Was Sie heute wissen müssen Uneinsichtiger Vergewaltiger | Timmeler Fremdenfeinde | Ole, der Nimmersatt

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 21.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Der Prozess war schon in erster Instanz vor über einem Jahr am Amtsgericht Emden spektakulär, wegen der sehr expliziten Sexualpraktiken, die dort erörtert wurden. Auch für die Kollegin Katja Mielcarek war die Berichterstattung ein Drahtseilakt. Gestern, in der Berufung, verschärfte das Landgericht Aurich die Strafe gegen einen heute 40-jährigen Vergewaltiger aus Borkum noch einmal. Er muss nun für 46 Monate ins Gefängnis. Die Richterin und der beigezogene Gutachter waren überzeugt, dass die Straftaten vor vier und fünf Jahren so stattfanden, wie die Opfer sie schilderten. Der nun zum zweiten Mal verurteilte Täter leugnet weiter alles.

Fast ebenso schlimm ist, was im Hintergrund läuft. Der 40-Jährige ist auf seiner Heimatinsel gut vernetzt, Mitglied in den wichtigsten Vereinen und hat viele Unterstützer, die bisher unverdrossen dessen Unschuld beteuerten. Die Opfer und deren Familien werden so ein zweites Mal zu Opfern.

Wie tief verankert, (sexuelle) Gewalt gegen Frauen in den Köpfen mancher Männer noch immer ist, zeigt auch ein weiterer Prozess, der am Amtsgericht Wittmund stattfand. Ein 41-Jähriger musste sich wegen Anstiftung zur versuchten Vergewaltigung verantworten. Nach einem Streit mit seiner Mutter hatte er in einem öffentlichen Online-Chat nach Freiwilligen gesucht, die seine Mutter überfallen sollten, um „es mit ihr (zu) machen“ - „mit oder ohne Gummi“. Zum Glück reagierte niemand auf den Aufruf. Im Unterschied zu dem Borkumer leidet der Mann an einer Intelligenzminderung, dafür war er aber voll geständig. Neun Monate Haft auf Bewährung lautete die Strafe, mit seiner Mutter hat er sich längst ausgesöhnt. Susanne Ullrich berichtet.

Heute Vormittag sollten Sie auch in Ostfriesland nicht mit Bus oder Bahn unterwegs sein. Von dem bis 11 Uhr dauernden Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sind nicht nur Fern- und Nahverkehrszüge betroffen. Auch viele Busse in der Region werden stillstehen. Besonders bitter ist der Ausstand für jene jungen Leute, für die an diesem Freitag die Abiturprüfung in Erdkunde ansteht. Welche Busse fahren und was noch alles ausfällt, hat Martin Teschke zusammengefasst.

Die Öffentliche Hand muss eigentlich Vorbild sein. In jeder Hinsicht. Niedersachsen ist das nicht, nicht mal bei der Energiewende. Schon vor Jahren hätten eigentlich alle 5500 öffentlichen Gebäude auf den Einsatz von Photovoltaik überprüft werden sollen. Nichts dergleichen geschah. Denn 35 Dächer mit Solaranlage sind eigentlich nichts. Diese Untätigkeit stößt auch in der Politik sauer auf. Tobias Rümmele hat mit ostfriesischen Abgeordneten gesprochen. Deren Antworten sind nicht wirklich zufriedenstellend - aber wenigstens ehrlich.

Ole Cordsens gestrige Berichterstattung aus Timmel machte mich kurzzeitig sprachlos. Offene Fremdenfeindlichkeit? In Ostfriesland? Es geht darum, dass die Gemeinde Großefehn nahe der Ferienhausanlage fünf, ja fünf Mobilheime aufstellen möchte, um vorübergehend ukrainische Geflüchtete unterzubringen. Bis zu 20 Menschen sollen dort unterkommen. Später sollen die Fertighäuser touristisch genutzt werden. Mehrere Anwohner laufen dagegen Amok. Ihr Motto: Flüchtlinge ja, aber nicht bei uns. Der Konflikt spaltet das Dorf. Einige „Argumente“ der Gegner sind unverhohlen fremdenfeindlich. Die Behauptung, Sicherheits- und Hygieneprobleme seien programmiert, gehört noch zu den harmlosesten. Die Gemeinde denkt nun über Alternativ-Standorte nach. Das finde ich falsch. Das St.-Florians-Denken darf nicht belohnt werden.

Marion Luppen war vorgestern gut informiert. Der Aufsichtsrat der Trägergesellschaft der Kliniken Aurich-Emden-Norden entschied am Mittwoch, dass das Norder Krankenhaus geschlossen wird. Aus der 255-Betten-Klinik wird - vereinfacht gesagt - eine internistische Kurzliegerstation mit 25 Betten. Zwei OP-Säle sollen weiter betrieben werden und auch die Psychiatrie. Die Gründe laut Geschäftsführer Dirk Balster: Die Trägergesellschaft muss viele Honorarärzte einsetzen, die aber nur zeitlich befristet und für viel Geld arbeiten. Außerdem seien diese Honorarärzte nicht gut genug, geht aus Balsters Einlassungen hervor. Das Personal soll nach Emden oder Aurich wechseln. Dessen Begeisterung hält sich aber nach bisherigen Äußerungen in Grenzen. Rebecca Kresse berichtet.

