Umwelt und Klima Plastiksparen für Faule – praktische Tipps für den Alltag
Es gibt viele Tipps zum Plastikvermeiden. Nicht alle werden dem Alltag gerecht. Wir haben Tipps gesammelt, die auch faule Menschen anwenden können.
Aurich - Plastik ist schlecht für Umwelt und Klima, das weiß jeder. „Wir sind insgesamt auf einem ganz guten Weg. Aber ich merke auch immer wieder, wir sind noch sehr faul und bequem“, sagt Sandra Panzer-Ludvig, Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Bekannte Tipps zum Plastikvermeiden werden nicht immer dem Alltag gerecht. Trotzdem gibt es einige Alternativen, die auch „faule“ und „bequeme“ Menschen in ihren Alltag integrieren können.
Am einfachsten ist es, beim Einkaufen auf die Produkte zurückzugreifen, die ohne Plastik auskommen. Da braucht es keine große Mühe: Im Regal muss man einfach zu einem anderen Produkt greifen. Wir haben uns in Auricher Läden umgeschaut. Für das Bad gibt es einige plastikfreie Alternativen der typischen Produkte. Neben der klassischen festen Handseife gibt es noch weitere Artikel, die es statt flüssig in Plastikverpackung auch in fester Form im Pappkarton zu kaufen gibt. Festes Shampoo, Spülung und Duschgel gibt es zuhauf in den Auricher Drogerien. Aber auch feste Bodylotion oder feste Spülseife hat es in die Regale geschafft. Deo gibt es auch als Creme in einer Glasdose.
Plastiksparen beim Zähneputzen
Das Zähneputzen gelingt auch mit einer Bambus-Zahnbürste. Zahnpasta lässt sich durch Zahnputztabletten ersetzen. Die Tabletten werden einfach so lange im Mund zerkaut, bis Schaum entsteht. Dann geht das Putzen los. Ein Nachteil ist, dass die plastikfreien Produkte meistens teurer sind. Ein Beispiel: Vier Plastik-Zahnbürsten der Rossmann-Marke Prokudent kosten 89 Cent, also 22 Cent pro Stück. Die günstigsten Bambus-Zahnbürsten kosten im Dreierpack 2,99 Euro, dementsprechend 99 Cent pro Stück.
Einwegrasierer bestehen zum größten Teil aus Plastik – und sind für nur eine einzige Anwendung konzipiert. Bei Nassrasierern kann zwar der Kopf gewechselt werden, trotzdem bestehen sie aus Plastik. Rasierhobel hingegen kommen ohne Plastik aus und nur die Rasierklinge muss gewechselt werden. Es gibt einige Angebote mit 10, 50 oder 100 Klingen in einer Packung, wo eine Klinge nur circa 10 bis 20 Cent kostet. Dagegen kommt kein Nass- oder Einwegrasierer an. Alternativ zu in Plastik verpackte Wattepads gibt es Reinigungspads aus Baumwolle, die nach dem Benutzen der Kochwäsche beigelegt werden kann.
Nachfüllpackungen sparen Plastik
In so gut wie jedem Laden steht Waschmittel- und Spülmaschinenpulver im Pappkarton, eine Alternative zu den Tabs oder Flüssigmitteln. In den Putzmittelregalen der Drogerien haben wir Reinigungsmittel entdeckt, die sich in Verbindung mit Wasser und Tabs oder Pulver herstellen lassen. So muss nicht jedes Mal, wenn die Flasche wieder leer ist, eine neue gekauft werden. Spülmittel, Glas-, Bad-, Universal- und WC-Reiniger gibt es in dieser Form.
Durch Nachfüllpackungen vermeidet man nicht unbedingt Plastik, nutzt dafür aber weniger. So gibt es für Flüssigseifen auch Nachfüllpackungen, deren Verpackung aus weniger Plastik besteht. Nachfüllpacks gibt es aber nicht nur bei Handseifen. Auch unter anderem WC-Steine, Spülmittel, Glasreiniger oder Shampoo kann man als Nachfüllpack erwerben.
Alternativen finden
Viele Dinge gibt es auch als Variation aus Holz, Bambus oder Edelstahl – vom Pfannenwender bis zur Wäscheklammer. Natürlich bringt es der Umwelt und dem Klima nichts, wenn man jetzt in die Läden rennt und seine noch nutzbaren Plastikartikel austauscht. Um am Ende des Einkaufs keine Plastiktüte mitnehmen zu müssen, kann man alte Plastiktüten oder Jutebeutel lagern. Im Auto, in der Handtasche oder in der Arbeitstasche nehmen sie nicht viel Platz weg. Wenn man doch keine Tüte dabeihat und eine kauft, „macht es diese Tüte nachhaltiger, wenn wir sie vielfach nutzen“, so Panzer-Ludvig.
Bei Lebensmitteln lässt sich auch Plastik einsparen. „Es gibt immer die Möglichkeit zu schauen, kauf ich die Tomaten aus einer festen Hartschalenplastik-Verpackung oder nehm ich die losen Waren“, gibt Panzer-Ludvig als Tipp. Vieles Obst und Gemüse gibt es in der Gemüseabteilung der Supermärkte auch unverpackt. Eine Extra-Tüte ist meist nicht nötig. Wer es trotzdem eingepackt mag, es gibt in vielen Läden Mehrwegbeutel für Obst und Gemüse. Die legt man sich einfach mit in den Einkaufskorb und hat sie beim Einkaufen immer dabei.
Darum ist Plastik schlecht fürs Klima
Viele Lebensmittel gibt es auch im Glas oder Pappkarton statt der Plastikverpackung, zum Beispiel Ketchup oder Nudeln. Die Gläser kann man sogar wieder verwenden – für die Ordnung in der Küche, Selbstgemachtes oder als Dose für das mitgebrachte Mittagessen. „Alles so häufig und so vielfach wie möglich zu nutzen“, ist auch ein Tipp von Panzer-Ludvig. Joghurt-Gläser können auch Pfandgläser sein, die die Verbraucher beim nächsten Einkauf wieder mitbringen können. Das ostfriesische Leitungswasser ist für seine Qualität bekannt – warum es nicht nutzen? Abgepacktes Wasser ist nicht nur teurer, sondern auch schlechter fürs Klima.
Warum sollten wir Plastik eigentlich vermeiden? Von der Herstellung bis zur Zersetzung – Plastik setzt Treibhausgase frei. Die Heinrich-Böll-Stiftung schreibt in ihrem Plastikatlas, dass Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase in jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus freigesetzt werden. Es beginne bei der Gewinnung der fossilen Brennstoffe und ende bei der Versorgung oder Verbrennung der Kunststoffabfälle. Dass Plastik die Treibhausgase Methan und Ethylen freisetzt, wenn es der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, zeigt eine Studie der University of Dehli aus dem Jahr 2018. Kunststoffe seien eine bisher unerkannte Quelle für klimarelevante Spurengase, heißt es dort.
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