Was Sie heute wissen müssen Radweg-Drama | Kühle Friesentherme | Buchsbaum-Drama

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Vom „Deutschland-Tempo“ war zuletzt öfter die Rede. Aber ein Radweg ist dann eben doch kein LNG-Terminal, auch wenn er ökologisch viel unproblematischer ist. Seit mindestens 20 Jahren soll entlang der Landesstraße 1 zwischen Riepe und Oldersum ein Radweg gebaut werden. Zwischen Treckern, Lastwagen und Autos ist Radfahren auf dem Autobahnzubringer lebensgefährlich. Oder wie es Nicole Böning so zutreffend formuliert: „Radfahrer wirken auf der relativ schmalen Straße ohne nennenswerten Seitenstreifen bei einer erlaubten Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde mindestens so fehl am Platz wie ein Operngast im feinen Zwirn im Kuhstall.“

Dabei ist Radfahren in Zeiten des Klimawandels stark angesagt. Aber: „Aktuell ist ein solches Verfahren für Radwege nicht vorgesehen“, sagt Yasin Kilic von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Aurich zur Frage nach dem „Deutschland-Tempo“. Schade eigentlich. Dabei wurde das Projekt 2016 in das niedersächsische Radwegekonzept der wichtigsten Vorhaben aufgenommen. Ohne Ergebnis bis heute. Am 5. Mai gibt’s darum auf der sechs Kilometer langen Strecke einen Autokorso. Und: Wie wäre es denn mit einem Protestbrief an LNG-Minister Habeck?

Nicht nur zwischen Riepe und Oldersum findet die Klimawende nicht statt, sondern auch in deutschen Operationssälen. Was Patienten eine Operation verschlafen lässt und den Schmerz nimmt, zählt zu den schlimmsten Klimakillern weltweit: Narkosegase. Desfluran, Sevofluran, Isofluran und Lachgas versetzen den Patienten in Schlaf und werden danach über die Belüftung in die Atmosphäre geblasen. Die klimaschädlichen Emissionen einer siebenstündigen Operation mit dem Narkosegas Desfluran entsprechen beispielsweise einer Autofahrt von 8000 Kilometern, hat Petra Herterich recherchiert. Laut Experten verursachen sie bis zu 35 Prozent der Emissionen einer Klinik. Welche Alternativen gibt es? Lesen Sie selbst.

Wie ist bei Ihnen der Winter klimatechnisch gelaufen? Und vor allen Dingen finanziell? Ich bin seit voriger Woche pottstolz auf mich selber. 28 Prozent Einsparung im vergangenen Jahr beim Gasverbrauch (wenn das der Habeck wüsste). Viel Geld hat’s angesichts der Preisexplosion nicht gebracht, aber dafür ein gutes Gewissen. Und seit gestern weiß ich, dass ich mehr geschafft habe als die Betreiber der Friesentherme Emden. Dort wurden durch Absenkung von Raum- und Wassertemperaturen etwa 20 Prozent Wärmeenergie eingespart, schreibt Mona Hanssen. Nun sollen die Sparmaßnahmen fortgeführt werden. Kann ich nachvollziehen, für 28 Prozent Einsparung ist ja noch ein bisschen was zu tun.

Und ein letztes Mal das Klima. Die Samtgemeinde Hesel ließ wissenschaftlich untersuchen, wie viel klimaschädliche Gase jährlich ausgestoßen werden. Klingt irgendwie langweilig, erlaubt aber viele interessante Rückschlüsse, zum Beispiel darauf, wie hoch die Emissionen pro Heseler Bürger sind. Exakt 14,5 Tonnen CO2 pro Jahr, deutlich mehr als der bundesdeutsche Durchschnitt. Ein Grund dürfte sein, dass die Heseler aufs Auto angewiesen sind. Tobias Rümmele ist beim Studium der Arbeit aber noch auf weitere interessante Zahlen gestoßen.

Nachtragend bin ich eigentlich nicht, in diesem Fall aber schon. Der undemokratische Akt von Gerd Oncken, ehemals Chef der Fraktion „Die Löwen“ im Moormerlander Gemeinderat, und seinen Gefolgsleuten, den Gemeinderat zu verlassen, weil es für die politischen Anträge keine Mehrheiten gab, hat für größere Verwerfungen gesorgt. Die Ausschüsse wurden neu gerechnet. Die SPD bekam jeweils einen Sitz dazu und hat nun die Mehrheit. Dem Wählerwillen entspricht dies nicht. Karin Lüppen hat nachgefragt.

