Zusammenarbeit zwischen Ostfriesland und Niederlande In den Niederlanden zum Facharzt? Schwierig

| | 20.07.2023 19:19 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Einfach in den Niederlanden zum Arzt gehen, ist aus bürokratischer Gründen nicht so leicht. Foto: Soeren Stache/dpa
Einfach in den Niederlanden zum Arzt gehen, ist aus bürokratischer Gründen nicht so leicht. Foto: Soeren Stache/dpa
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Die Fahrt in die Niederlande ist vergleichsweise kurz. Warum also nicht dort einen Arzt aufsuchen, wenn es schnell gehen soll. Gar nicht so einfach, sagen Fachleute der Ems-Dollart-Region.

Bad Neuschanz - Die Suche nach einem Arzt kann mühsam sein. Lange Wartezeiten, volle Terminpläne oder ein Stopp bei der Annahme von Neu-Patienten sind eher die Regel als die Ausnahme. Warum also nicht einfach in der Grenzregion fragen, ob die Ärzte in Winschoten oder Groningen noch Plätze frei haben? Derzeit ist das nicht ohne Weiteres möglich, erklärt Ilona Heijen, Interreg-Geschäftsführerin bei der Ems-Dollart-Region, bei einem Termin mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann und dem niederländischen Botschafter in Berlin, Ronald van Roeden. Beim Besuch des Botschafters informierten Experten aus dem Gesundheitssektor über verschiedene Projekte aus der Grenzregion.

Was und warum

Darum geht es: Der Besuch beim Facharzt in den Niederlanden ist für Deutsche nicht ohne Weiteres möglich. Die Politik versucht, daran etwas zu ändern.

Vor allem interessant für: Menschen, die nah an der Grenze leben und zum Arzt müssen

Deshalb berichten wir: Der niederländische Botschafter war zu Besuch bei der EDR in Bad Neuschanz.

Die Autorin erreichen Sie unter: n.nording@zgo.de

Zwar gebe es eine Richtlinie der Europäischen Union, die besage, dass alle EU-Bürgerinnen und Bürger das Recht hätten, sich behandeln zu lassen, wo sie möchten. In der Praxis sieht das allerdings anders aus. Der Knackpunkt sind die Krankenkassen: „Bevor man zu einem niederländischen Arzt geht, raten wir, unbedingt mit seiner Krankenkasse zu sprechen“, sagt Heijen. Es gebe mittlerweile einige wenige Krankenkassen, die grenzübergreifende Vereinbarungen getroffen hätten, beim Großteil ist das nicht der Fall.

Fachleute, Politiker und Experten trafen sich auf Einladung von Gitta Connemann (Mitte, rechts) mit dem niederländischen Botschafter Ronald van Roeden (Mitte, links) in Bad Neuschanz. Foto: Nording
Fachleute, Politiker und Experten trafen sich auf Einladung von Gitta Connemann (Mitte, rechts) mit dem niederländischen Botschafter Ronald van Roeden (Mitte, links) in Bad Neuschanz. Foto: Nording

Das berichteten auch Prof. Dr. Djordije Lasuovic und Prof. Dr. Lars Schwettmann von der Universität Oldenburg. In ihrer Arbeit untersuchen sie die regionalen Unterschiede in der Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze. Und stoßen dabei auf strukturelle Vorteile und Hindernisse. „Wir haben zum Beispiel bei Patienten die Erfahrung gemacht, dass die deutschen Patienten, die nach einer Operation einige Reha-Maßnahmen durchlaufen, schneller und gesünder ins Berufsleben zurückkehren. In den Niederlanden sind solche Reha-Maßnahmen nicht üblich“, sagt Lasuovic. Andersrum sei es nicht möglich gewesen, eine sehr spezielle kleine Gruppe von Menschen mit Bluterkrankheit in den Niederlanden operieren zu lassen, weil die Krankenkassen die Kosten für den Auslandsaufenthalt nicht übernahmen. Die muss ein Patient der gesetzlichen Krankenversicherung im Zweifel selbst zahlen.

Bürokratie hindert

Genau an diesen strukturellen Hindernissen müsse man ansetzen. „Ich kann zum Beispiel einen Kontakt zum Bundesausschuss Gesundheit herstellen. Die sind offen für neue Ideen“, sagte Connemann. Natürlich könne man Gespräche mit den einzelnen Krankenkassen ansprechen und Veränderungen anstoßen. Eine strukturelle Veränderung auf Bundesebene wäre allerdings wünschenswert. Die Änderung des Gesundheitssystems ist allerdings eine Mammutaufgabe.

Hilfreich sind die Erfahrungen und der Wissensschatz aus den Grenzregionen dennoch. Man könne das Beste voneinander Lernen. Daher wolle Botschafter van Roeden der künftigen niederländischen Regierung empfehlen, die Grenznetzwerke in politische Entscheidungen stärker einzubeziehen. Bisher werde eher auf Länderebene gesprochen. Doch gerade die Vertreter der Grenzregionen könnten wichtige Impulse geben.

Während es bei der Behandlungsfreiheit noch „dicke Bretter zu bohren gebe“, sagt Interreg-Geschäftsführerin Heijen, sei das im Notfall allerdings ganz anders. Unfallopfer aus Ostfriesland werden schon heute nach Groningen geflogen. „Das passiert im Rahmen der Nothilfe“, sagt Heijen.

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