Was Sie heute wissen müssen Illegaler Deal | Tote Rehe | Schlechter Nahverkehr
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Unser Justizsystem folgt festen Regeln. Und das ist auch notwendig, alles andere wäre Willkür und nicht Rechtsstaat. Umso unglaublicher, dass eine Verteidigerin im zweiten Wiesmoorer Drogenprozess gestern allen Ernstes versucht hat, einen Deal direkt mit dem Richter zu vereinbaren, ohne Staatsanwaltschaft. „Das wäre eine illegale Verständigung“, stellte Richter Bastian Witte allerdings sofort klar – und gab zu Protokoll, dass sich die 2. Große Strafkammer darauf nicht einlassen werde. Angeklagt sind zwei Männer, die in einem ehemaligen Bauernhaus fast 45 Kilo Cannabis verpackt haben sollen. Während sich die Verteidigung für ein Geständnis eine Haftstrafe von einem Jahr oder wenig mehr erwartet, fordert die Staatsanwaltschaft wenigstens dreieinhalb Jahre. Daniel Noglik berichtet.
Um Verbrechen geht es auch in der Recherche von Vera Vogt. Thema ist das dreitägige Volksfest rund um die „Nacht von Winschoten“. Es hätte auch in diesem Jahr ein Besuchermagnet werden sollen. Viele Rheiderländer, aber auch Besucher aus ganz Ostfriesland und dem Emsland, fahren eigentlich dafür über die Grenze. Dann aber wurde der nächtliche Teil der Sause von der Gemeinde abgesagt - nach Hinweisen von Polizei und Staatsanwaltschaft. Laut Dagblad van het Noorden hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass kriminelle Gruppen bei der Veranstaltung die Konfrontation suchen würden. Zuvor hatte es Schüsse auf Wohnhäuser und einen Friseursalon gegeben und eine Explosion bei einem Schönheitssalon. Was ist los bei unseren Nachbarn?
Neue Erkenntnisse über die Brandstifter im Van-Ameren-Bad in Emden gibt es noch nicht, aber die Betreiber des Bürgerbads starten nun wieder voll durch. Auch wenn am Tag sieben nach dem Brand in dem Freibad an der Kesselschleuse nichts mehr so ist, wie es einmal war, schreibt Heiko Müller. Der Optimismus, der Teamgeist und der Tatendrang der Bürgerinnen und Bürger, die das Bad betreiben und unterhalten, sind ungebrochen. Es geht bald wieder los. Freiwillige reinigen und reparieren, und Container werden aufgebaut. Zum Optimismus beigetragen hat auch die große Solidarität, die überall in der Stadt spürbar ist. „Eine Welle der Unterstützung hat uns durch die Woche getragen“, sagt Vereinssprecherin Nina Hoffmann.
Nicht nur das Freibad ist eine Baustelle, auch sonst wird in Ostfriesland derzeit viel gebaut, ober- wie unterirdisch. Tatsächlich sind die größten Baustellen der Energiewende gewidmet, zum Beispiel kilometerlange Baustellenwege aus Baggermatten durch den Landkreis Aurich. Hinter dem Namen „BorWin5 Landtrasse“ verbirgt sich ein Projekt des Netzbetreibers Tennet. In den Windparks in der Nordsee produzierter Windstrom wird über das unterirdische Kabel von Hilgenriedersiel bis Cloppenburg transportiert. Weitere ähnliche Projekte werden folgen. „Ostfriesland wird zu einer wichtigen Energiedrehscheibe“, sagt ein Tennet-Sprecher. Nicole Böning hat sich auf der Baustelle umgesehen.
Die Nordsee ist Heimat der Seehunde. Für sie ist gerade die wichtigste Zeit des Jahres. Die Geburtensaison im Wattenmeer ist voll im Gang. Von ihren Müttern getrennte Jungtiere werden unter anderem in der Seehundstation in Norddeich aufgepäppelt. 111 junge Seehunde sind dort gerade in der Aufzucht. Anfang August sollen die ersten von ihnen ausgewildert werden. Um auf die mindestens 25 Kilogramm Auswilderungsgewicht zu kommen, braucht es viel Zuwendung der menschlichen Pfleger, die die Seehund-Mütter ersetzen müssen. Die geschwächten Seehundbabys werden zunächst über einen weichen Silikonschlauch mit einer Lachsemulsion als Muttermilchersatz gefüttert. Acht Tage nach der Aufnahme gibt es dann den ersten ganzen Hering.
