Vortrag über Johann Niemann Fotos und Dokumente von SS-Mörder jetzt im Netz
Am kommenden Mittwoch spricht der Historiker Martin Cüppers in Collhusen über die Foto- und Dokumentensammlung des SS-Mörders Niemann aus Völlen. Das US-Holocaust-Memorial-Museum stellte sie ins Netz.
Westoverledingen - Am kommenden Mittwoch, 17. Mai, stellt der Historiker Martin Cüppers das 2020 erschienene Buch „Fotos aus Sobibor – Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus“ ab 19 Uhr in der Aula des Schulzentrums Collhusen vor. Einen Abend zuvor referiert Cüppers ab 18.30 Uhr in der Gedenkstätte Esterwegen. Der Eintritt ist für beide Veranstaltungen frei.
Von lokalem Belang ist das Buch, weil Johann Niemann aus Völlen stammte und eine mörderische Karriere im Nationalsozialismus innerhalb der SS machte. Der gelernte Malergeselle fing als SA-Wachmann im Konzentrationslager Esterwegen an, und machte aktiv bei der Mordaktion „T 4“ mit. Das sind die Euthanasie-Verbrechen, bei der insgesamt 70.000 Menschen mit Handicaps ermordet worden waren. Bis zu seinem gewaltsamen Tod 1943 war Niemann mit erst 29 Jahren stellvertretender SS-Kommandant des Vernichtungslagers Sobibor in Polen.
Nach dem Tod ging alles an die Witwe
Nach seiner Beerdigung wurden an seine Witwe in Völlen 361 Fotos und viele Dokumenten geschickt. Diese Sammlung kann man jetzt unter unter dem Link https://collections.ushmm.org des United States Holocaust Memorial Museum einsehen.
2014 entdeckte der Regionalhistoriker Hermann Adams die Fotos und Dokumente im Haus von Niemanns Enkel. Bis dahin war über das Lager Sobibor, das 1943 nach einem Aufstand der Häftlinge, bei dem auch Johann Niemann von einem KZ-Insasse umgebracht worden war, kaum etwas bekannt gewesen. Denn es war vorzeitig geschlossen und zerstört worden. Niemann und seine Rolle im Holocaust kannte später kaum noch jemand. Von Sobibor gab es bis zu Hermann Adams Entdeckung keine Handvoll Fotos und, weil nur wenige Menschen das Vernichtungslager überlebt hatten, kaum Berichte von Häftlingen über die Mordmaschinerie.
Das 383 Seiten starke Werk von Martin Cüppers, der die Sammlung selbst einen „Quantensprung“ in der Forschung nannte, schließt damit große Wissenslücken.