Temposünder im Blick Auf ostfriesischen Straßen blitzt es noch bis zum Sonntag häufiger
Am Freitag hat die Polizei europaweit Jagd auf Raser gemacht. Die Polizeidirektion Osnabrück hat bereits seit Montag ihre Kontrollen für eine Woche verstärkt.
Ostfriesland/Berlin - In vielen Bundesländern hat die Polizei am Freitag verstärkt Jagd auf Temposünder gemacht. Der häufig als Blitzermarathon bezeichnete Aktionstag war Teil einer europaweiten Aktion, mit der die Polizei Raser aus dem Verkehr ziehen und auf die Gefahr von zu schnellem Fahren aufmerksam machen wollte. Vor allem vor Schulen, Kitas, Altenheimen und an Unfallschwerpunkten sollte geblitzt werden.
Auch in Ostfriesland dürfte es am Freitag deutlich häufiger geblitzt haben als an manch anderem Tag – aber nicht nur da. Denn bereits seit Montag beteiligt sich die Polizeidirektion Osnabrück – zu der auch die Polizeiinspektionen Leer/Emden und Aurich/Wittmund gehören – an der vom europäischen Verkehrspolizeinetzwerk Roadpol ausgerufenen „Speedweek“. Im Rahmen der „Speedweek“ wird eine ganze Woche lang gegen überhöhte Geschwindigkeit auf den Straßen vorgegangen. „Die Kontrollaktion läuft bei uns noch bis Sonntag“, sagte Polizeisprecher Marco Ellermann im Gespräch mit unserer Redaktion.
Über den Nutzen lässt sich trefflich streiten
Über den Sinn solcher Aktionen lässt sich trefflich streiten. Das zeigt sich auch daran, dass sich nicht alle Bundesländer so wie Niedersachsen am Blitzer-Marathon beteiligen. So ist etwa Bremen nicht mit dabei. Kritisch blickt auch die Gewerkschaft der Polizei auf den Blitzermarathon. „Eine zeitlich begrenzte Tempomessung führt zwangsläufig nicht zu nachhaltigen Veränderungen im Fahrverhalten“, sagte der Vizevorsitzende Michael Mertens. Außerhalb der Schwerpunktkontrollen sei das Risiko, erwischt zu werden, viel zu niedrig. „Zweitens fahren wir hierzulande noch immer in einem Bußgeld-Discountland.“ Auch Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg, bezweifelt den Nutzen des Marathons. „Autofahrer passen ihre Geschwindigkeit für den nächsten Blitzmarathon an, aber nicht generell“, sagt er. Einen Nutzen über den Aktionstag hinaus sieht er nicht.
Einen Nutzen hätte neben dem Klimaschutz vielmehr ein generelles Tempolimit – zumindest aus ökonomischer Sicht. Eine internationale Forschergruppe hat Wohlfahrtsgewinne von mindestens 950 Millionen Euro pro Jahr ermittelt. Besonders der eingesparte Treibstoff, weniger Unfälle, geringere Lieferkettenkosten und Einsparungen bei der Infrastruktur seien dafür neben dem Klimaschutzeffekt relevant, heißt es in der Studie, die im Fachjournal „Ecological Economics“ veröffentlicht wurde und über die der „Spiegel“ berichtete.
Mit Material von DPA