Am 20. Mai geht es rund CSD in Aurich – wieder mit Heiratsantrag?
Melly Doden hat den Christopher Street Day nach Ostfriesland geholt. Am 20. Mai geht er in Aurich in die achte Runde. Für Verliebte kann es ein ganz besonderer Tag werden.
Aurich - Noch zehn Tage bis zum Christopher Street Day (CSD): Bei Melly Doden kribbelt es von Tag zu Tag mehr. „Es geht in den Endspurt“, sagt die 42-Jährige, die sich vor neun Jahren einen Traum erfüllte und den CSD in ihre Heimatstadt Aurich holte. Es war der erste CSD Ostfrieslands. Und auch diesmal ist sie sich sicher: „Das wird gut.“
Weltweit treten im Frühling und im Sommer Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle für Respekt, Akzeptanz und gegen Ausgrenzung ein. Der CSD erinnert an einen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969. Das Queere Netzwerk Niedersachsen hat Doden im Februar für den Aufbau des CSD Aurich und die Sichtbarmachung von queerem Leben auf dem Land mit der Goldmarie ausgezeichnet. Ihr Beispiel macht Schule. In Emden gibt es in diesem Jahr den ersten CSD (am 1. Juli). Leer feiert in diesem Jahr den zweiten CSD (am 15. Juli). Die Orgateams unterstützen sich gegenseitig.
Mehr Unterstützung von außen erwünscht
Der CSD am 20. Mai ist der achte in Aurich – und der drittletzte, den Melly Doden federführend organisiert. 2025 soll Schluss sein. „Mein Entschluss steht fest“, sagt die 42-Jährige. „Ich habe mir ganz bewusst diese Deadline gesetzt, und dann ist es für mich auch wirklich gut gewesen.“ Der zehnte CSD in Aurich, Dodens letzter, fällt mit dem 100. Geburtstag von Karl Heinrich Ulrichs zusammen. Ulrichs wurde am 28. August 1825 in Aurich geboren. Er gilt als Vordenker und -kämpfer der heutigen Lesben- und Schwulenbewegung. Nach ihm ist der Platz bei der Sparkassen-Arena benannt, an dem am 20. Mai um 13 Uhr die Parade startet. Ziel ist der Bürgermeister-Hippen-Platz beim Rathaus (siehe Grafik). Dort ist ab 14.30 Uhr eine Kundgebung geplant.
Zwei Lastwagen mit DJs an Bord, drei Fußgruppen und die Hamburger Motorradgruppe „Dykes on Bikes“ (Lesben auf Motorrädern) sind bei der Parade dabei. Außerdem können sich weitere Fußgänger anschließen. „Wie viele Teilnehmer es letzten Endes werden, das wissen wir natürlich erst dann, wenn es so weit ist“, sagt Doden. „Ich rechne damit, dass es 600 bis 700 sein werden.“ Die Auricherin hofft auf viele Unterstützer von außen. „Schön wäre es, wenn an unserer Demonstration auch Leute teilnehmen, die nicht selbst homosexuell oder transsexuell sind, die vielleicht jemanden in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz haben und sagen: ,Wir finden das toll, wir unterstützen euch.′“ So hätte man eine größere Bandbreite. „Das macht das Ganze noch vielfältiger und bunter, und das ist genau das, was wir uns wünschen.“ Sie wünsche sich zudem viele Zuschauer am Straßenrand. „Wenn da noch ein bisschen mehr Unterstützung aus der Bevölkerung käme, das wäre toll.“
„Die Jüngeren zeigen sich gerne“
Unterstützung kommt in jedem Fall von der Stadt und vom Landkreis Aurich. Schirmherrin des CSD, der unter dem Motto „Stark durch unsere Gemeinsamkeiten, stärker durch unsere Vielfalt“ steht, ist die städtische Fachbereichsleiterin für Soziales, Sandra Grau. Bürgermeister Horst Feddermann und Landrat Olaf Meinen (beide parteilos) werden vor dem Rathaus ebenfalls ans Rednerpult treten. Dort gibt es außerdem Imbiss- und Getränkestände und ein Showprogramm auf der Bühne. Als Live-Künstlerin tritt wie in den Vorjahren Esther Filly auf. Außerdem legen die DJs auf, die bei der Parade auf den Trucks unterwegs sind.
Insgesamt rechnet Doden mit einem sehr jungen Publikum, zwischen 14 und 18 Jahren. Diesen CSD-Trend beobachte sie schon länger. „Wir Älteren sind ein bisschen ruhiger geworden und leben einfach unser Leben. Die Jüngeren zeigen sich gerne noch. Das ist ja auch gut so.“ Selbstverständlich seien jedoch alle Altersgruppen willkommen. „Es ist immer schön zu sehen, wenn die ganze Bandbreite vertreten ist.“
„Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“
An den Infoständen werde sich diesmal auch die Polizei beteiligen, sagt Doden. Leon Dietrich habe fest zugesagt. Der 44-jährige Transmann, der aus Oldenburg stammt, ist seit Mai 2020 Landeskoordinator der polizeilichen Ansprechpersonen für LSBTI in Niedersachsen. LSBTI steht für lesbisch, schwul, bisexuell, Transidentität, Intergeschlechtlichkeit.
Am Tag des CSD wird Doden nervös sein, das weiß sie jetzt schon. „So lange, bis ich auf der Bühne stehe. Wenn ich das hinter mir habe, dann ist alles okay. Ich bin keine große Rednerin und stehe nicht gerne im Mittelpunkt.“ Im vergangenen Jahr war die Nervosität besonders groß, denn sie machte ihrer Liebsten auf der Bühne, in aller Öffentlichkeit, einen Heiratsantrag. Sie hat Ja gesagt. Die Hochzeit ist für Juli geplant. Wer es ebenso machen will, hat dazu beim diesjährigen CSD Gelegenheit. „Alles, was wir irgendwie möglich machen können, machen wir möglich“, verspricht Doden.