Günstiger Wohnraum ist auch in Ostfriesland knapp. In den vergangenen Jahren war die Immobilien-Nachfrage so hoch, dass die Preise stark anstiegen. Obendrein gab es gestern noch eine Hiobsbotschaft vom Bauverein, dem größten Vermieter der Stadt Leer. Für ihre 1675 Wohnungen erhöhen sie die Miete um durchschnittlich 5,5 Prozent. „Wir erhöhen im Sinne der Genossenschaft“, sagt Vorstand Thorsten Tooren. Der Bauverein müsse seine rund 200 Gebäude stetig sanieren – vor allem energetisch. „Die Bundesregierung und die EU zwingen uns dazu, zu handeln.“ Bisher betrug die Durchschnittsmiete 4,95 Euro pro Quadratmeter. Bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung steigt der monatliche Obolus um 16 Euro. Viel Geld für Menschen, die kaum Geld haben und von Inflation und Energiepreisen ohnehin gebeutelt sind. Nikola Nording berichtet.

Immer mehr Gaststätten schließen in kleineren Ortschaften. Das gilt auch für die Gemeinde Moormerland. Im Zentrum von Warsingsfehn gibt es kein Lokal mehr (außer Imbissen). In die Lücke stoßen jetzt zwei mobile Anbieter. Zum Beispiel Marion Süßen. In Boekzetelerfehn kocht sie Eintopf im großen Stil und verkauft diesen auf den Wochenmärkten in Warsingsfehn und in Emden. Und: An drei Tagen in der Woche liefert sie die Suppe direkt nach Hause. Auch in Einzelportionen. So flexibel ist Rafael Nunes nicht. Sein Brasilianischer Grillservice kann für größere Gesellschaften gebucht werden. Karin Lüppen stellt die beiden Start-ups vor.

In Steenfelde ging es vor einer Woche richtig rund. Nicht weil 720 Zuschauer zu einem Hammelklassen-Fußballspiel kamen (Entschuldigung: Es war die B-Klasse), auch weil ein alkoholisierter Zuschauer einen Spieler mit rassistischen Sprüchen beleidigte, worauf es fast eine Schlägerei gab. Und auch weil Udo Tesch, der durch seine Youtube-Videos bundesweit bekannte Platzwart in Steenfelde, sich daneben benommen haben soll. Sören Siemens unterhielt sich mit etlichen Zeugen. Aufklärung gibt es hoffentlich durchs Sportgericht. Übel ist allerdings, dass der Internet-Held Tesch uns drohte, wenn wir seinen Namen nennen. Oh Mann, Berühmtheit hat eben auch eine Kehrseite.

Auf dem Weg zur Internet-Berühmtheit ist auch mein Kollege Ole Cordsen. Weil er gerne kocht und reist, letzteres in Corona-Zeiten aber nicht möglich war, machte er vor zwei Jahren eine Internetseite, einen Koch-Blog, auf, in dem er Rezepte aus fernen Ländern präsentiert, modifiziert und mit großartigen Fotos garniert. „Nimmersatt“ ist ein inspirierendes Angebot, und darum wurde Ole - aus meiner Sicht völlig zu Recht - für den Preis „Goldener Blogger“ nominiert. Gabriele Boschbach hat gestern das Projekt ihres Kollegen vorgestellt und ruft natürlich dazu auf, für „Nimmersatt“ eine Online-Stimme abzugeben. Ich hab’s sofort gemacht. Und Sie? Bis Montag haben Sie noch Zeit.

Was heute wichtig wird:

  • Die Linken-Fraktionschefin im Bundestag macht sich für die Mensa in Holtland stark. In einer Anfrage an die Bundesregierung fordert sie eine Lösung für das drohende Finanz-Fiasko. Tobias Rümmele berichtet.
  • Das Ditzumer Fahrgastschiff „Dollard“, das drei Mal in der Woche nach Emden und Delfzijl fährt, startet später in die Saison. Die Runderneuerung dauert länger als geplant. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Ali Kone erlebt beinahe täglich Rassismus im Alltag. Mit seinem Verein „Afrikanische Diaspora Ostfriesland“ kämpft er dagegen. Denise Cordes erzählt er von seinen Erfahrungen.
  • Warum das Rad neu erfinden? Das gilt auch im Umgang mit dem Wolf. Landwirte in Ostfriesland holen sich fachkundige Unterstützung bei einem Schweizer Wolfsexperten. Nicole Böning berichtet.
  • Alles wie immer, aber alles von vielen genau so gewollt: Der Bagbander Markt geht in seine zweite Auflage nach der Corona-Pause. Strömen die Massen wieder wie im Vorjahr? Ole Cordsen ist vor Ort.
  • In Emden einen Parkplatz zu finden, kann schwierig sein. Seit langem fordert die Politik deswegen ein Parkraumkonzept. Im Ausschuss für Stadtentwicklung war es wieder Thema. Mona Hanssen berichtet.
  • Der Kulturhof in Freepsum steht unter Denkmalschutz. Nun wird der alte Gulfhof saniert. Was gilt es dabei zu beachten? Hannah Weiden hat sich auf der Baustelle umgesehen.
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