Was Sie heute wissen müssen Löwen als Bettvorleger | Hundetöter freigesprochen | Ostfriesische Romantiker

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.02.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Löwen sind äußerst effektive Jäger. Auch wenn sie die meiste Zeit des Tages dösend unter einem Baum liegen, sobald sie Hunger haben und sich zusammentun, bringen sie ihre Beute schnell zur Strecke. Und weil das so ist, ist der Name „Löwen“ für die entsprechende Liste im Moormerländer Gemeinderat eher ein Etikettenschwindel. Die Hobbypolitiker um Gerd Oncken sind bestenfalls Bettvorleger.

Weil sie für ihre politischen Anliegen keine Mehrheit fanden, wollen sie sich jetzt (mit zwei Ausnahmen, aber inklusive Nachrücker) aus dem Gemeinderat verabschieden. Wählerbetrug und Verrat an demokratischen Prinzipien, würde ich ad hoc dazu sagen. Karin Lüppen, die sich mit den Verhältnissen in Moormerland perfekt auskennt, formuliert es freundlicher. Sie spricht von „fadem Beigeschmack“ und „herber Enttäuschung“ für die Wähler der Löwen: „Für sie gibt es keinen Wählerauftrag, sondern nur die eigene Laune.“ Und das hat auch noch unmittelbare Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse.

Unsere Demokratie ist kein Spiel, Herr Oncken. Sie hat einen Wert, und wir müssen darum kämpfen.

Wer kann dies besser beurteilen, als Ivar Buterfas-Frankenthal. Der 89-Jährige überlebte den Holocaust und erzählte diese Woche vor rund 900 Schülern in Emden und Leer seine Lebensgeschichte, verbunden mit der Mahnung: „Wir dürfen dieses Deutschland nicht dem braunen Pack überlassen.“ Die Lebensschilderungen des „Halb-Juden“ beeindruckten die jungen Leute sehr: „Es ist nicht so allgemein wie in den Geschichtsbüchern, sondern sehr direkt.“ Claus Hock war auch dabei.

Eine Tragödie, die seit fast sieben Jahren darauf wartet, juristisch aufgearbeitet zu werden, soll nun endlich zu einem Ende kommen. Das hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg ist nun am Zug, den Bootsunfall auf dem Barßeler Tief mit zwei Toten und mehreren schwer verletzten Personen zu beurteilen. Der 30-jährige Angeklagte hofft auf einen Freispruch. 2021 war der Bootsfahrer vom Schifffahrtsgericht in Emden zu einer Haftstrafe auf Bewährung und einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt worden. Franz-Josef Höffmann über den Stand der Dinge.

Einen „Freispruch“ bekommen hat der 69-jährige Rhauderfehner, der den Hund Balu im August vergangenen Jahres erstochen hatte. Die Staatsanwaltschaft Aurich stellte die Ermittlungen ein, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass der Hundstöter nicht in Notwehr gehandelt hatte. Der Fall hatte seinerzeit für großes Aufsehen und viel Empörung gesorgt, so wie jetzt auch bei den Labrador-Besitzern, dem Ehepaar Fürup. Der Schadenersatzprozess läuft allerdings weiter, wie Luca Hagewiesche berichtet.

Antifouling ist seit Wochen in aller Munde - im Zusammenhang mit den Chlor-Einleitungen ins Wattenmeer am neuen LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Antifouling, die Bekämpfung von Bewuchs an Schiffsrümpfen, ist aber generell ein Problem der Schifffahrt. Erst jüngst durfte ein Kreuzfahrtschiff in Australien nicht in den Hafen einlaufen, weil die Behörden Sorge hatten, dass invasive Arten auf den Kontinent eingeschleppt werden könnten. Für die Bekämpfung des unterseeischen Bewuchs werden starke Gifte eingesetzt. Und auch die sind ein Problem, wie Martin Teschke erfragt hat.

Dass auch im größten Chaos ein Hauch von Normalität zu finden sein kann, das hat ebenfalls Martin Teschke gestern feststellen dürfen. Die IHK in Emden hatte nämlich Besuch einer Wirtschaftsdelegation aus - Sie werden es nicht glauben wollen - der Ukraine, genauer aus dem im Südwesten des Landes gelegenen Iwano-Frankiwsk. Die Delegation hofft auf Investitionen in die Infrastruktur. Handelskammer-Präsident Andriy Levkovych berichtete über eine Situation zwischen Krieg und Frieden. Er hofft für die rohstoffreiche Region unter anderem auf den Aufbau von Windkraftanlagen. Enercon, greif zu!

Gestern war Valentinstag! (Männer, ich hoffe, Sie wussten, was Sie ihrer Liebsten schuldig waren). Ach nein, gemeinhin gilt das protestantisch-puristische Ostfriesland ja nicht als Wiege romantischer Gefühle. Aber vielleicht trügt der Eindruck, hat meine aus dem Landkreis Cloppenburg stammende, katholisch sozialisierte Kollegin Nikola Nording herausgefunden: Es gab und gibt Romantiker auch in Ostfriesland! Um wen es geht, lesen Sie hier.

Was heute wichtig wird:

  • Wieder wurde eine Leeranerin mithilfe von „Love Scamming“ übers Ohr gehauen. Nikola Nording hat mit der Polizeiexpertin Svenia Temmen darüber gesprochen, wie man sich schützen kann.
  • Klimafreundlicher Diesel aus Essensresten, das ist das neueste Angebot an der Tankstelle: Wie soll das gehen und welches Auto kann damit betankt werden? Vera Vogt hat nachgefragt.
  • Es grassiert bei Verbrauchern offenbar die Angst, dass gemahlene Mehlwürmer oder Grashüpfer ins Mehl gemischt werden können. Ist das möglich? Gabriele Boschbach hat nachgefragt.
  • Die Pläne für ein Psychiatrie-Zentrum Ostfriesland in Wittmund sind wohl gescheitert. Auch Flüchtlinge sollen dort nicht mehr untergebracht werden. Was stattdessen geplant ist, schreibt Manfred Hochmann.
  • Die Auricher Politik möchte die Temperaturen im De Baalje wieder anheben. Gebäudemanager Gerhard Boekhoff hat geprüft, wie das umsetzbar ist. Gabriele Boschbach stellt das Ergebnis vor.
  • 2021 wurden durch Urteil des Bundesgerichtshofes viele Bankverträge unwirksam. Seitdem müssen die Bankkunden Änderungen der AGB aktiv zustimmen. Klappt das, hat Claus Hock die Banken gefragt.
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