Was Sie heute wissen müssen VW-Krise größer als gedacht | Wiesmoor feuert Touristik-Chef | Ostfriese gründet Weltunternehmen
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Erneut beginnt dieser Newsletter mit der Krise bei VW in Emden. Die Produktion wird gedrosselt. Hunderte Mitarbeiter müssen das Werk verlassen. Die Auftragslage ist noch schlechter als gedacht. Betriebsratschef Manfred Wulff nennt im Gespräch mit meinem Kollegen Martin Teschke ernüchternde Zahlen: „Wir produzieren jetzt in einer Woche so viele E-Autos, wie wir eigentlich an einem Tag hätten produzieren sollen.“ Dabei setzen die Emder voll auf den Elektroantrieb. Die Produktion der Verbrennermodelle Passat und Arteon wird im Frühjahr verlagert beziehungsweise gestoppt. Vor allem Leiharbeiter bangen nun um ihre Jobs. Mona Hanssen hat mit einem Betroffenen gesprochen. Der Emder berichtet von Tränen - und davon, dass er den Job bei VW trotz allem „geil“ findet.
In Wiesmoor ist ein recht bekannter Mann seinen Job definitiv los: Touristik-Chef Dirk Gerlach muss gehen. Der 61-Jährige wird mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das haben der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung der Luftkurort Wiesmoor Touristik GmbH am Montag beschlossen. Ole Cordsen kennt die Hintergründe. So viel sei verraten: Der soeben Geschasste bricht nicht gerade in Tränen aus.
Die Stadt Aurich steht momentan ohne Stadtbaurätin da. Alexandra Busch-Maaß ist ihren Job nicht los, aber sie ist seit Wochen krankgeschrieben. Niemand weiß, ob und wann sie wiederkommt. Dem Vernehmen nach hat es in der Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung geknirscht. Ich habe den Bürgermeister gefragt, was nun aus wichtigen Projekten wie der Umwandlung des Kasernengeländes wird.
Es gibt Menschen, die scheuen Online-Banking wie der Teufel das Weihwasser. Man hört und liest so viel von Betrügern im Netz, die im Handumdrehen das Konto leer räumen. Sicher ist man aber auch mit der altmodischen Form der Papierüberweisung keineswegs. Nikola Nording berichtet über die neueste Betrugsmasche.
Die geplante Schließung der Ubbo-Emmius-Klinik Norden (genauer: deren Umwandlung in ein Regionales Gesundheitszentrum) hat eine Welle des Protests ausgelöst. Das Aktionsbündnis zum Erhalt des Norder Krankenhauses wehrt sich mit juristischen Mitteln und geht nach der Niederlage vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg in die nächste Instanz. Warm anziehen müssen sich auch die Mitglieder des Auricher Kreistags. Das Aktionsbündnis hat einen Bus gechartert, der Protestwillige aus Norden zur heutigen Kreistagssitzung nach Aurich bringt. Ich werde mir die Sitzung in der Stadthalle anschauen.
Genau wie bei den Krankenhäusern in Ostfriesland zeichnet sich bei den Grundschulen seit Jahren ab, dass sich ihre Zahl verringern wird. Wenn es dann tatsächlich so weit kommt, regt sich ebenfalls Protest. Momentan haben die Kommunalpolitiker in der Krummhörn die unangenehme Aufgabe, über die Schließung von Schulen und Kitas zu entscheiden. Wie Claus Hock berichtet, greifen Eltern nun nach dem letzten Strohhalm, um das Unausweichliche doch noch zu verhindern. Auch ein Bürgerentscheid steht im Raum.
Sind Sie heute schon beschimpft worden? Wenn ja, dann womöglich im Netz. Meine Kollegin Karin Lüppen hat sich die Mühe gemacht, einen Shitstorm aus Moormerland aufzuarbeiten. Die Gemeinde hat am vergangenen Wochenende in Warsingsfehn das 50-jährige Bestehen gefeiert. Danach hagelte es in sozialen Netzwerken Kritik, weil es an den Bierbuden nicht schnell genug ging. Die Servicekräfte waren allesamt Ehrenamtliche, die ihre Freizeit opferten, statt selbst zu feiern. Zum Dank bekamen sie Online-Häme.
Vielleicht sollten Leute, die nur von Profis bedient werden wollen, besser in ein Restaurant gehen. Wer bei diesem Wort auch an Fast-Food-Ketten denkt, den dürfte der Beitrag von Michael Kierstein und Katja Mielcarek interessieren. Darin geht es um den Plan von Kentucky Fried Chicken (KFC), sich im Ems-Park in Leer niederzulassen. Es soll in Ostfriesland Menschen geben, die das sehnsüchtig erwarten, denn hier gibt es bisher noch keine KFC-Filiale. Die von Leer aus gesehen nächstgelegenen Restaurants sind in Oldenburg, Bremen und Groningen.
Zum Schluss etwas Historisches: Der Name Reemtsma klingt nicht nur ostfriesisch, er ist es. Hannah Weiden hat die Geschichte eines Mannes aufgeschrieben, der 1857 in der Krummhörn geboren wurde und später die „Reemtsma Cigarettenfabriken“ gründete, heute eines der größten Tabakunternehmen Deutschlands. Mit 28 Jahren verließ Bernhard Reemtsma seine Heimat und kam dann viel herum. Ins Zigaretten-Geschäft gelangte er durch seine Frau. Reemtsma war ein Mann „mit stattlichem Schnauzbart“, zitiert Hannah einen Historiker, „bei rauer Schale fröhlich, geradeheraus und von einem starken Rechtschaffenheitsempfinden geprägt“. Seine drei Söhne übernahmen das Unternehmen und spielten in der Nazizeit eine unrühmliche Rolle. Das erlebte der Senior jedoch nicht mehr. Er starb mit 67 Jahren an einer Lungenentzündung.
Das war’s von meiner Seite für diese Woche, zumindest auf diesem Kanal. Morgen meldet sich meine Leeraner Kollegin Nikola Nording.
Was heute wichtig wird:
- Nicole Böning wurde nach einem Beitrag unter dem Titel „Sarg oder Urne?“ von einer Feuerbestatterin eingeladen, sich alles doch einmal mit eigenen Augen anzusehen. Das Angebot hat sie angenommen und berichtet von der Arbeit einer Branche, die bisher eher im Verborgenen wirkt.
- Gebrauchtwagen waren vor einiger Zeit teilweise sogar teurer als Neuwagen. Hat sich die Lage wieder verändert? Michael Kierstein fragt nach.
- Im Sommer zieht es viele Bootjefahrer und Wassersportler auf die Kanäle und Gräben in Ostfriesland. Leider mehrt sich dann auch die Kritik an Bootsrasern. Mona Hanssen hat mit der Polizei darüber gesprochen, wie man diesen in diesem Jahr begegnet.
- Vor dem Landgericht Aurich steht ab diesem Mittwoch ein mutmaßlicher Geldautomatensprenger. Der 28-Jährige soll als Mitglied einer Gruppe aus den Niederlanden Geldautomaten in Emden und im gesamten Bundesgebiet gesprengt haben. Bettina Keller berichtet.
- Wird im Landkreis Leer wegen des Krieges in der Ukraine mehr Getreide statt Mais angebaut? Karin Lüppen hat nachgefragt.
- Der Hobby-Historiker Helmut Fischer aus Ostfriesland forscht zu ostfriesischen Auswanderern. Sein Interesse hat ihn nun bis in die USA geführt. Hannah Weiden hat sich mit ihm über seine Reise und seine Eindrücke unterhalten.
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