Vertikal Gärtnern So wächst das Gemüse auch an der Hauswand
Wer nicht so viel Platz hat oder jeden vorhandenen Zentimeter begrünen möchte, kann auch in die Höhe gärtnern. Vertikal-Garten nennt sich der Trend. Wir erklären, wie das geht.
Ostfriesland - Je mehr Grün, desto besser - und wenn kein Platz für Pflanzen jeder Art ist, dann gärtnert man eben in der Vertikalen. Heißt: in die Höhe. Das geht im Haus. Ein prominentes Beispiel ist in Emden wohl der Hingucker im Eingangsbereich des Stadtwerke-Kundencenters an der Pottgießerstraße. Eine Wand ist dort mit lebendem Moos bedeckt, das sich selbst aus der Luft mit Nährstoffen sowie Feuchtigkeit versorgt und zugleich die Raumluft verbessert. Die Mooswand ist pflegeleicht und muss nach Angaben der Stadtwerke nur einmal jährlich befeuchtet werden.
Was und warum
Darum geht es: Möglichkeiten, um den Garten, den Balkon oder die Terrasse noch besser zu nutzen und grüner zu gestalten
Vor allem interessant für: Umweltfans, Gemüseliebhaber, Insektenfreunde
Deshalb berichten wir: Das vertikale Gärtnern ist schon länger ein Trend in Großstädten, wo man sich häufig auf kleinem Raum gärtnerisch entfalten muss. Aber auch für Ostfriesland bietet es sich an, denn: Jedes bisschen Grün hilft Mensch und Tier. Die Autorin erreichen Sie unter: m.hanssen@zgo.de
Das vertikale Bepflanzen geht aber natürlich auch im Garten. Dabei muss man sich gar nicht auf Efeu und Blumenspaliere beschränken. In der Vertikalen wächst fast alles: auch Kräuter, Gemüse, Blumen, Farne, Sträucher und andere Grünpflanzen, erklärt Fred Meiners vom Wiesmoor Blumencenter auf Nachfrage. „Es gibt mehr als genug Möglichkeiten.“ Allein im Kletterpflanzen-Bereich ist die Auswahl groß, sagt Denis Ehlers von der Baumschule Ehlers aus Westerstede. Sie hat sich auf diese Pflanzen spezialisiert. Die schön blühende Clematis oder Beerenobst und Weinreben begrünen die Vertikale und können eine süße Ernte bescheren. Für jeden Standort gibt es die richtige Pflanze, sagt er. Ihre Pflanzen sind alle mehrjährig - das heißt, man muss nicht jedes Jahr neu pflanzen. Und: Schon ein bisschen Grün kann eine große Hilfe für Insekten und andere Tiere sein.
Wie kann der vertikale Garten aussehen?
Der Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Außer Schling- und Kletterpflanzen, die sich in die Vertikale ausdehnen und in der Breite nicht viel Platz brauchen, kann man bei allen anderen Pflanzen sozusagen künstlich nachhelfen. Das Internet ist voll Tipps.
Kurios: Vor Ort scheint der Trend noch nicht so richtig angekommen zu sein. Ebenso wie im Ökowerk in Emden geht es auch im Park der Gärten in Bad Zwischenahn bislang eher um das Thema Fassadenbegrünung im „klassischen“ Sinne. Ein Sprecher erklärt aber, dass bis 2025 ein klimagerechter Mustergarten entstehen soll, bei dem das vertikale Gärtnern eine größere Rolle spielen soll.
Was kann man bepflanzen?
Sehr beliebt für die Gestaltung ist laut dem Online-Ratgeber Utopia.de beispielsweise eine Lösung mit Europaletten. Die bekommt man beim Baumarkt oder sie sind vielleicht nach einer Baumaßnahme noch übrig. Man kann zum einen Blumentöpfe dort einhaken und einsetzen. Zum anderen kann man an der Unterseite der Palette in die schon vorhandenen sechs Aussparungen Teichfolie legen und mit einem Tacker befestigen. Wichtig: Kleine Löcher müssen unten in die Folie, damit keine Staunässe entsteht. Nach unten sollte man Pflanzen setzen, die mit mehr Wasser zurechtkommen, denn das wird von oben heruntertröpfeln. Gut befestigt, kann man Paletten auch übereinander befestigen und so eine blühende Wand schaffen.
Eine alte Leiter kann ebenfalls zum Einhängen und Abstellen von Blumentöpfen herhalten. In alte Taschen kann man Blumentöpfe stellen und diese aufhängen. Für ein Balkongeländer oder einen Zaun gibt es unterschiedlichste Varianten, um dort Töpfe oder Pflanztaschen zu befestigen. Man kann auch Pflanzen wie etwa Sukkulenten in Bilderrahmen setzen, die man an die Wand hängt. Wichtig, damit die Pflanzen nicht rausfallen: Ein Kaninchendraht wird von hinten an den Rahmen getackert, dann baut man von hinten noch einen Kasten an, damit die Pflanzen etwas mehr Platz haben. Hinein kommt eine Schicht Moos, dann Erde und abschließend eine Holzrückwand. Die Sukkulenten fummelt man dann von vorne durchs Kaninchendraht.
Welche Pflanzen kann ich verwenden?
Das ist natürlich immer auch abhängig vom Standort. Für einen kleinen Naschgarten in der Vertikalen kann man unter anderem Radieschen pflanzen, die mögen es sonnig und luftig. Mangold, Pflücksalat, Kohlrabi und Spinat mögen es sonnig bis halbschattig. Erdbeeren bevorzugen einen sonnigen und windgeschützten Standort. Bei den Kräutern gibt es viele „Sonnenanbeter“ wie etwa Oregano, Rosmarin, Thymian, Majoran, Salbei und Lavendel, an denen sich viele Insekten erfreuen - und jede menschliche Mahlzeit wird dadurch vielseitiger. Petersilie fühlt sich - ebenso wie Dill, Schnittlauch, Liebstöckel, Minze, Melisse, Brunnenkresse und Kerbel - im Schatten wohl.
Clematis, Wisterie, Kletterrose, Moose, Farne und Gräser, Kletterpflanzen, Sukkulenten und Glockenblume: Auch bei der Blütenpracht sind kaum Grenzen gesetzt. Wer drinnen eine Pflanzenwand schaffen will, der wählt Sukkulenten, Tillandsien, Efeutute, Farne und Gräser oder eine Erbsenpflanze.
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