Grundschulen und Kitas Eltern greifen nach den letzten Strohhalmen

| | 27.06.2023 15:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
In der Grundschule Greetsiel fand jetzt eine Gesprächsrunde zwischen Eltern, Vertretern der Politik und der Verwaltung statt. Wird das die Schließung noch abwenden können? Symbolfoto: Wagenaar/Archiv
In der Grundschule Greetsiel fand jetzt eine Gesprächsrunde zwischen Eltern, Vertretern der Politik und der Verwaltung statt. Wird das die Schließung noch abwenden können? Symbolfoto: Wagenaar/Archiv
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In etwas mehr als einer Woche soll die Entscheidung zur Zukunft der Grundschulen und Kitas in der Krummhörn fallen. Auf den letzten Metern wird manch‘ Einwohner noch aktiv.

Krummhörn - Nach mehreren Klausurtagungen, Besprechungen in politischen Gremien und allerlei Gesprächen hinter verschlossenen Türen ist die Diskussion um die Zukunft der Kitas und Grundschulen in der Gemeinde noch lange nicht ausgestanden. Gerade von Seiten der von Schließung bedrohten Grundschulen kam jetzt noch ein Griff nach dem letzten Strohhalm.

So hatten die Elternvertreter der Grundschulen Greetsiel und Loquard, beide Schulstandorte sind laut Gutachter-Empfehlung von der Schließung bedroht, jetzt Vertreter von Politik und Verwaltung eingeladen. Zum offenen Gespräch, wie es hieß. Teilgenommen haben aus der Politik Vertreter von SPD und SWK, die Bürgermeisterin der Gemeinde Krummhörn, Hilke Looden (parteilos), sowie Elternvertreter aus Loquard, Greetsiel und auch aus Jennelt.

Für Eltern noch viele Fragen offen

Das war im Nachgang zu erfahren, denn die Presse war nicht eingeladen. „Es gab viele Fragen von den Schulelternräten“, so die Schulelternratsvorsitzende der Ubbo-Emmius-Schule Greetsiel, Stefanie Doolmann, auf Nachfrage dieser Zeitung. Dabei sei es unter anderem um bislang ungeklärte Details gegangen. Beispiele: Parkplätze, Personal, Träger.

Details, die schon zuvor in der vergangenen Sitzung des Bildungsausschusses angesprochen wurden. Schon dort wurde seitens der Verwaltung betont: Die bisherigen Schätzungen zu den Kosten beziehen sich rein auf die Gebäude. Weitere Planungen beispielsweise zur Schaffung von Parkplätzen, gibt es nicht. Der Tenor: Das wird untersucht, sobald es einen Entschluss gibt, in welche Richtung die Reise eigentlich gehen soll.

Rat entscheidet voraussichtlich im Juli

Denn noch ist völlig offen, ob der Gutachter-Empfehlung gefolgt wird (Schließung und Umwidmung der Grundschulstandorte Loquard und Greetsiel sowie Schließung kleinerer Kitas) oder der CDU/SWK-Variante (Schließung und Umwidmung Grundschule Jennelt zur Großkrippe).

Die Politik hatte sich erneute Bedenkzeit erbeten. Eine Entscheidung soll frühestens in der kommenden Woche gefällt werden. Dann steht das Thema voraussichtlich auf der Tagesordnung des Rates, der am Donnerstag, 6. Juli, ab 18.30 Uhr in der Mensa der IGS in Pewsum tagt. Es ist die letzte politische Gremiensitzung vor der Sommerpause.

Keine Zusammenarbeit zwischen Elternvertretern

Doolmann ist sich sicher, dass die Eltern „Denkanstöße gegeben haben“. Die Elternvertretungen wollen die Grundschulen in Loquard und Greetsiel erhalten. Dass diese beiden Standorte auf der Kippe stehen, ist schon länger bekannt. Die Eltern hätten sich erst spät in die Diskussion eingeschaltet, „weil man uns lange erzählt hat, dass die Bedarfsanalyse nichts mit Schließungen zu tun hat“, so Doolmann. Als es dann erstmal um Schließungen ging, habe man „lange gehofft“, dass sich die Politik eindeutig zum Erhalt aller Grundschulstandorte ausspricht. Erst als auch diese Hoffnung schwand, habe man sich in die Diskussion eingeschaltet.

Viel länger und schon zum Teil lautstark dabei ist die Bürgerinitiative (BI) aus Jennelt. Diese hatte laut eigener Aussage mehrfach versucht, auch andere Elternvertretungen mit an Bord zu holen. So hatte die BI auch zwischenzeitlich versucht, den Fokus auf den Erhalt aller Grundschulstandorte zu legen. Zuletzt fokussierte man sich aber wieder vor allem auf Jennelt. Von einer Zusammenarbeit der Eltern kann man aktuell nicht sprechen.

Ganztagsbetreuung: Nur noch drei Jahre Zeit

Im Gegenteil: Eine breite, zusammenstehende Front an Elternvertretern der Grundschulen wurde bislang in der Krummhörn nicht erreicht. Eher läuft es aktuell darauf hinaus, dass es Greetsiel und Loquard Vertreter gibt, die gegen die Gutachter-Variante sind, und daneben die Jennelter, die gegen die CDU/SWK-Variante sind. Zumindest an der Meinung von Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) hat die Gesprächsrunde in Greetsiel wenig geändert. Es sei ein angenehmes, offenes Gespräch gewesen, so die Bürgermeisterin gegenüber dieser Zeitung. Sie spreche sich aber weiterhin für die Gutachter-Variante aus.

Weiterhin im Raum steht die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens, welches im Fall der Fälle die getroffene Entscheidung der Politik rückgängig machen könnte. An einen Bürgerentscheid wäre die Politik zwei Jahre lang gebunden. Ob und inwieweit diese Zeit dann genutzt wird? Manch’ Krummhörner befürchtet schon jetzt, dass im Fall eines erfolgreichen Bürgerentscheids die gleiche Diskussion in zwei Jahren erneut geführt wird – und bis dahin nur notdürftig geflickt wird.

Dabei drängt die Zeit, selbst wenn man die im Gutachten festgestellten Fehlbedarfe ignoriert. Denn losgelöst davon, wie viele Plätze für Kinderbetreuung die Krummhörn vorhält: „Der Rechtsanspruch zur ganztägigen Betreuung mit einem Betreuungsumfang von acht Stunden an allen fünf Werktagen von Kindern im Grundschulalter besteht (voraussichtlich) ab dem Schuljahr 2026/2027“, warnt die Jennelter Bürgerinitiative rund um die frühere Schulleiterin Jutta Lerche-Schaudinn. Das seien nur noch drei Jahre, in denen die Schulen auf den Anspruch vorbereitet werden können, da die entsprechenden Anträge ein Jahr zuvor gestellt werden müssen.

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