Was Sie heute wissen müssen Neue Arbeitsplätze für Emden | Rätsel um Autobombe in Wittmund | Kein „Liebe dich“ auf Plattdeutsch?

|
Eine Kolumne von Nikola Nording
| 30.06.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die Freude war Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff am Mittwoch deutlich anzusehen. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Olaf Lies konnte er bekannt geben, dass in der Hafenstadt 2026 die europaweit erste Lithium-Raffinerie ihre Produktion starten wird. Eine Milliarde Euro will das luxemburgische Unternehmen Livista Energy Europe am Standort investieren. Das sind nicht nur gute Nachrichten für Emden – dort wird die Ansiedlung ordentlich Gewerbesteuer in die Stadtkasse spülen. Ganz Ostfriesland wird profitieren, denn derzeit rechnet das Unternehmen mit 350 neuen Arbeitsplätzen. Allein der Bau wird zudem 500 Stellen schaffen. Wenn weitere Unternehmen rund um die Batterie-Erzeugung und die E-Auto-Mobilität folgen, rechnet die Stadt mit weiteren 2000 Stellen. Da kann man schon ins Grinsen verfallen. Meine Kollegin Mona Hanssen hat fünf Fragen zu der neuen Fabrik beantwortet und gibt auch einen Ausblick: Denn die geplante Lithium-Raffinerie rückt den Rysumer Nacken in den Fokus.

Auf der einen Seite läuft es in Emden, auf der anderen nicht: Die Leiharbeiter im Emder Volkswagenwerk müssen nämlich bangen. Mein Kollege Martin Teschke hat erfahren, dass am Mittwoch die Entlassungsgespräche mit den Leihmitarbeitern begonnen haben. Die Marschrichtung ist nun klar: Diejenigen, die zuletzt gekommen sind, müssen nun als erste gehen. Bis August sollen 300 Leute gehen, bis Ende des Jahres 1000. Derweil wird politisch diskutiert, wie man die E-Autos für Verbraucher attraktiver machen kann. Einigkeit herrscht dabei in Hannover nicht unbedingt. Martin hat sich dazu umgehört.

Auch in Norden ist die Stimmung vermutlich nicht allzu gut, denn heute wird die Intensivstation der Klinik geschlossen. Das teilte der Erste Kreisrat Dr. Frank Puchert am Donnerstag in Aurich dem Gesundheitsausschuss des Kreistags mit. Die Patienten würden bereits seit Anfang der Woche schrittweise nach Aurich und Emden verlegt, schreibt meine Kollegin Marion Luppen. Wie es jetzt in Norden weitergeht und welche Reaktionen es auf emotionale Kreistagssitzung am Mittwoch gibt, hat Marion beantwortet. Dass diese Entscheidung nicht gerade Begeisterung auslöst, war der Politik sicherlich klar – auch Landrat Olaf Meinen. Er musste bereits in der Kreistagsitzung harsche Kritik einstecken. Doch eines geht eindeutig zu weit: Der Landrat wurde mit dem Tode bedroht. Er habe kein Problem damit, Kritik auszuhalten, erläuterte er, „aber wenn mir über die sozialen Medien der Tod gewünscht wird oder ich als Schmarotzer bezeichnet werde, dann sind deutlich Grenzen überschritten.“ Das sehe ich ganz genauso.

Mitte Mai erschütterte ein lauter Knall eine Nachbarschaft in Wittmund. Erst die Explosion, dann ein lautstarker Streit und dann ein Polizeieinsatz. Eine Autobombe war explodiert. Die Umstände seitdem: undurchsichtig. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt. Mein Kollege Daniel Noglik hat nachgeforscht, warum nicht die sonst für Ostfriesland zuständige Staatsanwaltschaft Aurich das Ruder übernommen hat. Sollte es sich um Clan-Kriminalität handeln, auf die die Osnabrücker spezialisiert sind? Eher nicht, haben Daniels Recherchen ergeben. Aber lesen Sie gern selbst.

Diese Straftat war für die Polizei nicht zu überhören. Die Detonation in Wittmund sei bis ins Polizeirevier zu hören gewesen, berichtet Daniel Noglik. Doch wie viele Straftaten bleiben unentdeckt und schlimmer noch unangezeigt? Dieser Frage geht das Landeskriminalamt Niedersachsen nun nach. Landesweit haben 40.000 zufällig ausgewählte Leute einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Auch Menschen aus den Landkreisen Leer, Aurich und Wittmund sind dabei, hat mein Kollege Andreas Ellinger erfragt. Die Polizei erhofft sich dadurch, ein möglichst realitätsnahes Bild vom Sicherheitsgefühl der Menschen und der tatsächlichen Kriminalitätslage im Land zu erhalten.

