Was Sie heute wissen müssen Ungeliebte Wölfe | Gefährdete Aaale | Beliebte Eis-Burger

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 24.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Elf Jahre ist es her, dass erstmals wieder Wölfe in der Schweiz gesichtet werden. Die alpenländischen Nachbarn haben also einiges mehr an Erfahrung als die Ostfriesen. Als der Graubündener Biologe Marcel Züger vorige Woche seinen Urlaub in Ostfriesland unterbrach, um in Berumerfehn einen Vortrag zu halten, war das Interesse logischerweise groß. Züger bediente seine Fans, also jene, die den Wolf aus Ostfriesland heraushalten wollen, perfekt: Abschießen, lautete seine Forderung für all jene Wölfe, die zum Beispiel Nutztiere reißen oder Herdenschutzzäune überwinden. „Wer den Wolf liebt, der kennt ihn nicht“, lautete sein Fazit, wie Nicole Böning berichtete.

Ob Abschießen wirklich die Lösung ist? Dieses Entweder-Oder, dieses Schwarz-Weiß-Denken, das bei diesem polarisierenden Thema einen Kompromiss fast unmöglich macht, geht einem Leser dieses Newsletters mächtig auf den Zeiger. Er fordert einen Dialog auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Denn „wir werden lernen müssen, mit dem Wolf umzugehen, und wir werden vor allem Landwirte entschädigen müssen“. Das Problem sei: „Wir wissen alle noch viel zu wenig, übrigens auch entgegen ihrem Selbstverständnis, die Jäger. Wölfe sind extrem anpassungsfähig, immer für Überraschungen gut und ganz nebenbei von ihren Familienstrukturen eine ziemliche Kopie menschlicher Familien. Es besteht kein Zweifel, dass Wölfe, die ein (wirklich) problematisches Verhalten zeigen, getötet werden müssen. Die Feststellung eines solchen Verhaltens sollte allerdings durch Leute vorgenommen werden, die über die nötige Erfahrung und vor allem das nötige Wissen verfügen.“ Nachdenkenswerte Sätze, finde ich.

Was in Zentraleuropa vor Hunderten Jahren gelang, nämlich den Wolf auszurotten, könnten wir beim Aal auch noch schaffen. Der fette Fisch, vor allem begehrt als Räucher-Spezialität, steht lange schon auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten. Er ist ein ganz besonderer Fisch, wird in der Saragossa-See Tausende Kilometer entfernt geboren, wechselt zwischen Salz- und Süßwasser und kann nicht nachgezüchtet werden. 250.000 Jung-Aale - gefangen als Glasaale im Atlantik und anschließend im Emsland hochgepäppelt - wurden am Samstag in Ostfriesland ausgesetzt. Mona Hanssen hat zusammengefasst, was jeder von uns über den Aal wissen wollte.

Im Atlantik war Daniel Noglik auf seiner Schiffstour nicht unterwegs, aber immerhin ein paar hundert Kilometer auf der Nordsee, sozusagen auf die andere Seite, nach Kristiansand in Norwegen. Am Donnerstag fuhr die Reederei Holland Norway Lines (HNL) erstmals von Cuxhaven nach Kristiansand, ab August wechselt die ursprünglich von Eemshaven aus operierende Fähre dann nach Emden. Anlass genug für den Kollegen, die Einladung zu einer Testfahrt anzunehmen. Aus dem geplanten Liveblog wurde zwar mangels funktionierender Internetverbindung nichts. Ansonsten funktionierte auf der „MS Harmonika“ alles ganz gut, wie Daniel in seinem Text mit Bildergalerie berichtet. Und auch Kristiansand ist eine Reise wert. Fünf Stunden Zeit haben Reisende für den Landgang, wenn sie nach zwei Tagen wieder im Heimathafen zurück sein möchten.

„Lost Places“ heißen Orte, an die man unter normalen Umständen nicht kommt, weil sie verlassen oder schlecht zugänglich sind. „Dark Places“ sind Orte, an denen einst schlimme Dinge geschahen. Der Autor Klaas Geerdes hat in einem neuen Buch „Lost & Dark Places Ostfriesland“ beides zusammengefasst und rund 30 dieser Orte vorgestellt. Hannah Weiden hat sich ein paar dieser besonderen Orte angesehen und erzählt deren Geschichte: von der Manningaburg in Pewsum, wo einst Frauen als angebliche Hexen gefoltert und getötet wurden, bis zum verwunschenen Garten der Osterburg in Groothusen.

