Was Sie heute wissen müssen Notfallklinik Norden? | Energieprofiteur Jemgum? | Benachteiligter Mann?

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 20.06.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ein unverhofftes Argument liefert Andreas Ellinger der Norder Öffentlichkeit, die gerade vehement für den Erhalt ihrer Klinik kämpft. Nordens Intensivstation ist nämlich wichtig für die Notfallversorgung in Ostfriesland. Laut Ivena-Portal ist sie oft die einzig aufnahmebereite im Klinikverbund. Allerdings: Das Norder Haus ist laut Gesundheitsministerium nur in der „Stufe 1“, also der Basisnotfallversorgung, eingestuft. Emden und Aurich hingegen seien in der „Notfallstufe 2“ angesiedelt, der „erweiterten Notfallversorgung“. Das Ministerium erklärt: „Insbesondere Aurich und Emden sind daher für eine erweiterte und qualifizierte Notfallversorgung von hoher Bedeutung.“ Und was sagt die Trägergesellschaft Emden-Aurich-Norden dazu? „Aufgrund der politischen und rechtlichen Diskussionen im Zuge der Umwandlung des UEK-Standorts Norden in ein Regionales Gesundheitszentrum“ gar nichts. Typisch.

Was aber bedeutet es, dass die Kliniken ihre Notfallstationen abmelden? Gar nichts, behaupten die Geschäftsführungen. Das Klinikum Leer und der Klinikverbund beteuern, dass ein Notfallpatient immer versorgt werde, wenn es darauf ankomme – also auch trotz abgemeldeter Intensivstation. Wirklich? Was sagen dann die Daten im Ivena-Portal, das den Rettungsdiensten sagt, wohin sie Notfallpatienten bringen sollen? Das Klinikum Leer schreibt: „Die Gründe für eine Abmeldung der Versorgung in einem Leistungsbereich im Ivena-Portal können vielfältig sein.“ Das Klinikum hatte über Wochen hinweg fast täglich seine Intensivstation phasenweise abgemeldet, aber es kann angeblich die Abmeldegründe nicht benennen – nicht einmal, was die wiederholte Abmeldung seiner Herzkatheter-Messplätze betrifft.

Kommen wir zu einem erfreulicheren Thema: der Energiewende. Die Gemeinde Jemgum könnte einer der Profiteure werden: als Pionier bei der Speicherung von grünem Wasserstoff. Bald soll der nämlich in den Kavernen in Jemgum gespeichert werden, die derzeit noch eine wichtige Rolle für die Erdgas-Sicherheit in Deutschland spielen. Studien laufen nach Angaben der Betreiber schon lange, es gebe vielversprechende Ergebnisse. Noch in diesem Jahr könnten die ersten Unterlagen der Öffentlichkeit vorgestellt werden, Mitte/Ende 2025 soll der Plan komplett sein, 2026 der Bau losgehen. Vera Vogt berichtet.

Warum aber gibt es in Jemgum die Kavernen? Die ersten Pläne gehen zurück in die 1980er Jahre, aber erst 20 Jahre später ging es an die Umsetzung, schreibt Vera. Schwierige Bodenverhältnisse sorgten dafür, dass die Gasspeicher erst 2013 eröffnet wurden. Die Kavernen, Hohlräume im Salzgestein, ermöglichen es, innerhalb sehr kurzer Zeit das gesamte Speichervolumen ein- oder auszulagern. „Aus dem Erdgasspeicher Jemgum können in einer einzigen Stunde bis zu einer Million Kubikmeter Gas entnommen werden“, so der Betreiber. Der ist seit vorigem Jahr eine neue, bundeseigene Firma. Zuvor hatte die russische Gazprom auch hier Vorbereitungen für den Ukraine-Krieg getroffen.

Bei Aldi gab es sie schon, bei Lidl auch, und im Fachhandel sind sie oft ausverkauft: Balkonkraftwerke, kleine Fotovoltaikanlagen, für den Hausgebrauch. Viele Gemeinden auch in Ostfriesland bezuschussen inzwischen den Kauf dieser Kleinkraftwerke. Die meisten verfahren nach dem Windhundverfahren: Wer zuerst kommt, kassiert, bis die Zuschusssumme verbraucht ist. In Moormerland will man jetzt einen anderen Weg gehen, einen, der vermeintlich gerechter ist. Ein Losverfahren. Michael Kierstein berichtet über die Diskussion im Gemeinderat.

