Verein braucht Geld Viel weniger Lebensmittel-Spenden für Bedürftige bei „Hermas Box“
Weil durch die Inflation kaum noch private Lebensmittelspenden eintreffen, muss „Hermas Box“ aus Wiesmoor zukaufen. Nun soll ein Flohmarkt Geld einbringen, um das bezahlen zu können.
Wiesmoor - Deutlich gestiegene Kosten für Lebensmittel, aber auch gerade für Strom, der von Bürgergeld-Beziehern selbst bezahlt werden muss, haben dazu geführt, dass diejenigen, die eh schon wenig Geld zum Leben haben, noch weniger übrig haben, um sich etwas zu leisten. Zugleich haben aber auch die, die bislang gern etwas gegeben haben, weniger übrig und können das seltener ermöglichen. „Das hat dazu geführt, dass wir zuletzt fast gar keine Lebensmittel mehr von privaten Spendern bekommen haben“, sagt Herma Schoon, Vorsitzende des Wiesmoorer Hilfswerks „Hermas Box – Spenden hilft“.
Was und warum
Darum geht es: „Hermas Box“ organisiert einen Flohmarkt, um Lebensmittel für Bedürftige bezahlen zu können.
Vor allem interessant für: Hilfsbereite und in Armut Lebende
Deshalb berichten wir: Im Vorfeld des Flohmarktes haben wir mit der Vereinsvorsitzenden Herma Schoon gesprochen. Den Autor erreichen Sie unter: o.cordsen@zgo.de
Parallel habe sich auch die Menge der Lebensmittel-Spenden, die Supermärkte im Umkreis von „Hermas Box“ zur Verfügung gestellt haben, deutlich verringert: „Während wir sonst durchaus zehn Einkaufswagen pro Woche bekommen haben, waren es zuletzt vielleicht noch vier bis fünf“, sagt Herma Schoon. „Das führt dazu, dass wir inzwischen schon zukaufen, um insbesondere die unter Altersarmut leidenden Menschen, um die wir uns kümmern, zu versorgen“, fügt die Wiesmoorerin an. „Wir geben alles, aber es wird wirklich zunehmend schwieriger, das zu leisten. Die Auswirkungen der Teuerung erreichen uns immer deutlicher.“
Zwölf Prozent mehr Grundsicherungsanträge in einem Jahr
Laut Zahlen, die die Bundestagsfraktion der Linken Anfang dieses Jahres beim Statistischen Bundesamt erfragt hat, müssen immer mehr Rentner wegen Altersarmut den Weg zum Sozialamt antreten. Binnen eines Jahres ist die Zahl derer, die dort die Grundsicherung beantragt haben, um fast zwölf Prozent gestiegen auf 647.515 (Stand: September 2022). „Die Altersarmut jagt von Rekord zu Rekord“, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch als Reaktion darauf.
Nun kümmert sich „Hermas Box“ nicht nur um Altersarme. Das kleine Hilfswerk versorgt grundsätzlich bedürftige Menschen und Familien, bedenkt auch den Tagesaufenthalt für Obdachlose der evangelisch-reformierten Kirche in Aurich regelmäßig. Um die Kurier- und Sammelfahrten leisten zu können, haben die Wiesmoorer vor Kurzem einen gebrauchten VW-Transporter für 20.000 Euro angeschafft. „Ein Herz für Ostfriesland“, das gemeinnützige Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger, hatte „Hermas Box“ dafür im vorigen Jahr 14.400 Euro zugedacht: die größte Einzelspende, die die Wiesmoorer bislang erhalten haben.
Flohmarkt in Mullberg statt in Marcardsmoor
Um auch weiterhin Lebensmittel insbesondere zukaufen zu können, benötigt „Hermas Box“ Geld – und organisiert deshalb einen Flohmarkt am kommenden Sonnabend, 17. Juni. Der wird nicht am Gemeindehaus der Kreuzkirchengemeinde Marcardsmoor sein, deren Räume „Hermas Box“ seit Jahren nutzen darf und zum Teil als Lager benutzt, sondern auf einem Privatgrundstück im Mühlenweg 35 im Wiesmoorer Ortsteil Mullberg.
„Wir haben einiges an gut erhaltenen Sachspenden bekommen, die wir verkaufen, um mit dem Geld weitere Lebensmittel kaufen zu können“, sagt Herma Schoon. „Es haben sich auch einige private Unterstützer angekündigt, die dort Dinge verkaufen werden und uns ihre Erlöse zukommen lassen“, schickt sie nach. Der Flohmarkt ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Zur Stärkung gibt es Kaffee, Kuchen sowie Brat- und Currywurst vom Grill.