Programmvorstellung Emder Filmfest rückt starke Frauen in den Mittelpunkt

| 17.05.2023 17:20 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
„Divertimento“ wird der Eröffnungsfilm beim 33. Internationalen Filmfest Emden-Norderney. Foto: Guy Ferrandis - 2022- Estello Films
„Divertimento“ wird der Eröffnungsfilm beim 33. Internationalen Filmfest Emden-Norderney. Foto: Guy Ferrandis - 2022- Estello Films
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13 der 25 Wettbewerbsfilme des Filmfestes Emden-Norderney sind von Filmemacherinnen, die besondere Frauen als Protagonistinnen haben. Das Programm soll große gesellschaftliche Themen aufgreifen.

Emden/Norderney - „Film ab“ heißt es ab dem 7. Juni wieder in Emden. Dann beginnt das Internationale Filmfest Emden-Norderney. Neben Moritz Bleibtreu, der in diesem Jahr den Emder Schauspielpreis erhält, haben sich prominente Gäste aus dem In- und Ausland angekündigt, teilt Festivalleiter Edzard Wagenaar mit. Er und sein Team erwarten rund 20.000 Besucher bei dem Publikumsfest, das es in diesem Jahr zum 33. Mal gibt und bis zum 14. Juni dauert.

Neben brandneuen deutschen Filmen stehen wieder zahlreiche Produktionen aus Nordwesteuropa im Mittelpunkt des Festivalprogramms. Viele davon werden in Emden und auf Norderney als Uraufführung oder deutsche Erstaufführung präsentiert. So auch in diesem Jahr. „Mit insgesamt 49 Lang- und 18 Kurzfilmen, davon sechs Uraufführungen und 13 Deutschlandpremieren, unterstreicht das Publikumsfestival im Nordwesten einmal mehr seinen Anspruch, brandneue und zeitgeschichtlich hochaktuelle internationale Filmproduktionen zu präsentieren“, so Wagenaar.

Das Preisgeld

Dank der Förderung durch die Nordmedia GmbH, die Stadt Emden und die Insel Norderney und durch die besondere Unterstützung vieler Sponsoren kann das Festival in jedem Jahr in elf Preiskategorien insgesamt 65.500 Euro Preisgeld ausloben. Darüber hinaus vergibt das Festival alljährlich einen der wohl einzigartigsten Filmpreise in Deutschland: Das Inselstipendium „Ein Schreibtisch am Meer“ – eine Woche auf der Insel mit allem Komfort zum Drehbuchschreiben und Stoffentwickeln. „So mancher Kino- und Fernsehfilm der letzten Jahre hat so auf der Insel seinen Anfang genommen“, erzählen die Festival-Macher.

Neue Festivalleitung

Nach 33 Jahren beendet Rolf Eckard als Gründer und langjähriger Festivalchef seine aktive Zeit beim Filmfest. Der Filmfest-Aufsichtsrat hat im vergangenen Jahr Edzard Wagenaar als seinen Nachfolger bestimmt, der von diesem Jahr an gemeinsam mit Nora Dreyer als Geschäftsführerin die Festivalleitung übernehmen wird. Edzard Wagenaar bringt bereits langjährige Filmfesterfahrung als Sektionsleiter im Bereich Kurzfilm, im Eventbereich und als Moderator mit.

Das Programm

Für das erste Filmfest in dieser neuen Ära ist ein Programm zusammengestellt worden, welches hinsichtlich gesellschaftlicher Aktualität, künstlerischer Qualität und filmischer Internationalität Zeichen setzt, so die Festival-Leitung. Flaggschiff des Festivals ist der mit 15.000 Euro dotierte Score-Bernhard-Wicki-Preis, für den in diesem Jahr 17 Filme aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Irland, der Schweiz, Österreich, Ungarn und der Slowakei nominiert worden sind. Neun der Filme werden als deutsche Erstaufführung gezeigt.

