Was Sie heute wissen müssen Millionengrab RTC soll schließen | Emden als Fährhafen | Nötenscheten & Eierbicken
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Tatsächlich hatte ich bis gestern noch nie vom Reitsport-Touristik-Centrum Ostfriesland in Timmel gehört. Zumindest in den vergangenen viereinhalb Jahren war das RTC kein öffentliches Thema gewesen. Als sich gestern die Nachricht von der bevorstehenden Schließung in der Redaktion verbreitete, gab es allerdings viele „Ohs“ und „Ahs“. Vor 15 Jahren war das RTC mit großem Enthusiasmus gestartet, aber tatsächlich nie ins Fliegen gekommen. Im Gegenteil, mit einem geplanten Minus von 469.000 Euro allein in diesem Jahr war es für die Gemeinde Großefehn nie mehr als ein Klotz am Bein. Marion Luppen zitiert den früheren Linken-Ratsherrn Martin Heilemann, der es 2015 so formulierte: „Die Fußballvereine müssen sich mit schlecht gemähten Rasenflächen auf den Fußballplätzen herumquälen, während im RTC die Pferde warm duschen können.“
Warum jetzt? Auch diese Frage beantwortet Marion in ihrer Berichterstattung. Vor ziemlich genau 15 Jahren war das rund fünf Millionen Euro teure RTC eröffnet worden - dank 3,3 Millionen Euro Zuschüssen von Land und Landkreis. Die haben eine Bindungswirkung von 15 Jahren, ansonsten droht die Rückzahlung. Man muss kein Rechenkünstler sein, um festzustellen, dass das kombinierte Kongress- und Reitzentrum die Gemeinde Großefehn in diesen 15 Jahren deutlich mehr an Defizitausgleich gekostet hat. Auch wenn der Gemeinderat diesen Monat beschließt, das RTC zu schließen und zu versuchen einen Pächter zu finden, wird das Kapitel noch nicht so schnell beendet sein. Es geht um neun Vollzeitstellen, um Abschreibungen und anderes mehr.
Ketzerische Frage: Die Aufgabe von Kommunen ist die Daseinsvorsorge, also Schulen, Kindergärten, Wasser und Abfall, aber nicht unternehmerische Tätigkeiten. Wer zur Hölle hat der Gemeinde Großefehn 2008 den Betrieb einer Reithalle genehmigt?
Wohnen gehört definitiv zur Daseinsvorsorge. Angesichts eines Mangels an Sozialwohnungen und einer steigenden Wohnungsnot gerade für Geringverdienende wäre es kommunale Aufgabe, den Wohnungsbau anzukurbeln. Um 40 Prozent sind die Mieten seit 2015 gestiegen, sagt der Gutachterausschuss in Aurich und stützt sich bei dieser Annahme auf veraltete Zahlen, wie Andreas Ellinger deutlich macht. Noch dazu ist die Datenbasis in den Landkreisen Ostfrieslands völlig unterschiedlich. Auch die Bundestagsfraktionen unterstützen die Forderung nach mehr Transparenz.
Seit gestern kann das neue „Deutschland-Ticket“ vorbestellt werden, 49 Euro monatlich für den Nahverkehr überall in Deutschland. Problemlos war der Start auch in Ostfriesland nicht. Bei den Verkehrsbetrieben des Landkreises Leer (VLL) am Busbahnhof in Rhauderfehn etwa konnte man Interessenten nicht weiterhelfen. Dort werden keine Bestellungen für das neue Angebot angenommen – und richtig weiterhelfen konnte man ihm auch nicht, wie ein Fehntjer kritisierte, der gleich am Morgen seine Vorbestellung erledigen wollte. Marion Janßen erklärt, wie man trotzdem an das Ticket kommt.
Während der Pandemie ging es darum, Kontakte einzuschränken. Wer sich arbeitsunfähig fühlte, musste also nicht zum Hausarzt, sondern konnte die Krankmeldung auch telefonisch beantragen. Diese Sonderregelung läuft Ende des Monats aus - zum Verdruss von Ärzten, aber auch vom Gesundheitsminister Lauterbach und anderen Politikern. „Wir wünschen uns für unsere Mitglieder, dass diese Erleichterung weiter bestehen bleibt – und vielleicht sogar noch erweitert wird“, sagt Dieter Krott, Geschäftsführer der Bezirksstelle Aurich der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) auf Anfrage von Petra Herterich. Bleibt die Frage: Wenn alle dafür sind, warum wurde die Regelung nicht schon verlängert?
