Traditionsfest steht an Emder Matjestage „häppchenweise“ – das erwartet die Besucher

Heiko Müller
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Von Heiko Müller
| 25.05.2023 18:23 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Matjes satt gibt es bei den Emder Matjestagen am ersten Juni-Wochenende. Foto: Archiv
Matjes satt gibt es bei den Emder Matjestagen am ersten Juni-Wochenende. Foto: Archiv
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Maritimes, Musik und Matjes: In Emden wird am ersten Juni-Wochenende eines der größten Volksfeste Ostrieslands gefeiert. Das Programm bietet nicht nur Fischliebhabern etwas.

Emden - Schiffe, Shantys und jede Menge Fisch: Mit den Emder Matjestagen steht am ersten Juni-Wochenende eines der größten Volksfeste Ostfrieslands an. Vom 2. bis zum 4. Juni werden etwa 150.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Der maritime Charakter dieses Traditionsfestes zieht Gäste aus vielen Teilen Deutschlands und aus dem Nordosten der Niederlande an. Bei der 32. Auflage dreht sich in der Seehafenstadt alles um die beliebte Delikatesse. Die Veranstalter stellten am Donnerstag das Programm vor:

Was und warum

Darum geht es: das Programm der 32. Emder Matjestage

Vor allem interessant für: alle, die einen Besuch dieses großen Volksfestes planen oder sich dazu inspirieren lassen wollen

Deshalb berichten wir: Die Veranstalter haben am Donnerstag das Programm vorgestellt. Unsere Redaktion war dabei.

Den Autor erreichen Sie unter: h.mueller@zgo.de

Matjestage für Neugierige: Eröffnet werden die Matjestage am 2. Juni gegen 11 Uhr traditionell vom Emder Oberbürgermeister auf der Bühne am Hafentor. Dabei wird der parteilose Rathauschef Tim Kruithoff den offiziell ersten Matjes des Festes häppchenweise probieren. Wenn er ihn für gut und lecker befunden hat, wird eine Schiffsglocke geläutet.

Die Organisatoren blicken zuversichtlich auf die 32. Matjestage: Frank-Peter Nowak (von links), Uwe Hellmann, Sascha Weddermann, Ralph Weers (unten), Klaas Müller (oben), Ralph Weers, Jakob Oltmanns, Willi Grix, Andre Janssen, Alfred Marahrens und Wilhelm Eilers. Foto: H. Müller
Die Organisatoren blicken zuversichtlich auf die 32. Matjestage: Frank-Peter Nowak (von links), Uwe Hellmann, Sascha Weddermann, Ralph Weers (unten), Klaas Müller (oben), Ralph Weers, Jakob Oltmanns, Willi Grix, Andre Janssen, Alfred Marahrens und Wilhelm Eilers. Foto: H. Müller

Kleiner Wermutstropfen: Erstmals in der Geschichte dieses Festes wird die Emder Shanty-Gruppe nicht beim Auftakt dabei sein. Der traditionsreiche Chor hat sich wegen seiner Überalterung und wegen Nachwuchsmangels vor einigen Monaten von der öffentlichen Bühne verabschiedet. Dafür springt der Shanty-Chor Norddeich ein, der Emden seit Langem verbunden ist.

Matjestage für Fischliebhaber: Auf das Brötchen und den Teller kommt der Emder Festmatjes. Fast 50 Vertreter des öffentlichen Lebens in Emden hatten ihn vor gut zwei Wochen bei der „Matjesprobe“ aus fünf verschiedenen Proben des Emder Matjesproduzenten Fokken & Müller als eindeutigen Sieger ausgewählt. Er stammt aus Nordseefängen aus dem August 2022 und wurde in einer Fabrik im südnorwegischen Egersund verarbeitet.

Kim aus den Niederlanden zeigt, wie ein Doppelmatjes in ihrem Heimatland nach alter Tradition gegessen wird. Auch holländische Matjes werden auf dem Traditionsfest in Emden angeboten. Archivfoto: Dittrich/dpa
Kim aus den Niederlanden zeigt, wie ein Doppelmatjes in ihrem Heimatland nach alter Tradition gegessen wird. Auch holländische Matjes werden auf dem Traditionsfest in Emden angeboten. Archivfoto: Dittrich/dpa

Diese Fabrik hat inzwischen insgesamt 25 Tonnen dieser Partie als Rohware zu dem Emder Unternehmen geliefert. „Die sind natürlich nicht alle für die Matjestage bestimmt“, sagt Geschäftsführer Klaas Müller. Nach seinen Berechnungen werden bei dem Volksfest etwa zehn Tonnen dieser Delikatesse verzehrt, wenn man zugrunde legt, dass jeder Besucher mindestens einen Matjes genießt.

Matjestage für „Sehleute“: Verbunden sind die Matjestage mit einem Traditionsschiffstreffen. Dazu werden zahlreiche historische Tjalken, Dampfer, Trawler und Schlepper im Ratsdelft und dem Alten Binnenhafen erwartet. Den Veranstaltern liegen Zusagen von 16 Schiffen aus den Niederlanden und Deutschland vor. Sie gehen aber davon aus, dass sich einige Skipper noch spontan entschließen werden, Emden anzusteuern. Zudem machen vier Fischkutter aus Greetsiel und Ditzum im Ratsdelft fest. Dort gibt es Krabben direkt vom Kutter.

