Ehrenamt Rentnergang sorgt dafür, dass sich Suurhusen von schönster Seite zeigt
Erst vor kurzem haben die Senioren das Dorfgemeinschaftshaus verschönert. An eine Sommerpause ist für die Ehrenamtlichen aber nicht zu denken.
Suurhusen - Täglich kommen während der Sommermonate zwei volle Reisebusse und seit einigen Jahren auch jede Menge Fahrradfahrer nach Suurhusen, um sich den (einst) schiefsten Kirchturm der Welt anzusehen. Damit die Gäste auch einen guten Eindruck vom Ort bekommen, sorgen Gerd Müller und seine „Rentnergang“ einmal wöchentlich für Ordnung. Ihr Motto dabei: Nicht so viel reden, sondern anpacken.
Erst kürzlich haben sie so „ihre“ alte Schule renoviert - von Innen und von Außen. Viele der ehrenamtlichen Mitglieder sind damals nämlich selber in dem Gebäude im Suurhuser Ortskern zur Schule gegangen. Heute befindet sich dort das Dorfgemeinschaftshaus. Es wird von den einigen Suurhuser Vereinen genutzt. Außerdem kann man es für Geburtstage, Trauerfeiern oder andere Veranstaltungen mieten.
Dorfgemeinschaftshaus verschönert
Die Rentnergang besteht aktuell aus zehn Mitgliedern. „Wir haben uns vor etwa 18 Jahren gegründet“, sagt Gerd Müller, der seit Tag eins mit dabei ist. Das festgesteckte Ziel: Ihren Ort Suurhusen verschönern und bewahren. „Wir wollen ehrenamtlich etwas für das Dorf tun und gleichzeitig das Miteinander pflegen“, sagt Gerd Müller. Dabei pflegen sie etwa den Friedhof bei der Kirche, pflanzen Blumen im Ort, bringen Fahrradständer oder Schilder an. Dabei werden sie finanziell und materiell bei ihren Projekten durch die Gemeinde und Firmen im Ort unterstützt. „Es macht Spaß, dass wir so frei und selbstständig miteinander arbeiten können“, sagt Müller.
Noch vor Corona hatte sich die Rentnergang vorgenommen, das Dorfgemeinschaftshaus zu sanieren oder „umfangreich aufzuhübschen“, wie Gerd Müller sagt. Im Inneren wurden die Wände gestrichen und mit Fotos aus Suurhusen versehen, im Außenbereich Beete neu angelegt, Türen und Mauersockel neu gestrichen. Dabei stellten die Senioren fest, dass das Mauerwerk des älteren Gebäudeteils wohl grundsaniert werden muss - das ist dann aber Aufgabe einer Fachfirma.
Erinnerung an alte Zeiten
Die alte Schule in Suurhusen gehört zu den ältesten Schulgebäuden in der Region. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Schule 1637 - damals muss sie aber wohl schon älter gewesen sein, da von einer „älteren Schule“ die Rede war. Das heutige Gebäude wurde 1732 gebaut und in den Folgejahren immer mal wieder erweitert oder umgebaut. In den 1950er und 1960er Jahren hat es in der Schule zwei bis drei Klassen gegeben: eine mit den Erst- und Zweitklässlern, eine mit den Dritt- und Viertklässlern und später dann auch eine für die Siebt- und Achtklässler, sagt Gerd Müller.
Beim Werkeln in dem Gebäude haben sich die Ehrenamtlichen gerne an ihre eigene Schulzeit zurückerinnert. „Da fiel öfter mal der Satz ‚weißt du noch ...?‘“, sagt Gerd Müller. Die Kinder hätten damals gerne Fußball auf dem Schulhof gespielt, wobei auch die ein oder andere Fensterscheibe zu Bruch gegangen war. „Dann verbrachte der Lehrer am nächsten Tag die erste viertel Stunde des Unterrichts mit der Suche nach den Schuldigen. Und dann gabs Ärger, meistens mit dem Stock“, sagt Müller. Auch an das „Torfschleppen“ erinnert er sich noch gut. Als es im Herbst kälter wurde, wurde auf einer Kutsche Torf aus dem Moor zum Heizen geliefert. „Da mussten wir Kinder natürlich helfen.“ Heute würde man das wohl „dreckige harte Kinderarbeit“ nennen, sagt Müller.
Im November 1971 wurde die Suurhuser Volksschule geschlossen und die Kinder wurden dann in den umliegenden Schulen unterrichtet. „Wir haben damals dann als Jugendliche geholfen, das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus umzubauen.“ Die Rentnergang hat vergangenes Wochenende eine kleine Feierstunde veranstaltet und dazu auch ehemalige Schülerinnen und Schüler nach Suurhusen eingeladen, um ihnen die renovierte Schule zu präsentieren. „An die 150 Leute waren da, damit hätten wir niemals gerechnet. Es waren auch einige da, die wir Jahre lang nicht gesehen hatten“, sagt Gerd Müller. An eine Pause ist für die Rentnergang nach getaner Arbeit aber nun auch nicht zu denken. Nächste Woche wollen die Senioren einen Weg auf dem Friedhof pflastern. „Sommerferien gibt’s bei uns nicht“, sagt Müller.