Seit Ende voriger Woche steht fest, dass die „Holland Norway Lines“ ab Sommer von Emden aus die Fährverbindung nach Kristiansand bedienen. Mehr zufällig, muss man sagen. Dabei ist die Idee keine neue. Schon vor über 40 Jahren entwickelte Adolf Janssen, Kapitän und Lotse, ein Konzept. Einer seiner ersten Aufträge, daran erinnert sich der heute 71-jährige Verkehrsgeograf Arnulf Hader vom Institut für Seeverkehrswirtschaft in Bremen, war eine grundlegende Analyse, ob Emden als Fährhafen nach Kristiansand geeignet sei. Claus Hock hat sich mit ihm darüber unterhalten. Interessant sind auch Haders Ausführungen, warum das Projekt damals nicht verwirklicht wurde. Es geht vor allem um Egoismen. Manchmal, wenn man sich anschaut, wie sich die Westseite des Dollarts in den vergangenen Jahren entwickelt hat, könnten wir uns sicher auch ein Beispiel an der Entschlusskraft der niederländischen Nachbarn nehmen.
Einen Blick zurück tat gestern auch Michael Kierstein. Weil in der Leeraner Altstadt ein Gässlein einen neuen Namen bekam, nämlich Josefhermann-Höcker-Padd, wollte er wissen, wer eigentlich dieser „Retter der Altstadt“ war. Andreas Martens (78) erzählte es ihm. Ohne Höcker gäbe es die wunderschöne Altstadt - Leers wichtigste Touristenattraktion - nicht mehr. Durch dessen Initiative wurden viele historische Wohnhäuser erhalten und die breite Westtangente, die die Altstadt durchschnitten hätte, verhindert. „Autogerechte Stadt“ war damals der Anspruch in vielen deutschen Städten. Dank Höcker scheiterte dies damals.
Niedersachsens größte Baustelle ist derzeit die Modernisierung des Militärflugplatzes Wittmundhafen. 700 Millionen Euro werden dafür ausgegeben. Und die Verantwortung für diese gigantische Summe trägt ein Ostfriese. Frank Hiob ist als Infrastrukturoffizier zuständig für den Umbau. „Für mich ist es ein Glücksfall, dass ich hier, in meiner Heimat, Bauleiter dieses Riesen-Projektes geworden bin“, sagt der 40-Jährige im Gespräch mit Manfred Hochmann. Wird er pünktlich fertig? „Ich bin davon überzeugt, dass ab Januar 2025 die Eurofighter hier wieder starten und landen können.“
Wir sind mitten in der Karwoche, in drei Tagen ist Karfreitag. Und jede Region hat ihre ganz speziellen Osterbräuche. Großes Interesse an den ostfriesischen Traditionen haben auch die Urlauber, wie Wiebke Leverenz von der Ostfriesland Tourismus GmbH berichtet. Der Kulturanthropologe Dr. Welf-Gerrit Otto kümmert sich bei der Ostfriesischen Landschaft um dieses Thema. Auf Anfrage von Gabi Boschbach stellt er vier unterhaltsame Bräuche vor. Verraten sei: Drei davon haben mit Eiern zu tun.
Was heute wichtig wird:
- Das Wahrzeichen im Leeraner Hafen, der alte Dampfer „Prinz Heinrich“ ist in Emden im Dock. Was wird dort mit dem Schiff gemacht? Michael Kierstein hat es sich vor Ort angesehen.
- In Uplengen entsteht derzeit eine neue Sportanlage. Die Kosten für das wichtige Infrastruktur-Projekt gehen in die Millionen. Tobias Rümmele hat sich auf der Baustelle umgeschaut.
- Am Anfang ist es vielleicht nur eine, die über die Sofalehne flaniert. Doch ehe man sich versieht, übernehmen sie die Macht im Haus. Was wirklich gegen Ameisen hilft. Nicole Böning berichtet.
- Was wird aus den Krabbenfischern? In Neuharlingersiel wird die Bundestagsabgeordnete Astrid Damerow, Berichterstatterin für Fischerei, erwartet. Imke Oltmanns will mit ihr sprechen.
- Ratten haben einen schlechten Ruf. Zu unrecht? Mona Hanssen hat anlässlich des heutigen „Tags der Ratte“ fünf spannende Fakten rund um die intelligenten Nagetiere gesammelt.
- Ob Nautisches Essen oder Kaufmannsmahl: Ohne den Klub zum guten Endzweck würde Emden einiges einbüßen. Lange war offen, wie es mit der Gastronomie weitergehen soll. Heiko Müller hat jetzt Neuigkeiten.