Ehrlichkeit ist ein schwieriges Geschäft. Das wissen die Betreiber des automatisierten Combi in Emden, die Betreiber von Blumen-Pflückfeldern und auch die von Hofläden. „Leider hat es zu 70 Prozent nicht gepasst“, sagt Spargelbauer Daniel Santen aus Diele. Er setzt nun nicht mehr auf Ehrlichkeit, sondern auf Kassenpersonal. Was schade ist für alle ehrlichen Kunden. In Wahrheit ist es sogar noch viel schlimmer als Nichtzahlen, hat Vera Vogt bei ihrer Recherche erfahren. Bei der Milchtankstelle in der Meierstraße in Loga war kürzlich ein Automat aufgebrochen worden. Die Einnahmen – ein dreistelliger Betrag - sind weg. Das Gleiche kurze Zeit später in der Milchtankstelle in der Straße Wüstenei in Leer. Wie verkommen doch manche Leute sind.

Buchsbäume liegen unserer Gartenexpertin Karin Lüppen am Herzen. Wie vielen ostfriesischen Gartenfreunden. Aber den dekorativen Beeteinfassungen und Hecken ging es in den vergangenen Jahren an den Kragen. Cylindrocladium buxicola heißt der Pilz, der langfristig zum Aussterben des Buchsbaums sorgt. Verheerende Schäden sah Karin auch bei ihrem Besuch in Hannover, in den Herrenhäuser Gärten. „Wir werden uns davon komplett verabschieden“, sagt Gartenmeister Ramon Stekler-Thiel. Aber es gibt Alternativen zum Buchsbaum. Welche, das lesen Sie hier.

Heute geht’s endlich wieder los: Der Ossiloop geht auf seine erste Etappe zwischen Bensersiel und Dunum. Vom Meer nach Leer heißt es in diesem Jahr bei Ostfrieslands populärstem Volkslauf. Allerdings hat sich das Event noch nicht vom Corona-Einbruch erholt. Knapp 1500 Läufer haben sich angemeldet, etwa die Hälfte von 2018 und 2019. Rieke Heinig, die seit gestern die zuletzt rein männliche Sportredaktion verstärkt, hat zusammengefasst, was man wissen muss.

Gestern Abend erreichte uns noch eine sensationelle Nachricht: Unser Kollege Ole Cordsen ist für seinen Foodblog „Nimmersatt“ mit dem „Goldenen Blogger“ ausgezeichnet worden. Der Leeraner sei ein „überaus talentierter Fotograf und Geschichtenerzähler“, hieß es. Herzlichen Glückwunsch, Ole!

Was heute wichtig wird:

  • Entlang der Autobahn in Richtung Oldenburg kann man sie schon sehen: Die Zukunftsleitung der EWE, durch die dereinst Wasserstoff fließt. Was ist nun weiter geplant? Michael Kierstein fragt nach.
  • Der Königstag, der 1. Mai, Helmpflicht und Kiffen in Amsterdam: Das sollte man wissen, wenn man die nächsten Tage einen Trip in die Niederlande plant. Vera Vogt fasst zusammen.
  • Aus dem 3D-Drucker auf den Tisch: Das Steak oder Bratenstück, das im komplett veganen Fair-Café in Grafschaft auf den Tisch kommt, ist nicht vom Tier. Es stammt aus dem 3D-Drucker. Susanne Ullrich probiert es.
  • In Timmel geht der Streit um die Mobilheime, in denen Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden sollen, weiter. Jetzt berät noch einmal der Ortsrat. Gibt es eine Alternative? Marion Luppen berichtet.
  • In Emden entsteht zurzeit ein sechs Millionen Euro teures Gebäude für die Schwarzarbeit-Kontrolleure des Hauptzollamtes Oldenburg. Was macht die Behörde genau? Mona Hanssen hat nachgefragt.
  • Forschende stellen am Mittwoch in Emden die Ergebnisse einer neuen Studie zu den Risiken von Binnen-Hochwassern in Ostfriesland vor. Hannah Weiden stellt sie vor.
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