Einen Schwerpunkt in diesem Jahr bilden fiktionale Erzählungen und Dokumentationen aus den professionellen Bereichen von Musik, Tanz und bildender Kunst. So wird das Festival in Emden und auf Norderney mit der Deutschlandpremiere von „Divertimento – Ein Orchester für Alle“ (Frankreich 2023, Regie führt Marie-Castille Mention-Schaar) eröffnet. Der Film zeigt die wahre Geschichte von Zahia Ziouanis, einer jungen Französin mit algerischen Wurzeln, die gegen alle gesellschaftlichen Widerstände ihren Traum von einer Karriere als Dirigentin verwirklichen will. Die Regisseurin wird persönlich zur Premiere nach Emden kommen.

„Piece of my Heart“ ist ein Tanzdrama der niederländischen Filmemacherin Dana Nechishtan, angesiedelt im Amsterdam der 70er Jahre. Der Streifen handelt von Freundschaft und Konkurrenz zweier talentierter Ballettelevinnen. Die Filmbiographie „Munch“ des Norwegers Henrik Martin Dahlsbakken gibt einen faszinierenden Einblick in das Leben eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Und das dokumentarische Künstlerportrait „Drawn to war“ von Margy Kinmonth eröffnet einen Blick in das Leben und Schaffen des britischen Designers, Illustrators und Xylographen Eric Ravilious (1903-1942).

Blick auf starke Frauen

Starke Frauen und ihre Geschichten bilden einen weiteren umfangreichen Schwerpunkt im Programm des diesjährigen Filmfestes. Das gilt sowohl vor wie auch hinter der Kamera. Nicht weniger als 13 der 25 Wettbewerbsfilme sind Werke von Filmemacherinnen mit besonderen Frauen als Protagonistinnen – ob „Elaha“ von Milena Aboyan über eine junge Frau im Widerstreit zwischen persönlicher Emanzipation und traditionellen Werten, die berührende Mutter-Tochter Erzählung „Girl“ der britischen Regisseurin Adura Onashile, oder Liza Azuelos „La chambre de merveilles – The Book of Wonders“, wo sich die Protagonistin aufmacht, um anstelle ihres im Koma liegenden Sohnes dessen Wünsche und Träume zu verwirklichen.

Das Filmprogramm greift aber auch die großen Themen der Zeit auf. Diverse Filme im Programm beschäftigen sich mit den Folgen des Klimawandels und der Umweltbelastung von Land und Meeren so wie der deutsche Dokumentarfilm „Plastic Fantastic“ von Isa Willinger. Das Familiendrama „Tel Aviv Beirut“ erzählt eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund des arabisch-israelischen Konflikts im Nahen Osten. Und in „When Spring came to Bucha“ von Mila Teshaieva und Marcus Lenz stehen der Krieg in der Ukraine und seine Folgen im Mittelpunkt. Hierzu wird es ein vertiefendes Hintergrundgespräch mit dem Kölner Journalisten Thielko Grieß geben, der von 2017 bis 2021 als Russlandkorrespondent für den Deutschlandfunk aus Moskau und Kiew berichtet hat.

Das Rahmenprogramm

Ein vielseitiges Rahmenprogramm ist erarbeitet worden. So präsentiert das Festival in Kooperation mit den Gezeitenkonzerten der Ostfriesischen Landschaft ein Portraitkonzert mit dem Hollywood- Filmkomponisten Klaus Badelt – der unter anderem für den Soundtrack zu „Fluch der Karibik“ verantwortlich zeichnet, in der Neuen Kirche in Emden.

Schon zum zehnten Mal ist das London-Short-Film Festival zu Gast in Emden. Bei Earl Grey Tee und hausgebackenen Scones präsentiert der Londoner Festivalleiter Phil Ilson brandneue britische Kurzfilme im VHS-Forum. Darüber hinaus gibt es unter der Rubrik „Best of British“ weitere Veranstaltungen mit britischen Filmen in englischer Originalfassung. Das Schulangebot #missionpossible, welches jungen Menschen Einblick in die große Palette der Berufe in der Film- und Fernsehbranche vermitteln will – geht nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr diesmal gleich an drei Orten an den Start. Und erstmals geht das Internationale Filmfest Emden-Norderney mit einem Filmangebot an die frische Luft und präsentiert auf dem Stephansplatz in der Emder Innenstadt Highlights aus den Kurzfilmprogrammen der letzten 15 Jahre. Das Angebot ist kostenlos.sonst & draußen“.

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