Ein ganz anderes Forschungsprogramm haben Christian von Hörmann, Zoologe von der Uni Würzburg, und seine Wissenschaftlerkollegen. Es geht um Aas, um tote Tiere. In allen 16 deutschen Nationalparks wird untersucht, welche Tiere und andere Lebewesen von Kadavern leben. Gruselig? Ja, irgendwie schon. Im Wattenmeer werden über einen Zeitraum von drei Jahren jährlich acht natürlich verendete oder bei Wildunfällen gestorbene Rehe auf den Flächen der Schutzgebiete ausgelegt. Gänsegeier wie im Bayerischen Wald wird es im Wattenmeer mutmaßlich nicht geben. Imke Oltmanns über ein spannendes Forschungsprojekt.
Keine Frage des Wissens, sondern des Geldes ist der Zustand des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Ostfriesland. Kurzum, er ist ziemlich erbärmlich. Und wenn es von diesem Begriff eine Steigerung gäbe, dann träfe sie auf den Landkreis Leer zu. Das hat kürzlich auch eine Studie des Bundesinstituts für Stadt-, Bau- und Raumforschung bestätigt. So schlimm sieht es Landrat Matthias Groote (natürlich) nicht, und er verspricht im Interview mit Karin Lüppen auch viele Verbesserungen. Zudem setzt der SPD-Politiker auf technischen Fortschritt: „Ich glaube, in zehn Jahren werden wir die ersten autonomen Fahrzeuge haben; manchenorts fahren die ja schon. Dadurch werden Möglichkeiten geschaffen, ohne eigenen Pkw mobil zu bleiben.“
Lever Böhmi, lever Olli. Ik maak dat vandaag eben up Platt, wiel wi in Oostfreesland ja de hele Dag Platt proten. Sie verstehen das sicher ganz genau, ich ehrlich gesagt nicht. Unsere Videochefin Jutta Martens lädt die beiden Komiker Jan Böhmermann und Olli Schulz nach Pewsum ein - mit einem Video auf Platt. Dass Jutta die Sprache wirklich beherrscht, zeigt sie mit vielen Redewendungen. Für Böhmi und Olli (und auch für mich) ist das Video übrigens untertitelt. Aber schauen Sie sich es doch selber an.
Was heute wichtig wird:
- Die Möörkenschule in Leer-Loga hat dank des Fördervereins einen neuen Soccer- und Basketball-Platz. Die Schüler freut es, die Anwohner nicht, wie eine von ihnen Katja Miecarek erzählt.
- Der niederländische Botschafter ist zusammen mit Gitta Connemann in Neuschanz unterwegs und spricht über die Grenzregion. Ob sich die aktuelle Regierungskrise darauf auswirkt, fragt Nikola Nording.
- Nicole Böning unterhält sich mit Dr. Henry Knobbe-Eschen, Vorsitzender des Enercon-Betriebsrates, über die Veränderungen im Unternehmen und was es mit den versprochenen Lohnerhöhungen auf sich hat.
- Diesen Donnerstag soll das Urteil im Prozess nach dem Horrorunfall auf der B210 in Jever fallen. Drei Männer starben. Angeklagt ist ein 58-Jähriger aus Friesland. Imke Oltmanns berichtet.
- In einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt in Großefehn wohnen alte und junge Menschen unter einem Dach. Wie gut funktioniert das Zusammenleben? Gabriele Boschbach fragt nach.
- Otto Waalkes ist seiner Heimatstadt Emden sehr verbunden. Überall finden sich seine Spuren. Anlässlich seines 75. Geburtstags am Samstag geht Mona Hanssen auf die Suche.
- Am Dienstag wurde die Emder Paddel- und Pedalstation an den Wallanlagen von der AG Ems an den neuen Betreiber übergeben. Nora Kraft kennt die Details.
- Klassische Reiseführer sind so was von gestern: Was hat Künstliche Intelligenz zur Krummhörn zu sagen? Hannah Weiden hat sich mit dem Programm Chat GPT „unterhalten“.