Mein Garten und ich Ein ausgezeichneter Garten für fleißige Bienen
Im Garten von Marlene König-Smidt bleibt kein Bestäuber hungrig. Nun hat das Grundstück in Moormerland als erstes im Kreis Leer ein besonderes Zertifikat bekommen.
Moormerland - Wenn die Bienen im Garten von Marlene König-Smidt ihren Stock verlassen, müssen sie nicht lange suchen. Direkt vor sich finden sie blühende Bäume und Sträucher, viele Stauden und Zwiebelblumen. Bis in den späten Herbst hinein müssen auf dem Grundstück in Moormerland weder ihre Honigbienen, noch Wildbienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten hungrig bleiben: Es blüht immer etwas.
Dieser Reichtum wurde nun von der niedersächsischen Initiative Gartenhorizonte mit der Plakette „Natur im Garten“ ausgezeichnet. „Das habe ich mir schon lange gewünscht“, sagt die Imkerin. Der Wunsch wurde kürzlich erfüllt. Worüber sie besonders erstaunt war: Ihr Garten ist der erste im Landkreis Leer, der von der Initiative zertifiziert wurde – obwohl es doch viele naturnahe Gärten in der Gegend gebe.
Refugium für Insekten und Vögel
Jedoch hatte König-Smidt zunächst selbst gezögert, sich für die Zertifizierung anzumelden. Aber dann entschloss sie sich doch dazu. Vor allem weil der Projektverbund Gartenhorizonte Niedersachsen keine kommerziellen Ziele verfolge, sondern zum Ziel hat, Natur im Garten zu fördern. Für das Beratungsgespräch war Malte Schoon aus Friedeburg kürzlich bei ihr zu Gast, und er lobt das, was sie auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück angelegt hat.
„Die begeisterte Imkerin hat in Ihrem Garten ein Refugium für Insekten und Vögel erschaffen“, sagt Schoon. Mit seinem Lebensgefährten Torsten Tjarks und dessen Eltern pflegt er selbst einen Naturgarten, der im vergangenen Jahr ebenfalls die Plakette bekommen hatte. Danach ließ er sich schulen, um selbst die Zertifizierungen vornehmen zu können. Diese Aufgabe führte ihn nun zu Marlene König-Smidt.
Keine Chemie und kein Torf
Voraussetzung für die Zertifizierung, die für öffentliche Parks und Gärten sowie für Privatgärtner angeboten wird, ist der Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie auf Torf. Weitere Kriterien wie ein Kompost, Regenwassernutzung oder naturnahes Material spielen eine Rolle. Bei Marlene König-Smidt kein Problem: „Neben einer Kombination aus einheimischen Stauden und Gehölzen, bieten unzählige Rosen, die teilweise bis hoch in die Bäume ragen einen reich gedeckten Tisch, und geben einen Rückzugsort für Mensch und Tier“, beschreibt es Schoon.
So richtig begann es für Marlene König-Smidt, als sie vor zehn Jahren den Kursus zur Imkerin gemacht hat. „Wann, wenn nicht jetzt“, so sei der Entschluss dazu gekommen, nachdem eine Freundin sich für den Lehrgang angemeldet hatte. „Die Imkerei braucht Zeit“, sagt sie, die habe sie vorher als Mutter nicht gehabt. Der Umgang mit den Honigbienen habe ihren Sinn dafür geschärft, was Insekten brauchen. Gezielt habe sie dafür nektarreiche Pflanzen ausgewählt und gepflanzt.
Umdenken im Klimawandel
Dazu gehörten nicht nur einheimische Stauden und Gehölze. „Wir sind mitten im Klimawandel und müssen umdenken“, sagt sie entschlossen. Wenn es in Ostfriesland tendenziell heißer und trockener werde, könne manche heimische Sorte nicht durchhalten – Pflanzen aus anderen Breiten aber schon. Deshalb hat sie zum Beispiel einen Winterjasmin am Haus angepflanzt, der im Winter blüht, wenn alles andere Pause hat.
In den nächsten Wochen werden jedoch mehrere Ramblerrosen die Hauptrolle spielen, die sich über die Bäume in ihrem Garten ausbreiten. Neue werden nicht mehr dazukommen, denn es seien keine Bäume mehr frei. „Ich bin froh, dass das Grundstück nach 100 Metern zu Ende ist“, sagt sie und lacht: „Sonst würde ich immer weitermachen.“ Der Satz: Hier sagen sich Hase und Igel gute Nacht, kann bei ihr wörtlich genommen werden. Denn sie lässt vieles einfach wachsen, so dass sich alle möglichen Tiere eingeladen fühlen.
Ernährungsberaterin für Insekten
Es könne sein, dass vor dem Küchenfenster ein Reh auftauche, sagt sie. Obwohl das Grundstück an der viel befahrenen Königsstraße liegt, würden die Tiere sich unter den Büschen vor dem Haus niederlassen. Wenn die Rehe jedoch die Knospen der Rosen abknabbern, ist es bei Marlene König-Smidt mit der guten Laune vorbei. „Da freut man sich weniger drüber“, sagt sie, aber zuckt dann mit den Schultern: „Was soll man machen?“
Die Kombination der Hobbys Imkerei und Garten sei optimal, findet die Moormerländerin. Sie bildet sich laufend fort und kann inzwischen selbst Lehrgänge für angehende Imker geben. In Wesuwe hat sie an einem Kursus teilgenommen, der sie befähigt, sich offiziell „Ernährungsberaterin für Insekten“ zu nennen. Als solche weiß sie natürlich, welche Pflanzen besonders gut geeignet sind. Unbedingt sollte man Krokusse und Schneeglöckchen im Garten haben, weil auch die wilden Bienen immer früher aus der Winterruhe kommen.
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Tulpen und andere Zwiebelblumen schließen die Lücke, bis die ersten Stauden und Sträucher die Blüten öffnen. Der Sommer biete leicht reiche Blüte, aber was kommt dann? Der Tipp von Marlene König-Smidt: Efeu. Der bietet mit seinen Ranken und dichtem Laub nicht nur Schutz für Vögel, die darin auch nisten. Vor allem blühe der Efeu ganz spät noch reichlich. So können sich die Bestäuber noch mal den „Magen“ füllen, bevor es Zeit für den Winterschlaf ist.