Anzeigen im Netz Ausbeuter von Emder Leiharbeitern sucht massenhaft Personal
In Emden haben ein Kölner und seine Kollegen Leiharbeiter zu spät oder gar nicht bezahlt und sie in unwürdigen Verhältnissen leben lassen. Jetzt sind sie auf der Suche nach neuen Arbeitskräften.
Ostfriesland/Köln - Jonas P. (Name geändert) und seine Mitstreiter sind für die Ausbeutung von Leiharbeitern in Emden verantwortlich, haben Außenstände bei mehreren Krankenkassen sowie Vermietern und stecken mit der ersten von einigen Firmen tief in einer Insolvenz. Und trotzdem machen sie weiter: Zuletzt war ein Unternehmen gegründet worden, deren geschäftsführende Gesellschafterin die Lebensgefährtin eines engen Vertrauten von P. ist. Und jetzt taucht schon das nächste Unternehmen auf – allerdings nur bei der Internet-Plattform Ebay-Kleinanzeigen. Im Handelsregister ist zu der Firma nichts zu finden.
Die Ebay-Kleinanzeigen-Seite des Unternehmens ist tapeziert mit Stellenangeboten: Koordinatoren, Lagerarbeiter, Verpacker, Kontrolleure und Staplerfahrer werden gesucht – entweder für das Unternehmen selbst oder bei Partnern, etwa „einer großen Lebensmittelkette“. Als Geschäftsadresse wird eine Anschrift in Berlin angegeben – ein großes Gebäude mit mehreren Büros. Ruft man die angegebene Webseite auf, wird inzwischen auf Wartungsarbeiten verwiesen. Vor einigen Tagen hieß es dort noch: „Wir sind spezialisiert auf die Vermittlung von hoch qualifizierten Fachkräften aus Drittländern in die Europäische Union.“
Keine Genehmigung für Arbeitnehmerüberlassung
Das Impressum war identisch gewesen mit dem der Firma, über die unter anderem an Volkswagen-Zulieferer verliehene Emder Leiharbeiter angestellt gewesen waren. Die Adresse: eine Anschrift in Köln. Auf wieder einer anderen Seite will das Unternehmen in Düsseldorf ansässig sein. Doch egal, wo P. und seine Kollegen angeblich ihren Firmensitz haben: Um in Deutschland Arbeitnehmer verleihen zu dürfen, braucht es eine Genehmigung der Agentur für Arbeit. Und diese Genehmigung hat in diesem Firmengeflecht kein einziges Unternehmen – oder zumindest nicht mehr. In der entsprechenden Datenbank tauchen sie nicht auf.
Und auch im Handelsregister ist zumindest die jüngste Firma nicht zu finden. „Es liegt kein Eintragungsverfahren beim Registergericht in Köln (…) vor“, schreibt eine Pressesprecherin der Redaktion auf Nachfrage. Aber: „Auch wenn die GmbH eine Kölner Anschrift im Impressum angegeben hat, muss sie sich dennoch nicht beim Amtsgericht Köln eintragen lassen, sondern kann dies auch bei jedem anderen Gericht in Deutschland tun.“ Wir können nicht jedes Registergericht in Deutschland abfragen – Fakt ist aber: Noch ist im Handelsregister nichts eingetragen.
Das Insolvenzverfahren gegen die erste Firma ist von der AOK als Gläubigerin beantragt worden und nicht – wie üblich – vom Unternehmen selbst. Wir wissen, dass das der Staatsanwaltschaft Köln gemeldet wurde, um einem möglichen Verdacht der Insolvenzverschleppung nachzugehen. Wir wissen auch, dass das Unternehmen Sozialbeiträge nicht bezahlt haben soll. Und wir wissen, dass wenigstens intern mutmaßlich gefälschte Arzt-Dokumente herumgeschickt worden sein sollen. Das alles sind Ansätze, denen die Staatsanwaltschaft Köln nachgehen könnte. Die Strafverfolger haben uns für die kommende Woche Antworten auf unsere Fragen versprochen.
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