Bei der Wirtschafts- und Bauausschusssitzung in Ihlow wurde es in dieser Woche emotional: Nicht nur, dass die Zuschauerränge gut gefüllt waren, die Besucherinnen und Besucher hatten auch Fragen. Die Zukunft des Hundestrandes am Ihler Meer steht auf dem Spiel. Gerüchte machen die Runde, dass ein Zaun aufgestellt werden solle, der den Hundebereich eingrenzen würde, und eine Leinenpflicht eingeführt werden solle. Die Leinenpflicht konnte Bürgermeister Arno Ulrichs nicht bestätigen, sehr wohl aber den Zaun. Die Hundebesitzer fürchten, dass am Ihler Meer dann bald kein Toben ihrer Hunde mehr möglich sei und man – ähnlich wie am Badesee in Tannenhausen – eingepfercht werden würde. Die Diskussion verfolgte nicht nur meine Kollegin Nicole Böning gespannt, auch die Fraktionen. Die teilten mit, die Einwände der Bürger noch einmal diskutieren zu wollen.

Tierliebe war vermutlich der Grund für die Verzweiflung der Hundebesitzer. Für Liebe tut man schließlich so einiges. Das Wort Liebe gibt es übrigens im bayrischen Dialekt nicht, das schrieb die Süddeutsche Zeitung kürzlich. Ich habe mich dabei gefragt, ob man Liebe eigentlich auch auf Platt sagen kann. Es gibt die Leevde, das ist klar. Aber „Ich liebe dich“ sagt ein Ostfriese so eins zu eins auf Platt nicht. Dennoch gibt es so viele schöne Möglichkeiten, Liebe auch auf Plattdeutsch auszudrücken. Ich habe dazu Musikerinnen, Musiker und Lyriker aus Ostfriesland befragt, die alle Liebesgedichte und -lieder geschrieben haben. Ich kann ihnen sagen, die gefundenen Worte drücken die Liebe sehr viel schöner aus, als jegliches „Ich liebe dich“ es könnte. Meine Kollegin Jutta Martens hat sich zudem Gedanken gemacht, welche anderen Sätze für „Ich liebe dich“ es auf Plattdeutsch gibt und sie in einem Video zusammengefasst. Meine liebste plattdeutsche Zuneigungsbekundung ist übrigens: „Ik hebb’n bült för di over.“

Mit so viel Romantik lasse ich Sie nun in den Tag. Am Montag begrüßt Sie an dieser Stelle wieder unser Chefredakteur Joachim Braun.

  • Was heute wichtig wird
  • Das Emder Amtsgericht hat einen neuen Direktor: Henning Deeken. Wer ist der Neue? Nina Harms hat sich mit ihm unterhalten.
  • Genussvoll Wein trinken und einfach mal schlemmen – das kann man beim Auricher Wein- und Gourmetfest. Auf was sich die Besucher in diesem Jahr freuen können, stellt Gabriele Boschbach vor.
  • Auf vielen Straßen Ostfrieslands tauchen derzeit Schlaglöcher und Absackungen auf. Warum ist das so? Michael Kierstein auf Spurensuche
  • Das Emder Van-Ameren-Bad ist seit 30 Jahren fest in Bürgerhand. Ein Verein betreibt die Einrichtung. Mona Hanssen hat Daten und Fakten rund um die Einrichtung und das Fest zusammengestellt.
  • Seit mehr als 30 Jahren bieten die „Auricher Wissenschaftstage“ nicht nur Vorträge namhafter Wissenschaftler, sondern auch ein Stipendiatenprogramm an. Zwei Stipendiatinnen erzählen Nicole Böning, was sie auf ihrer Forschungsreise nach Florenz gelernt haben.
  • Die CDU im Kreistag Leer wollte eine Resolution zur Bekämpfung des Wolfs erreichen. Mit zwei Stimmen Mehrheit hat die Gruppe SPD-Grüne-Linke das abgeschmettert. Die Diskussion verlief turbulent, Karin Lüppen war dabei.
Ähnliche Artikel