Bei den Matjestagen lohnt sich ein Rundgang um den Delft: Zur 32. Auflage dieses großen Volksfestes werden in diesem Jahr zahlreiche Traditionsschiffe und Shantychöre aus Deutschland und den Niederlanden erwartet. Archivfoto: Dittrich
Bei den Matjestagen lohnt sich ein Rundgang um den Delft: Zur 32. Auflage dieses großen Volksfestes werden in diesem Jahr zahlreiche Traditionsschiffe und Shantychöre aus Deutschland und den Niederlanden erwartet. Archivfoto: Dittrich

Probleme wegen der Eisenbahnklappbrücke über den Binnenhafen werden diesmal nicht erwartet. Die Deutsche Bahn setzt die Instandsetzungsarbeiten an dem maroden Bauwerk erst am Wochenende darauf sowie am ersten Juli-Wochenende fort. „Es ist also alles zur Einfahrt in Emden bereit“, sagt Martin Sährig von den Veranstaltern.

Matjestage für Shantyfreunde: Freunde von Shantys und Seemannsliedern kommen beim deutsch-niederländischen Freundschaftstreffen der Shanty-Chöre auf ihre Kosten. Es wird von der EU über ein Interreg-Programm gefördert, das auf das Zusammenwachsen von Regionen über Staatsgrenzen hinweg zielt.

Erwartet werden laut Organisator Wilhelm Eilers 17 Gesangsgruppen aus vielen Teilen Deutschlands sowie 13 aus den Niederlanden mit insgesamt etwa 1000 Sängern und Sängerinnen sowie deren Anhang. Die Shanty- und Piratenchöre treten an allen drei Tagen auf drei Bühnen in der Innenstadt und auf zwei Emder Traditionsschiffen im Ratsdelft auf.

An den Abenden und in den Nächten der Matjestage ist in der Emder Innenstadt Party angesagt. Foto: Archiv
An den Abenden und in den Nächten der Matjestage ist in der Emder Innenstadt Party angesagt. Foto: Archiv

Matjestage für Partygänger: In den ersten beiden Nächten der Matjestage ist jeweils Party angesagt. Auf den beiden Hauptbühnen am Rathausplatz sorgen am Freitag und am Sonnabend jeweils ab 20 Uhr bekannte Bands für Stimmung, unterstützt von DJs. Am Freitag ist um 1 Uhr Schluss, am Sonnabend eine Stunde später. Die Matjestage enden am Sonntag gegen 18 Uhr.

Matjestage für Jahrmarktfreunde: Rund um den Ratsdelft im Stadtzentrum bauen Schausteller rund 100 Geschäfte auf, darunter zwei Kinderkarussells. „Damit sind wir voll“, sagt Platzmeister Uwe Hellmann. Auf Großfahrgeschäfte wird verzichtet. Zum einen sei das der Wunsch der Stadt, zum anderen mangele es an größeren Flächen dafür, so Hellmann.

Matjestage für Kinder: Für kleinere und größere Mädchen und Jungen gibt es ein kleines Fest mit Spiel, Sport und Aktionen rund um den Fürbringer-Brunnen im Emder Stadtgarten.

Matjestage für Trödelfreunde: Liebhaber von Trödel können am Sonnabend und Sonntag auf einem großen Flohmarkt in der Großen Straße fündig werden. Die Nachfrage von Händlern nach Standplätzen ist so groß, dass die Veranstalter von der Werbegemeinschaft „Schaufenster Emden“ den Markt auf den Burgplatz erweitert haben.

Matjestage für Shoppingqueens: Die Matjestage sind wieder mit einem verkaufsoffenen Sonntag verbunden. Die Geschäfte in der Innenstadt haben von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Matjestage für geladene Gäste: Mittlerweile Tradition hat das festliche Emder Matjesmahl, zu dem in diesem Jahr die Rekordzahl von mehr als 230 Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens in der Johannes-a-Lasco-Bibliothek erwartet werden. Vom Rang her reiht es sich mittlerweile ein in gesellschaftliche Ereignisse wie das Emder Kaufmannsmahl und das Nautische Essen. Hauptredner ist in diesem Jahr der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs (SPD).

Matjestage für Historiker: Mit den Matjestagen erinnert Emden an die lange Tradition der Heringsfischerei, die mit ihren Betrieben mehr als vier Jahrhunderte lang einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Stadt war. Mit der Überfischung der Nordsee ging es mit dieser Branche Ende der 1960er Jahre bergab.

Seit 1597 regelte die damals vom Magistrat der Stadt erlassene Emder Heringsordnung den genauen Umgang mit den jungfräulichen Heringen. Sie gilt als eine der ältesten Lebensmittelverordnungen Deutschlands. Während der Matjes einst ein Volksnahrungsmittel war, gilt er heute als Delikatesse. Der Emder Matjes hat deutschlandweit einen Namen. Niedersachsen kürte ihn auch offiziell ein „Kulinarischen Botschafter“ des Landes.

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