Internationaler Tag des Kusses Oh, wie schön ist Küssen!

| | 06.07.2023 06:24 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Zwei Menschen küssen sich: Am 6. Juli ist internationaler Tag des Kusses. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Zwei Menschen küssen sich: Am 6. Juli ist internationaler Tag des Kusses. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Artikel teilen:

Küssen macht Spaß, ist gesund und gehört zu den Ritualen der Menschheit. Zum Tag des Kusses haben wir mit einem Standesbeamten und einer Paartherapeutin über das Thema gesprochen.

Ostfriesland - Am 6. Juli ist internationaler Tag des Kusses. Ein Schmatzer auf die Wange zur Begrüßung zwischen Freunden, ein liebevoller Kuss der Mutter auf die Stirn ihres Kindes oder ein leidenschaftlicher Zungenkuss zwischen Liebenden. Für die Franzosen gehört „faire la bise“ zum guten Ton einer Begrüßung dazu. Kunst und Literatur sind voll mit Küssen und auch in Politik und Religion wird geknutscht: der sozialistische Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker wurde zum Symbol der Kommunistischen Internationalen, Papst Johannes Paul II. küsste beim Betreten eines neuen Staates stets den Boden, um das Land zu segnen.

Was und warum

Darum geht es: die Besonderheiten des Küssens

Vor allem interessant für: alle, die gern küssen und sich für menschliche Beziehungen interessieren

Deshalb berichten wir: Am 6. Juli ist internationaler Tag des Kusses.

Die Autorin erreichen Sie unter: h.weiden@zgo.de

Ein Kuss kann viele Funktionen haben und etliche Dinge bewirken, sagt Sabine Gruhlke. Als Heilpraktikerin bietet sie in Wiesmoor neben Psychotherapie auch Paar- und Sexualberatungen an. „Der Kuss ist natürlich eine riesen Sache“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Für Paare sei die Berührung der Lippen eine Art Bekenntnis - nicht umsonst würden dadurch schließlich Ehen besiegelt.

Der sozialistische Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker ist eines der beliebtesten Fotomotive auf den Überresten der Berliner Mauer. Foto: Pixabay
Der sozialistische Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker ist eines der beliebtesten Fotomotive auf den Überresten der Berliner Mauer. Foto: Pixabay

Kuss oft Höhepunkt einer Trauung

Während seiner 23 Jahre als Standesbeamter hat Stefan Homeier in Leer schon über 2000 Hochzeiten begleitet - und mindestens genauso viele Küsse gesehen. Ob er sich zum Tag des Kusses an einen ganz besonderen Moment erinnern kann? „Erst neulich hatten wir eine ganz emotionale Trauung“, sagt er. Das Brautpaar hatte einen 2-jährigen Sohn und auch die Trauzeugin war in Begleitung ihrer kleinen Tochter. Als die Eltern sich dann nach dem Ja-Wort küssen sollten, ergriff der Sohn seine Chance: „Er hat einen Kussmund gemacht und wollte die Tochter der Trauzeugin küssen“, sagt Homeier. Zum Kuss kam es dann aber nicht, denn die Tochter der Trauzeugin war etwas schüchtern. Seinen Eltern hat der Sohn dadurch aber fast die Show gestohlen.

Geküsst wird nicht nur in romantischen Beziehungen. Auch Eltern geben ihren Kindern oft liebevolle Küsse. Foto: Pixabay
Geküsst wird nicht nur in romantischen Beziehungen. Auch Eltern geben ihren Kindern oft liebevolle Küsse. Foto: Pixabay

Diese Momente sind für den Beamten auch nach all den Jahren noch immer sehr emotional. Die aufgebaute Spannung während der Trauung entlade sich oft im Kuss - dort werde den Paaren dann meist so richtig bewusst, dass sie nun verheiratet sind. „Da laufen nicht selten sowohl bei Männern, als auch bei Frauen die Tränen.“ Auch die Standesbeamten verdrückten dann ab und an mal ein Tränchen - „das hängt bei uns natürlich von der Tagesform ab, ist aber auch nach all den Jahren für keinen von uns Routine“, sagt Homeier.

Küssen setzt Glücks- und Bindungshormon frei

Zu Sabine Gruhlke kommen anders als zu Stefan Homeier vor allem Paare, bei denen es kriselt. Nicht selten falle in den Sitzungen der Satz: „Er küsst mich ja nicht mal mehr zum Abschied.“ Auch, wer sich in (Liebes-) Beziehungen nicht (mehr) küsse, mache so sinnbildlich eine Art Lippenbekenntnis. Denn der Kuss ist für viele Menschen das Symbol der körperlichen Nähe und Zuneigung, erklärt die Expertin. Fehlten die Küsse, bliebe das Bedürfnis nach dieser Nähe und Zuneigung, das die meisten Menschen empfinden, unbefriedigt.

Küssen macht aber nicht nur Spaß, sondern ist auch gesund: „Wenn man sich 20 Sekunden umarmt und küsst, wird der neurobiologische Botenstoff Oxytocin freigesetzt. Das ist eine Art Glücks- und Bindungshormon“, sagt Sabine Gruhlke. Laut Apotheken-Rundschau fördert es bei körperlicher Nähe - besonders beim Sex - das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen zwei Menschen. Entsteht aus dem Liebesspiel ein Kind, hilft das Hormon der Frau bei der Geburt: Oxytocin leitet die Wehen ein, stimuliert die Milchproduktion und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Außerdem hilft Oxytocin Frauen wie Männern bei Stress- und Angstempfinden, depressiven Stimmungen und Angststörungen. „Beim Küssen riecht man sich ja auch, was ebenfalls körperliche Reaktionen auslöst“, sagt die Therapeutin.

Paaren, denen die körperliche Nähe fehlt, empfiehlt Gruhlke, den Kuss wieder zum Ritual zu machen: das können die klassischen Abschieds- oder Gute-Nacht-Küsse sein. „Es ist ganz wertvoll, wenn man sich diese Rituale bewahrt.“

Ähnliche Artikel