Typisierung in Sedelsberg Lebensretter für den kleinen Keno gesucht

Astrid Fertig
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Von Astrid Fertig
| 28.04.2023 18:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Der fünf Monate alte Keno aus dem Saterland auf dem Arm seiner Mutter Julia. Foto: Privat
Der fünf Monate alte Keno aus dem Saterland auf dem Arm seiner Mutter Julia. Foto: Privat
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Am Sonnabend führt der Verein Leukin im Canisiushaus in Sedelsberg eine Typisierungsaktion für den kleinen Keno durch. Das fünf Monate alte Baby braucht einen Stammzellspender, um zu überleben.

Sedelsberg - An diesem Wochenende kann man in Sedelsberg zum Lebensretter werden. Dort findet am Sonnabend eine Typisierungsaktion für den kleinen Keno statt. Keno ist erst fünf Monate alt, aber schon schwer krank. Bei dem Kleinen, der mit seiner Familie im Saterland zu Hause ist, wurde das Wiskott-Aldrich-Syndrom diagnostiziert, ein Gendefekt, bei dem die weißen Blutzellen ihre Aufgaben nicht richtig erfüllen. Lange Klinikaufenthalte oder wöchentliche Fahrten ins Krankenhaus bestimmen den Alltag von Keno und seiner Familie. Nur eine Stammzellspende kann sein Leben retten. Seine Familie ist voller Hoffnung, denn das Baby ist seit seiner Geburt ein Kämpfer. Seine Mama Julia nennt ihn deshalb zärtlich und stolz Kämpfer-Keno.

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Der Verein Leukin aus Ostrhauderfehn organisiert gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS und Kenos Familie die Typisierung. Ziel ist es, einen genetischen Zwilling von Keno zu finden, der ihm Stammzellen spendet. Die Aktion läuft von 11 bis 15 Uhr im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde, dem Canisiushaus, das an der Straße Zur Sporthalle 2 liegt.

Kenos Onkel leitet das Helferteam

Anna Fennen, die Vorsitzende von Leukin, rechnet mit einer großen Aktion. Sie und ihr Helferteam hoffen auf viel Zulauf. Die Resonanz sei riesig, sagt Fennen, nachdem in den Medien über das Schicksal des kleinen Keno berichtet worden ist.

Anna Fennen ist seit vielen Jahren das Gesicht von Leukin, einem Verein aus Ostrhauderfehn, der sich für Menschen einsetzt, die an Blutkrebs erkrankt sind. Die 72-Jährige ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied des Vereins, der seit 1996 besteht. Sie ist am Sonnabend bei der Typisierung in Sedelsberg dabei. Foto: Ortgies
Anna Fennen ist seit vielen Jahren das Gesicht von Leukin, einem Verein aus Ostrhauderfehn, der sich für Menschen einsetzt, die an Blutkrebs erkrankt sind. Die 72-Jährige ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied des Vereins, der seit 1996 besteht. Sie ist am Sonnabend bei der Typisierung in Sedelsberg dabei. Foto: Ortgies

Fennen schildert, wie die Aktion vor sich gehen wird. Dabei zollt sie der Helfergruppe vor Ort großes Lob. Das Kernteam wird geleitet von Daniel, dem Onkel des kleinen Keno. „So eine aktive Gruppe haben wir lange nicht gehabt“, stellt die Leukin-Vorsitzende fest. Sie seien offen für alle Vorschläge, die Leukin mache und hätten dazu viele eigene, tolle, neue Ideen entwickelt. Die Helfer hätten „wirklich Gas gegeben“, sagt Anna Fennen. Sie seien natürlich angespannt vor der Typisierung, aber froh, dass der Tag jetzt da ist, und es endlich losgeht.

Alle sind im Canisiushaus willkommen

Am Sonnabend wird das Team unterstützt von Leukin, die mit rund 50 Freiwilligen vor Ort sind, um die Aktion zu koordinieren. Auch Anna Fennen wird die ganze Zeit dabei sein. Für das Canisiushaus habe man sich entschieden, weil es genügend Platz biete für Menschen und Material. Die Räumlichkeiten werden kostenlos von der Kirchengemeinde St. Jakobus Saterland zur Verfügung gestellt.

Die Typisierungsaktion findet am Sonnabend von 11 bis 15 Uhr im Sedelsberger Pfarrheim, dem Canisiushaus, statt. Foto: Kirchengemeinde St. Jakobus Saterland
Die Typisierungsaktion findet am Sonnabend von 11 bis 15 Uhr im Sedelsberger Pfarrheim, dem Canisiushaus, statt. Foto: Kirchengemeinde St. Jakobus Saterland

Eine Typisierung dauere bloß ein paar Minuten, schildert Fennen. Dann könne man sich schon an den Kaffeetisch setzen. Die Leukin-Vorsitzende weist darauf hin, dass im Canisisushaus jeder willkommen sei, auch wenn er sich nicht registrieren lasse. Sich dort bei Kaffee und Kuchen gemeinsam aufhalten, könnten alle.

Leukin sucht noch in zwei weiteren Fällen Spender

Als möglicher Stammzellenspender bei der DKMS registrieren lassen können sich Menschen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren. Bei ihnen wird mit einem Wattetupfer ein Wangenabstrich genommen.

Fennen erläutert, wie es dann weitergeht. Die Abstriche werden von einem Labor auf zwölf Gewebemerkmale untersucht. Falls sich herausstellt, dass jemand zwar kein passender Spender für Keno sei, aber für einen anderen Erkrankten, nehme die DKMS auch dafür Kontakt zu dem möglichen Spender auf. Aktuell sucht Leukin noch für zwei weitere Fälle Stammzellspender, für den fünfjährigen Samu aus Großefehn, der an Blutkrebs erkrankt ist, sowie für eine junge Mutter mit Leukämie aus dem Osnabrücker Land.

Verfahren läuft ähnlich ab wie Blutwäsche

Sollten die Merkmale passen, würde der mögliche Spender auf jeden Fall erneut konkret gefragt, ob er tatsächlich bereit sei zur Spende, schildert Fennen. Wenn er einverstanden sei, werde er medizinisch durchgecheckt, um sicher zu gehen, dass er völlig gesund sei. Alles andere würde für den Erkrankten das Todesurteil bedeuten.

Lukas Schmetz war der 50.000ste DKMS-Spender, der für einen Blutkrebspatienten gespendet hat. In diesem Fall geschah das durch eine ambulante, periphere Stammzellentnahme. Foto: DKMS
Lukas Schmetz war der 50.000ste DKMS-Spender, der für einen Blutkrebspatienten gespendet hat. In diesem Fall geschah das durch eine ambulante, periphere Stammzellentnahme. Foto: DKMS

Anders als vor Jahren, als Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen wurde, erfolgt die Stammzellspende heute zu 90 Prozent über eine Art Blutwäsche, erläutert Fennen. Dazu wird ein Zugang in beide Armvenen gelegt und die Stammzellen aus dem Blut gefiltert. Die Entnahme dauert drei bis fünf Stunden. In der Regel können die Spender die Entnahmeklinik noch am selben Tag verlassen.

Jeder Einzelne zählt

„Wir freuen uns auf die Aktion in Sedelsberg“, betont Fennen. Es sei schön, dass man neue, mögliche Spender in die Datei aufnehmen könne. „Jeder Einzelne zählt“, sagt sie eindringlich, „denn jeder kann zum Lebensretter werden“. Für Keno und seine Familie wäre es das Wunder, auf das sie dringend warten.