Der Gruselfaktor wirkt übrigens auch, um Touristen nach Ostfriesland zu holen. „Insgesamt ist das ein Thema, das sehr gut nach Ostfriesland passt, weil die gesamte Region immer auch einen Hauch von Mystik ausstrahlt“, sagt Wiebke Leverenz von der Ostfriesland Tourismus GmbH. „Urbexer“ nennen sich die Anhänger dieses Trends, die den morbiden Charme verfallener Gebäude oder mysteriöser Orte auf Fotos festhalten. Die Bilder teilen sie auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram unter dem Hashtag #lostplaces. Auch auf Youtube ist das ein großes Thema, wie man bei Ostfriesland Tourismus weiß. Die Werber haben eine Videoreihe „Auf Abenteuer in Ostfriesland“ produzieren lassen.

Als Robert Habecks damals noch interne und unfertige Pläne, neue Öl- und Gasheizungen ab 2024 zu verbieten, durchgestochen wurden, war die Empörung groß. Inzwischen steht eine mildere und sozial abgefederte Form vor der Umsetzung. Und Markus Wilken, Obermeister der Installateur- und Heizungsbauer-Innung im Landkreis Leer, findet die Regelung gar nicht schlecht. Allerdings komme sie zehn Jahre zu spät. „Jetzt muss alles wahnsinnig schnell umgesetzt werden. Mit mehr Zeit wäre das planbarer und damit machbarer gewesen“, sagt der Handwerker im Gespräch mit Nikola Nording. Wilken ist trotzdem optimistisch: „Wir kriegen das gewuppt, auch wenn der Ansturm groß ist und in Wellen verläuft.“

Berufswechsel sind nichts Besonderes mehr. Und trotzdem ist Tatjana Gettkowski Porträt von Tanja Homrighaus sehr lesenswert. Einst arbeitete die jetzt 45-Jährige als Krankenschwester, dann führte sie mit ihrem Mann in Bingum einen Bauernhof, und jetzt hat sie sich mit einem „Bulli“ als mobile Eisverkäuferin selbstständig gemacht. Und viel Freude dabei. „Der Kontakt und die Gespräche – das macht einfach Spaß“, sagt sie, „und bei vielen weckt der Eisbulli Erinnerungen an die Kindheit“. Die besondere Spezialität ist übrigens der „der Eisbulli-Burger“. Woraus er besteht, lesen Sie bitte selbst.

Was heute wichtig wird:

  • Wo fehlen in Leer was für Wohnungen? Was muss die Stadt tun, um die Wohnungsknappheit zu lindern? Katja Mielcarek hat sich das Wohnraumkonzept der Stadt Leer genau angeschaut.
  • Nach dem Rückzug der halben Fraktion der „Moormerländer Löwen“ hat sich im Gemeinderat einiges geändert - nicht nur für die Rest-Löwen, die sich jetzt anders nennen. Karin Lüppen berichtet.
  • Vertrauen ist gut, aber ... Manche zahlen bei Selbstbedienungs-Hofläden nicht, weil ihnen keiner auf die Finger schaut. Einige vergeigen es so für alle. Ein Betreiber hat schon aufgegeben. Vera Vogt berichtet.
  • Melanie Runde aus Jackstede hat für Kinder mit ADHS oder Traumata eine Geheimwaffe im Stall. Genau genommen sind es sogar vier: ihre Alpakas. Reporterin Susanne Ulrich hat sie besucht.
  • Der Auricher CDU-Ratsherr Bodo Bargmann fällt immer wieder durch ambitionierte Vorschläge auf. Will er Bürgermeister werden? Gabriele Boschbach hat nachgefragt, ob es um Wahlkampf geht.
  • Das neue „Deutschland-Tempo“ gilt für LNG-Terminals, aber auf den Radweg zwischen Riepe und Oldersum warten die Menschen seit vielen Jahren. Ist das in Ordnung? Das hat Reporterin Nicole Böning gefragt.
  • Parken in Emden? Ein heikles Thema. Nun gibt es ein neues Konzept. Das zeigt auf, wo die Suche nach der Lücke besonders hektisch zugeht. Mona Hanssen stellt die Details vor. Einiges überrascht.
  • Die Betreiber eines Pflegeheims in Emden möchten gerne ihr Angebot deutlich erweitern – durch einen Anbau. Das Projekt wurde nun vorgestellt. Es gibt aber noch einige Fragen. Mona Hanssen berichtet.
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