Was Sie heute wissen müssen Grandioses Stadtfest | Traurige Fußball-Mädchen | Krankes Gesundheitssystem
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Weiter keine Entlastung in Sicht. Nach der wochenlangen Trockenheit sieht mein Rasen - und Ihrer sicherlich auch - aus wie am Ende des Hochsommers Ende August. Dabei hat der Hochsommer noch gar nicht begonnen. Immerhin sind die Nächte noch einigermaßen erträglich. Es kühlt doch deutlich ab. Die Organisatoren des Stadtfests in der Leeraner Innenstadt hatten an den äußeren Verhältnissen jedenfalls große Freude. Schon am Freitag(abend) war richtig viel los, noch mehr am am Samstag mit Livemusik auf fünf Bühnen, und zum Abschluss gestern beim Familientag. Vera Vogt hatte viel zu tun und ebenso unser Fotograf Bodo Wolters.
Feiern können sie wie die Großen, trauern auch: Obwohl die U17-Fußballerinnen der SpVg Aurich am Samstag in Bergisch-Gladbach das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Bayer Leverkusen knapp mit 1:2 verloren haben, gehen sie doch in die Annalen der ostfriesischen Sportgeschichte ein. Wann schon mal wurde eine ostfriesische Mannschaft fast deutscher Meister. Eine großartige Leistung des Auricher Vereins, der sich damit bundesweit einen Namen als Talentschmiede der Fußballmädchen gemacht hat.
Niklas Homes war einer von fast 1200 Zuschauern des Finalspiels und tickerte die gesamte Zeit auch vom Spielfeldrand aus. Seinen Liveticker können Sie hier nachlesen. Und auf Youtube gibt es dazu noch einen Spielmitschnitt. Dessen Adresse (https://www.youtube.com/watch?v=uyIDQNLAY1U) wird bei der SpVg sicher wie ein Schatz aufbewahrt werden. Die beiden voll besetzten Fanbusse aus Aurich verpassten allerdings einen Teil des Spiels. Sie steckten im Stau fest, wie Niklas berichtet. Tore verpassten die Fans allerdings nicht. Und am Ende waren Trainer, Vereinsvorsitzender und Spielerinnen zu Recht stolz auf das Erreichte.
Unser Gesundheitssystem entwickelt sich zur Katastrophe, mit nicht absehbaren Folgen für die Patienten. Facharztpraxen sind auf Monate ausgebucht, Hausärzte sind völlig überlastet. Stattdessen gehen die Patienten in die Krankenhäuser, die erstens nicht für normale Sprechstunden eingerichtet sind und ohnehin genügend Schwerkranke zu versorgen haben. Der Trend ist nicht neu, aber er verschärft sich gerade. Und Entlastung ist nicht in Sicht, weil die Kassenärztliche Vereinigung (aufgrund veralteter Bedarfszahlen) die Ansiedlung weiterer Fachärzte verhindert - wenn es sie denn überhaupt gibt.
Und auch die Krankenhäuser stecken in großen Schwierigkeiten. Wegen ihrer Personalprobleme greifen sie auf teure Honorarkräfte zurück und schieben Patienten zwischen den Kliniken hin und her. Andreas Ellinger, der schon lange Zeit regelmäßig das Ivena-Portal (dort melden die Intensivstationen ihre Kapazitäten) im Blick hat, bittet immer wieder die Krankenhäuser um Aufklärung. Meistens lassen die ihn, trotz Auskunftspflichten (alle außer das Borromäus-Hospital) mit Allgemeinplätzen abblitzen, siehe auch in diesem Artikel. Warum eigentlich? Sitzen wir nicht alle im selben Boot?
Sarah Sebeke, Kaufmännische Direktorin des Borromäus-Hospitals in Leer, nimmt auf eine Anfrage von Andreas‘ zur wirtschaftlichen Zukunft allerdings kein Blatt vor den Mund. Im jetzigen System sei es „Krankenhäusern gar nicht möglich, kostendeckend zu arbeiten“. Wenn sich die Finanzierungsbedingungen nicht bald änderten, „droht ein kalter Strukturwandel und damit verbunden ein unkontrolliertes Krankenhaussterben“, sagt die Expertin und wirft den Krankenkassen auch vor, sich nicht an die Gesetze zu halten. Sehr lesenswert!
Marode ist auch die Straßeninfrastruktur in Ostfriesland. In den knapp fünf Jahren, die ich hier lebe, war ich permanent mit lang andauernden Sperrungen wichtiger Straßen beschäftigt. Auf der viel befahrenen B72 zwischen Leer und Aurich droht nun für acht Monate in Hesel der Dauerstau. „Das Ergebnis soll den Ort zukunftsfähig machen“, zitiert Nikola Nording den Heseler Bürgermeister Gerd Dählmann. Ob das die Betroffenen tröstet? Das gilt auch für die Ankündigung von Gemeindedirektor Joachim Duin: „Die ortskundige Bevölkerung wird ihren Weg finden.“ Auf Facebook ging es gestern jedenfalls schon mal richtig ab.
Auch der Zustand der Landesstraße 14 zwischen Timmel (Gemeinde Großefehn) und Hatshausen (Moormerland) verschlechtert sich immer weiter. Wo man bis vor kurzem noch mit 100 km/h dahinbrausen konnte, gilt nun Tempo 30. Weil die Fahrbahn „wegkippt“, können Autos, die schnell sind, aufsetzen. Und warum passiert nichts: Die notwendigen 1,3 Millionen Euro hat das Land bisher nicht freigegeben. Ole Cordsen berichtet.
Zum Schluss noch was zum Schmunzeln: Ostfriesen gelten in weiten Teilen unseres Landes als besonders. Otto und die Ostfriesenwitze haben daran ihren Anteil, andere Umstände aber auch. Unsere Volontärin Dorothee Hoppe, ein Kind des Ruhrgebiets, hat sich fünf dieser Klischees herausgepickt und überprüft, was stimmt und was nicht.
Was heute wichtig wird:
- Die riesigen Gasspeicher in Jemgum wurden vom Bund übernommen. Nun kommt eine Aufgabe nationaler Tragweite auf die Betreiber zu. Die Ära Wasserstoff soll bald eingeläutet werden. Vera Vogt berichtet.
- Balkonkraftwerke sind beliebt und die Zuschüsse logischerweise auch. Aber wie verteilt man diese fair? In Moormerland hat man sich geeinigt. Michael Kierstein weiß, was herausgekommen ist.
- Seit sechs Wochen kein Tropfen Regen. Die Gärten und Rasenflächen verdorren, wie sonst erst im August. Für den ostfriesischen Gärtner ist das eine Qual. Was ist zu tun? Nikola Nording hat nachgefragt.
- Gabriele Boschbach fragt: Wer ist Welf-Gerrit Otto? Wer ist der Mann, der die schwierige Nachfolge von Katrin Rodrian als Leiter der Kulturagentur bei der Ostfriesischen Landschaft antritt?
- Nach dem schweren Unfall auf der B210 bei Jever vor eineinhalb Jahren, bei dem drei Menschen starben, soll heute gegen den Unfallfahrer das Urteil gefällt werden. Susanne Ullrich berichtet.
- Im Emder Hafen wird an einem innovativen und automatisierten Baggerschiff geforscht. Warum das als „Leuchtturmprojekt“ für ganz Deutschland gilt, erklärt Heiko Müller.
- Wer nicht viel Platz hat oder einfach jeden Zentimeter von Garten und Wohnung grün sehen will, bepflanzt mittlerweile in die Höhe. Was es mit dem vertikalen Gärtnern auf sich hat, berichtet Mona Hanssen.