Filmkomponist im Interview Wie schreibt man eigentlich Filmmusik?

| | 13.06.2023 16:49 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Klaus Badelt war zum Filmfest in Emden zu Besuch. Foto: Oltmanns
Klaus Badelt war zum Filmfest in Emden zu Besuch. Foto: Oltmanns
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Psycho, der weiße Hai oder Fluch der Karibik - Filme, die nicht nur gut aussehen, sondern auch gut klingen. Warum Filmmusik so wichtig ist und wie sich Ostfriesland anhört, verrät uns Klaus Badelt.

Emden - Seine Musik kennt man aus Filmen wie Fluch der Karibik, Gladiator und Pearl Harbour, sein Name dürfte trotzdem den Wenigsten bekannt sein: Klaus Badelt. Ein Rheinländer, der es bis nach Hollywood geschafft und kurioserweise dem Internationalen Filmfest Emden-Norderney und dem mittlerweile verstorbenen Emder Filmemacher Wolfgang Petersen seine Ehe zu verdanken hat. In der vergangenen Woche war er im Rahmen des Filmfests mal wieder in Ostfriesland, und wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit ihm ein wenig über seine Tätigkeit als Filmkomponist zu reden.

Herr Badelt, welcher Filmmoment hat Sie dazu verleitet, sich der Filmmusik zu verschreiben?

Klaus Badelt: Ich war ein großer Fan von den Mainstreamfilmen. Zum Beispiel Zurück in die Zukunft. Ich bin aber auch eher ein Filmemacher, als ein Musiker. Als ich zwölf war, hatte ich auch keinen Synthesizer, sondern eine Filmkamera.

Wie war es dann für Sie mit großen Filmemachern wie Steven Spielberg und Wolfgang Petersen zusammenzuarbeiten?

Badelt: Dafür war meine Zeit bei Hans Zimmer sehr hilfreich. Im ersten Moment war es sehr beeindruckend und einschüchternd neben Spielberg auf dem Sofa zu sitzen, aber Hans hat mir gezeigt, wie man mit den Menschen umgeht und wie man zuhört oder überzeugt. Mit meinem idealen Regisseur rede ich keinen Moment über die Musik, sondern über den Film, die Gefühle und den Bogen, den man spannt.

Und wie sind Sie zu Hans Zimmer gekommen?

Badelt: Ich war im Urlaub in Los Angeles. Aus Interesse wollte ich mir dann auch die Studios anschauen und bin dann zufällig in Hans‘ Studio gegangen. Dass das eigentlich überhaupt nicht möglich oder erlaubt ist, davon hatte ich keine Ahnung. Ich hab dann halt gefragt, ob ich da ein Praktikum machen darf. Die dachten wahrscheinlich, dass ich ihn kenne oder so, denn wer fragt schon so blauäugig nach einem Praktikum. Und danach haben sie mir ein Angebot gemacht und ich bin in Kalifornien geblieben.

Beschreiben Sie den Prozess, zu einem Film die Musik zu schreiben.

Badelt: Im Idealfall bekomme ich das Drehbuch und fange dann schonmal an zu schreiben. Wenn der Dreh dann anfängt, bin ich auch gerne dabei, um zu sehen, was dem Regisseur wichtig ist, wie er die Schauspieler anweist. Dann schreibe ich zunächst einmal eine Art Themensuite (Anm. d. Red.: mehrere Orchesterstücke hintereinander, die die einzelnen Musikelemente vorstellen) und spiele dem Regisseur das ohne Bild vor. Dabei kann sich im Gespräch nochmal Verschiedenes entwickeln. Und dann schreibe ich mit den Bildern. Meistens fange ich in der Mitte an, weil es von Anfang an zu schwierig ist. Vorne ist zu exponiert und ich will wissen, ob das Thema funktioniert, und zwar dort, wo es sich erfüllt und nicht da, wo es vorgestellt wird.

Was kann Filmmusik denn im besten Fall bewirken?

Badelt: Ich arbeite immer sehr viel mit Charakteren. Das heißt, wenn man als Publikum sich in den Charakter hineinversetzen kann, dann kann viel im Film passieren, aber die Person bleibt oder wird sympathisch. Das geht selbst mit den „bad guys“. Und die Musik spielt da eine wichtige Rolle, denn man hat nur die ersten paar Minuten Zeit, das Publikum mit auf eine Achterbahn zu nehmen und sie in die Geschichte investieren zu lassen und es bestimmte Dinge fühlen zu lassen.

Wenn Sie eine Filmmusik zu Ostfriesland schreiben müssten, wie würde die klingen?

Badelt: Das kommt ganz auf den Kontext an. Um was geht es, was soll gefühlt werden? Normalerweise schreibe ich zu Personen, aber manchmal schreibt man auch Filmmusik zu einer Landschaft oder einem Ort, zum Beispiel habe ich ein paar chinesische Filme gemacht. Und da war es so, dass die Landschaft ihre eigene Musik und ihren eigenen Charakter hatte. Um den einzufangen, war ich dann auch mehrere Wochen in China, in Shangri-La und habe da Tänze gesehen, Instrumente kennengelernt. So ähnlich würde ich auch probieren einen Klang für Ostfriesland zu finden. Was ist typisch ostfriesisch, wie hört sich die Landschaft an, darüber muss ich nochmal ein wenig nachdenken.

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