Klassik-Festival in Ostfriesland Warum in Ostfriesland im Juni noch mal Neujahr gefeiert wird
Bei den Gezeitenkonzert spielt Götz Alsmann ein Neujahrskonzert. Warum man ein solches Konzert „ganzjährig“ spielen kann, erklärt der Musiker im Interview.
Leer - In Ostfriesland gehen die Uhren anders, heißt es oft. Aber ein Neujahrskonzert, jetzt? Ein Klassik-Festival macht‘s möglich: Bei den Gezeitenkonzerten spielt am kommenden Sonnabend Götz Alsmann um 19 Uhr in der Auricher Sparkassen-Arena ein Neujahrskonzert. Was es damit auf sich hat und wie es dazu kam, verrät er im Interview.
Haben Sie eigentlich auch Jogging-Anzüge? Man sieht Sie immer nur im Anzug mit Krawatte.
Alsmann: Das ist die Kleidung, in der ich mich am wohlsten fühle. Alles andere wäre Verkleidung.
Sie kommen mit dem Sinfonieorchester aus Ihrer Heimatstadt Münster zu den Gezeitenkonzerten nach Ostfriesland. Wie kam es dazu?
Götz Alsmann: Meine Band und ich wirken seit 25 Jahren beim Neujahrskonzert in Münster mit. Dabei spielen wir immer mit dem Sinfonieorchester zusammen. Die Neujahrskonzerte stehen oft unter einem bestimmten Länder-Motto, in diesem Jahr ist es Ungarn. Wir als Band sorgen zwischendrin für einen – sagen wir mal – unterhaltenden Aspekt. Diese Konzerte sind so phänomenal angekommen, dass man sich fragte: Wieso nur an diesem Tag und wieso nur in Münster? Und so freuen wir uns, dass wir dieses Programm jetzt auch in Ostfriesland auf die Bühne bringen können. Das ganze noch dazu mit Generalmusikdirektor Golo Berg, einem famosen Maestro.
Also passt ein Neujahrskonzert auch in den Sommer?
Alsmann: Finden wir, ja. Neujahrskonzert bedeutet ja für die Menschen ein beschwingtes, leichtes, sinfonisches Konzert mit Schmackes und Humor. Dieses Konzept funktioniert ganzjährig.
Waren Sie schon mal in Ostfriesland?
Alsmann: Natürlich, schon oft. Es gefällt mir sehr gut. Ich habe schon viele Konzerte gegeben in den herrlichen Orten, Dörfern und Städten Ostfrieslands.
Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie in Großstädten spielen oder auf dem Land?
Alsmann: Ich finde, das Publikum ist überall gleich. Es erwartet – mit Recht – gut unterhalten zu werden. Und wenn man sich Mühe gibt und das Publikum mitreißt, ist das auch immer begeistert, egal wo. Ich glaube nicht an diese regionalen Unterschiede.
Müssen Sie vor Ihren Auftritten eigentlich noch üben, oder gehen Ihnen alle Stücke längst locker von der Hand?
Alsmann: Man sagt ja gerne: Wer übt kann nix. Man übt ja für sich zu Hause, man probt in der Gemeinschaft. Natürlich werden wir mit der Band jetzt die Stücke noch mal wieder genauer betrachten und wir haben auch eine spezielle Band-Konzertprobe. Wir haben zwar als Band schon in Aurich gespielt, aber noch nicht in der Sparkassen-Arena, insofern ist der Raum für uns neu.
Haben Sie eigentlich noch ein Zimmer frei?
Alsmann: (lacht) Die Show hat viel Spaß gemacht. Aber mit uns – mit Christine Westermann und mir – ist eine Neuauflage nicht denkbar. Die Show gehört dem WDR, der kann damit natürlich machen, was er will. Wir sind beide freiwillig gegangen, warum also sollten wir zurückkommen?
Weil Sie damit vermutlich vielen Menschen eine große Freude machen würden.
Alsmann: Das verstehe ich. Aber ich glaube auch, dass diese Show heute kaum noch eine Chance hätte, im Zeitalter der dauerbeleidigten Social-Media-Kommentatoren. Da wären 90 Prozent unserer Gags heute gar nicht mehr möglich.
Sie geben mehr als 100 Gastspiele im Jahr, das ist ein strammes Programm. War Corona für Sie auch eine Pause zum Entspannen?
Alsmann: Es war eine Pause, aber wir haben uns in der Zeit nicht entspannt. Es war halt eine Zwangspause. Wir haben 2020 ein neues Album produziert und ein neues Programm erarbeitet. Aber defacto konnten wir zweieinhalb Jahre lang unseren Hauptberuf nicht wirklich ausüben.
Ist es nach der Corona-Pause schwieriger geworden, die Menschen ins Konzert zu locken?
Alsmann: Man merkt, dass jetzt alles, was zwei, drei Jahre lang nicht stattfinden konnte, gleichzeitig auf den Markt kommt. Da herrscht schon ein dichtes Gedränge im Kalender und viele Menschen überlegen sich: Was mach ich jetzt, wo gehe ich hin? Es hängen viele Tickets am Kühlschrank und man muss entscheiden, welche Nachholkonzerte man sich jetzt anguckt. Gleichzeitig sind aber viele Menschen auch verunsichert, nicht nur wegen der wirtschaftlichen Situation sondern auch „post-Corona-verunsichert“. Viele haben einfach verlernt, auszugehen.
Aber Ihre Spielfreude ist ungebrochen?
Alsmann: Ja, aber auch die Freude des Publikums ist ungebrochen. Als es wieder losging mit Konzerten sind wir mit geradezu messianischen Rufen empfangen worden. Das war schon sehr berührend. Die Menschen waren aus dem Häuschen. Und auch unsere Vorfreude auf das Konzert in Aurich ist riesig.
Tickets für die Gezeitenkonzerte sind über die Webseite www.gezeitenkonzerte.ostfriesischelandschaft.de, im Kartenbüro der Ostfriesischen Landschaft, an den Reservix-Vorverkaufsstellen oder unter der Telefonnummer 0 49 41 / 17 99 67 erhältlich.