezahlbar in der Anschaffung gewesen, aber auch im Unterhalt extrem teuer gewesen, weil das Kühlaggregat ja auch permanente Energie benötigt. Natürlich müssen wir bei gekühlten Waren die Kühlkette einhalten, auch im Sommer. Aber das regeln wir über Isolierboxen, die wir angeschafft haben – und über Eis, mit dem wir die Boxen zusätzlich füllen.“ Nicht jeder Transport und nicht jede Ware müsse im Übrigen gekühlt werden. „Ich glaube, die Lösung, die wir jetzt haben, ist eine wirklich gute“, sagt Herma Schoon.
Fürs kleine Hilfswerk ebenso schwierig wie verständlich: „Weil alles so viel teurer geworden ist, ist die Menge der Lebensmittelspenden, die wir kriegen, spürbar geschrumpft“, sagt die Wiesmoorerin. „Wie soll es auch anders sein?“ Man bemühe sich weiterhin, alle Bedürftigen mit Überlebensnotwendigem zu versorgen, wobei die Zahl der Hilfesuchenden parallel gestiegen sei.