Gender-Wahn auch in Ostfriesland? Dr. Welf-Gerrit Otto, neuer Leiter der Kulturagentur bei der Landschaft, wollte wie seine Vorgängerin Katrin Rodrian auch im zehnköpfigen Arbeitskreis „Frauenleben in Ostfriesland“ mitarbeiten. Geht aber nicht, weil er keine Frau ist. Die eigentlich vorgesehene Nachfolgerin Rodrians hat zwar abgesagt, aber Otto darf nicht, schreibt Gabi Boschbach. Kann man jetzt akzeptieren, muss man aber nicht. Wäre es nicht für den Arbeitskreis sinnvoll, auch eine männliche (Minderheiten-)Perspektive einzubinden? Gleichberechtigung hat jedenfalls zwei Seiten.

Dass sich Welf-Gerrit Otto, ganz neu in diesem Amt, ausgerechnet an einem solchen kontroversen Thema die Zähne ausbeißt, kommt nicht von ungefähr. Aufgewachsen in der Wesermarsch ist er weit herumgekommen in der Republik. Und er hat viel vor: Gabriele Boschbach über einen motivierten Kulturmanager.

Am Wochenende war in der Leeraner Innenstadt drei Tage Stadtfest. Ein Politikum ist bei solchen Anlässen immer die Verlegung des Wochenmarkts am Ernst-Reuter-Platz. Diesmal mussten die Händler nur ein paar Meter weiter ziehen - und sind trotzdem unzufrieden. „Wir fühlen uns abgeschoben“, sagte ein Händler im Gespräch mit Katja Mielcarek. Ich kann das als Kunde nicht bestätigen. Als Interimslösung war’s okay. Nur der Brotstand war schwer zu finden, dafür musste ich dort nicht wie gewohnt länger Schlange stehen.

Die Petra L. ist wieder unterwegs. Das Küstenmotorschiff, das nach einem Zusammenstoß mit einer Windkraftanlage bei Borkum schwer beschädigt nach Emden eingelaufen war, ist weg. Obwohl der russische Kapitän sich zu der Havarie nicht äußerte, akzeptierten Versicherung und Wasserschutzpolizei, dass die Petra L. mit neuem Kapitän wieder Fracht befördert. Was noch alles dranhängt, hat Jasmin Oltmanns erfragt.

Ein täuschend echtes Polizeiauto fuhr jahrelang in meiner Heimatstadt Bad Tölz herum. Es hatte keinen Beifahrersitz, denn es war die Filmrequisite des „Bullen von Tölz“, verkörpert vom gewichtigen Ottfried Fischer. Einmal stahl es ein Obdachloser und wurde erst kurz vor der italienischen Grenze geschnappt. Ein täuschend echtes Polizeiauto, einen Audi A3, fährt auch Svenja Geertz aus Hannover. 2300 Euro hat sie für die aufwändige Folierung ausgegeben. Aber ist das überhaupt erlaubt? Jakob Patzke hat recherchiert.

Was heute wichtig wird:

  • Aufwertung für den Flugplatz von Leer. Auf dem Gelände in Nüttermoor könnten demnächst Löschflugzeuge stationiert werden. Michael Kierstein weiß mehr.
  • Trans*menschen sollen in Zukunft ihren Geschlechtseintrag im Pass durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern können. Wie sieht eine Expertin diese Entwicklung? Vera Vogt berichtet.
  • In Ihlowerfehn machte das neue Pastorenehepaar einen besonderen Fund auf dem Dachboden. Dort lagerten einige Hundert Feldpostbriefe und Karten aus dem Ersten Weltkrieg. Nicole Böning hat sie gelesen.
  • Eine Stunde lang wartete ein Paar in einem Restaurant auf die Vorspeise. Ab wann der Gast das Recht hat, das Lokal zu verlassen, ergründet Gabriele Boschbach im Gespräch mit dem Dehoga-Verband.
  • Im Emder Hafen wird an einem innovativen und automatisierten Baggerschiff geforscht. Heiko Müller erklärt, warum das als „Leuchtturmprojekt“ für ganz Deutschland gilt.
  • Pflegebutler betreibt Altenheime in ganz Ostfriesland. Der Angehörige eines Bewohners aus Hinte hat sich über immens steigende Kosten beschwert. Hannah Weiden hat mit dem Geschäftsführer gesprochen.
Ähnliche Artikel