Was Sie heute wissen müssen Explodierende Mietkosten | Scharlach ist zurück | Teebauer sucht Erntehelfer

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 03.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Leben Sie auch in einer Mietwohnung? Vermutlich nicht, denn die meisten Ostfriesen (laut Statistischem Landesamt über 55 Prozent) leben in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus. Und bei den Leserinnen und Lesern dieses Newsletters dürfte der Anteil noch höher sein. Während der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ziemlich genau Bescheid weiß über die Entwicklung von Grund-, Haus- und Wohnungspreisen, sind die Daten über die Mietpreisentwicklung lückenhaft. Andreas Ellinger hat sich darüber mit Martin Homes, dem Vorsitzenden des Gutachterausschusses, unterhalten.

Um 6,9 Prozent stiegen die Mieten im vergangenen Jahr, sagen die (freiwillig erhobenen) Daten. Vermutlich sind die Zahlen höher, sagt auch Homes. „Am besten wäre eine Mitteilungspflicht der Mietverträge“, sagt er. Kompliziert wäre das nicht: „Die Mietverträge müssen ja ohnehin bei den Städten und Gemeinden bei der An-/ Ummeldung vorgelegt werden.“ Bislang haben nur die Städte Emden, Aurich und Norden einen Mietspiegel. Aber auch deren Daten sind nicht aktuell.

Die Leeraner Mieterbund-Chefin Anja Wurps nennt denn auch aus ihrer täglichen Praxis andere Zahlen. Viele Mieter müssten mit Miet-Erhöhungen von 15 bis 20 Prozent zurechtkommen - weil ihnen Strom- und Gaskosten über den Kopf gewachsen sind. Wurps kommt auf diese Zahlen durch Vergleichsbetrachtungen, nicht durch statistische Erhebungen. Eine Lösung sieht sie nicht, vor allem wegen der zahlreichen Altbauten: „Ein Großteil ist in einem Zustand, das geht nicht. Und die neuen, die jetzt gebaut werden und energetisch top sind, die sind für einen Durchschnittsverdiener nicht bezahlbar.“

Die Pandemie ist in unserer Wahrnehmung schon ziemlich weit weg. Die Corona-Regeln sind gefallen, Maskenträger im Supermarkt oder an anderen belebten Plätzen sind eine Seltenheit. Das Virus juckt das allerdings wenig. Es ist immer noch da. Laut Kreisverwaltung Leer ist der Anteil der Corona-Patienten in den Kliniken „auf einem Höchststand seit Beginn der Pandemie“. Auch Klinik-Beschäftigte fallen wegen des Virus aus, was – zuzüglich anderer Erkrankungen – zu Personalengpässen führt. Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht, denn PCR-Tests sind keine Pflicht mehr. Andreas Ellinger hat nachgefragt.

Wer einen Patienten im Krankenhaus besucht, muss weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Nicht mehr lange allerdings, denn am Freitag läuft diese bundesweite Regelung aus. Getestet sein müssen Besucher schon seit einiger Zeit nicht mehr sein. Für Patienten und Mitarbeitende sind die Regeln an ostfriesischen Krankenhäusern nicht einheitlich. In Leer gilt: „Alle stationären Patienten erhalten bei der Aufnahme einen Antigentest. Ein PCR-Test wird nur bei positivem Schnelltest durchgeführt.“

Eine andere Infektionskrankheit beschäftigt zurzeit besonders Eltern und Kinder: Scharlach. Die von Streptokokken, also von Bakterien, ausgelöste Erkrankung grassiert auch in Ostfriesland. Allein im Landkreis Leer sind sechs Mal so viele Erkrankungen bekannt wie vor einem Jahr. Scharlach lässt sich eigentlich sehr gut behandeln, mit Penicillin. Eigentlich, denn wegen Lieferschwierigkeiten durch den Krieg in der Ukraine gibt es derzeit immer wieder Engpässe. Rieke Heinig hat mit Fachleuten gesprochen.

