Zehn Jahre Hundeführerschein Aurich rückt säumigen Hundehaltern auf den Pelz

| | 16.06.2023 16:15 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Hund und Halter sollen im Lauf ihres gemeinsamen Lebens eine Einheit werden. Der Weg dahin ist steinig. Foto: Archiv/Ortgies
Hund und Halter sollen im Lauf ihres gemeinsamen Lebens eine Einheit werden. Der Weg dahin ist steinig. Foto: Archiv/Ortgies
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Wer in Aurich als Hundehalter auf den Sachkundenachweis verzichtet, kommt seit zwei Jahren nicht mehr ungeschoren davon. Das Ordnungsamt hat die Kontrollen verstärkt. Die Auswirkungen sind spürbar.

Aurich - Ein Auto beim Straßenverkehrsamt anmelden? Für die meisten Menschen ist das unumgänglich und selbstverständlich. Einen Hund bei der Gemeinde anmelden? Wenn diese Frage zur Sprache kommt, ziehen Herrchen und Frauchen vielfach erstaunt die Augenbrauen hoch und fragen: „Wieso?“ Die ablehnende Haltung hat nicht nur finanzielle Gründe. Seit einer Änderung des Gesetzes zum Halten von Hunden zum 1. Juli 2013 ist es im Land Niedersachsen verpflichtend, dass Männer und Frauen, die noch nie einen Hund besessen haben, einen Nachweis über die Sachkunde erbringen. Sie müssen eine praktische Prüfung bei einem Hundetrainer ablegen, einen Hundeführerschein machen. Ein Tierarzt oder ein Hundetrainer muss zudem den theoretischen Teil bestätigen, nämlich, dass der Hundehalter auch über das Wissen verfügt, um einen Vierbeiner bei sich aufzunehmen und zu erziehen. Der Hintergrund: Nach Auffassung des Gesetzgebers tragen eine geeignete Erziehung des Hundes sowie die Fähigkeit, den eigenen Vierbeiner richtig einzuschätzen, zur Vermeidung von aggressivem Verhalten bei.

Der Hundeführerschein ist in Niedersachsen vor zehn Jahren eingeführt worden. Foto: Archiv/privat
Der Hundeführerschein ist in Niedersachsen vor zehn Jahren eingeführt worden. Foto: Archiv/privat

Obwohl das Gesetz seit zehn Jahren in Kraft ist, muss Kerstin Dirksen vom Auricher Ordnungsamt immer nocht sehr viele Hundehalter auffordern, Nachweise vorzulegen. In einigen Dutzend Fällen müsse sogar ein Bußgeldverfahren angestrengt werden, sagt die Sachbearbeiterin. Grundsätzlich habe sich die Situation aber im Laufe der vergangenen zwei Jahre sehr stark gebessert. „Das liegt auch daran, dass wir uns 2021 personell und methodisch besser aufgestellt haben. Kerstin Dirksen ist als zusätzliche Kraft eingestellt worden. Die Zahl der Kontrollen wurde erhöht“, sagt Ordnungsamtsleiter Helmut Lücht. „Das hat sich unter den Hundehaltern rumgesprochen“, ist die Sachbearbeiterin überzeugt. Viele hätten gemerkt, dass sie nicht um einen Sachkundenachweis herumkommen.

Hundehalter soll sich auf seine Aufgabe vorbereiten

Laut Kerstin Dirksen gibt es bei den Neu-Hundehaltern vielfach noch große Wissenslücken. „Die theoretische Prüfung für den Sachkundenachweis sollte abgelegt werden, bevor man sich einen Hund zulegt“, spricht die Auricherin einen wunden Punkt an. Das diene ganz einfach der Vorbereitung auf die spätere Aufgabe. Der eine oder andere erfahre erst dadurch, dass es auch Komplikationen beim Halten eines Vierbeiners geben könne, etwa durch mangelnde Leinenführigkeit, ein sehr temperamentvolles Wesen oder unaufhörliches Bellen in einer Mietwohnung während der Abwesenheit von Herrchen oder Frauchen. Unerwünschtes Verhalten abzutrainieren sei mitunter eine schwierige Aufgabe, die viel Arbeit erfordere, sagt Kerstin Dirksen. Manchen Menschen sei das nicht bewusst. Etliche unterschätzten auch, wie teuer das Halten eines Hundes ist.

Alleine für das Online-Registrieren in einem speziellen Verzeichnis werden 14,50 Euro fällig. Für die theoretische und praktische Prüfung zum Hundeführerschein werden zwischen 90 und 140 Euro fällig. Die Preise der Schulen weichen sehr stark voneinander ab. Nach Auffassung von Ralf Rüst sind die Kosten zu hoch, die für den Sachkundenachweis anfallen. Der Vorsitzende der Norder Ortsgruppe des Rasse-Jagd-Gebrauchshunde-Verbands (IRJGV) zweifelt an, dass es wirklich erforderlich sei, eine Prüfung ablegen zu lassen. „Es gibt auch Leute, die Prüfungsangst haben. Für die ist das eine große Hürde“, schätzt er. Dass sich die künftigen Hundehalter mit der Materie auseinandersetzen müssen, findet er gut. Daraus gleich eine Wissensabfrage zu machen, eher nicht. Der Norder IRJGV organisiere selbst Prüfungen zur Sachkunde. In den vergangenen zehn Jahren habe man zwischen 300 und 400 Hundeführerscheine abgenommen. „Darunter waren auch Männer und Frauen, die die Prüfung nicht bestanden haben. Das hatte keine Konsequenzen. Sie durften ihren Hund trotzdem behalten.“

Nach seiner Beobachtung handhabten die Städte und Gemeinden in Ostfriesland die Frage der Kontrollen ganz unterschiedlich. Einige seien sehr „dahinter her“, andere ließen „die Sache einfach laufen“. Angesichts steigender Hundezahlen wundert das nicht. Waren im Zentralen Hunderegister (www.hunderegister-nds.de) im Jahr 2013, also zum Beginn der Registrierungspflicht, 157.212 Hunde gemeldet, stieg die Zahl bis Ende 2022 in Niedersachsen auf 510.192. In Aurich sind derzeit laut Kerstin Dirksen 3247 Hunde registriert.

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