Die Fußgängerzone in Leer war am Samstag so voll, wie man es aus Vor-Corona-Zeiten gewöhnt war. Sie ist zweifellos die attraktivste Einkaufsstraße in Ostfriesland (okay, okay, ich bin befangen). Leerstände gibt es aber auch dort. Wie sieht es in Aurich und in Emden aus, den beiden konkurrierenden Einkaufsstädten? Katja Mielcarek hat mit Experten gesprochen und sich den Branchenmix genauer angeschaut. Ob die Einschätzung der Leeraner Kommunalpolitik stimmt, dass „andere Städte noch größere Probleme hätten“. Na, ich weiß nicht, aber lesen Sie selbst.

Vielleicht sollten wir einfach mal Simon Hrubesch fragen. Der ZDF-Journalist wohnte einen Monat lang in Emden und berichtete in vielen Beiträgen über die unterschiedlichsten Aspekte. Das ungewöhnliche Format „ZDF in ...“ gibt es seit fünf Jahren. Emden war die 23. Station dieses Bürgerprojektes und die erste in Ostfriesland. Und sein Fazit? „Die Stadt hat einige Potenziale“, sagt er nach längerem Überlegen im Gespräch mit Heiko Müller und nennt unter anderem das viele Wasser in der Innenstadt. Aber ebenso positiv bewertet er, wie die Stadt auf die soziale Ungleichheit reagiert. Es dauere zwar, aber der Zusammenhalt schaffe Perspektiven.

Samstag war, Sie werden es wissen, der 1. April, der Tag, um seine Mitmenschen ungestraft zu vergackeiern. Nikola Nording und Heiko Müller haben sich deshalb intensiv auf Webseiten und in den sozialen Netzen umgesehen und sind auf jede Menge guter Scherze gestoßen: Vom Teebauern Focke Janssen, der für die neue Tee-Saison Erntehelfer braucht, über eine neue Fußgängerzone in Remels bis zum Bau einer dritten Mühle in Greetsiel: Rot und Grün gibt es schon, also kommt nun eine gelbe Mühle. Damit wäre die Ampel komplett. Noch schöner ist allerdings die Geschichte von Emdens wohl luftigstem Klo. Sie ist nämlich kein Scherz.

Was heute wichtig wird:

  • Der Josefhermann-Höcker-Padd soll an den Retter der Leeraner Altstadt erinnern. Ein Wegbegleiter erinnert sich an ihn. Michael Kierstein berichtet.
  • Immer mehr Jugendliche in der Region begehen Ladendiebstähle. Geht es um Geldmangel infolge der Inflation, oder ist das soziale Netzwerk Tiktok daran schuld? Tobias Rümmele geht der Frage nach.
  • Bei einer Verhandlung am Landgericht Aurich wurden etliche Zuschauer nicht zugelassen, weil der Saal nicht genug Plätze hatte. Das sorgte für Unruhe unter den Abgewiesenen. Marion Luppen hat nachgefragt.
  • Nach Wein-, Bier- und Brot noch ein Sommelier? Nicole Böning hat sich mit Ralph Dirks, dem ersten Wild-Sommelier Niedersachsens, darüber ausgetauscht, was er mit Wild anders macht als der Durchschnitt.
  • Ostern nur Eier zu verstecken ist langweilig. Ostfriesland hat viel mehr zu bieten. Gabriele Boschbach hat sich mit Dr. Welf-Gerrit Otto, dem neuen Kulturattache der Ostfriesischen Landschaft, darüber unterhalten.
  • Was sind die Trends bei Motorbooten in der neuen Saison? Sind auf ostfriesischen Gewässern mehr Elektro-Boote unterwegs? Diesen Fragen ist Mona Hanssen für unsere Klima-Serie nachgegangen.
  • Emden bekommt eine Fährverbindung nach Norwegen. Claus Hock und Mona Hanssen haben sich gefragt, ob Emden als Hafen für weitere große Passagierfähren infrage kommt und haben nachgehakt.
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