Preisverleihung für Engagement in Emden Darum setzen sich diese jungen Leute für das Ehrenamt ein
Zum ersten Mal hat die Stadt Emden einen Ehrenamtspreis für junge Menschen verliehen. Wir haben mit den drei Preisträgern über ihre Motivation für ihre ehrenamtliche Arbeit gesprochen.
Emden - Rund 29 Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich in Deutschland – ob im Sport, in Kultur und Bildung, in Umweltprojekten, in der Nachbarschaftshilfe, in der Kommunalpolitik, bei der Feuerwehr oder in Hilfsorganisationen – ohne die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre unser gesellschaftliches Zusammenleben kaum vorstellbar.
Einige von ihnen entdecken ihre Leidenschaft für das Ehrenamt bereits im Jugendalter. Die Stadt Emden hat in diesem Jahr nun das erste Mal junge Ehrenamtliche mit einem Preis gewürdigt. Mit dem „Ehrensache - Emder Preis für junges Engagement“ wurden kürzlich Jannik Vogler (16 Jahre), Jan-Aiko van Hove (25) und Dursun Tüfekci (26) geehrt. Eine zehnköpfige Jury wählte die drei unter mehr als 40 Nominierten aus. Der Preis wird von der Freiwilligenagentur der Stadt Emden in Kooperation mit dem Stadtsportbund und der Sparkasse Emden organisiert.
Nominierte in geheimer Wahl bewertet
„Alle, ob Preisträger oder Nominierte, arbeiten mit großem Eifer für ihren Verein oder ihre Institution, setzen sich für andere ein, stehen für Menschlichkeit, Toleranz und Teamarbeit. Im Rummel des Rathauses erhielten sie als Dank und Anerkennung für ihr Engagement eine Urkunde und einen Stadtgutschein. Die Preisträger konnten sich zusätzlich über 500 Euro für ihren Verein beziehungsweise ihre Organisation freuen“, schreibt die Stadt Emden.
Insgesamt gab es laut Stadtsprecherin Theda Eilers 43 Bewerberinnen und Bewerber – davon 23 männliche und 20 weibliche. Dass jetzt drei junge Männer geehrt wurden, ist Zufall, denn: Die Nominierten wurden laut Eilers in einer geheimen Wahl bewertet. Die Jury bestand unter anderem aus Vertretern des Stadtsportbunds, der Sponsoren, der Verwaltung und dem Jugendparlament. „Grundlegend für die Bewertungen war ein Kriterienkatalog mit diversen Aspekten, wie zum Beispiel Umfang und Dauer des Engagements, Verantwortung, Erfolge und Leistungen“, sagt Eilers auf Nachfrage. Sollte die „Ehrensache“ auch im kommenden Jahr verliehen werden, könne es also genau so möglich sein, dass drei Bewerberinnen am besten bewertet würden.
Wir haben die Preisträger gesprochen und wollten wissen, wie ihr Weg ins Ehrenamt aussah und warum ihrer Meinung nach das Engagement junger Menschen wichtig ist.
Jannik Vogler (16)
Jugendparlament
Wie kam es dazu, dass du dich ehrenamtlich engagierst?
Ich war durch meine Eltern im Emder Kanu Club schon relativ schnell im Vereinsleben integriert und hatte dabei immer Spaß beim Helfen. Als ich dann mit dem Konfirmandenunterricht begonnen hatte, habe ich so richtig meine Begeisterung am Helfen und Organisieren gefunden. Durch Corona bin ich dann allerdings in ein kleines Loch gefallen – ich habe gar nichts gemacht und Verein und Gemeinde vernachlässigt. Durch einen Freund aus der Schule (Malte Kröger-Vodde) bin ich dann auf das Jugendparlament gekommen und konnte schnell merken, dass dieses genau das richtige für mich ist. Mit Malte habe ich dann im Laufe der Zeit immer mehr Verantwortung im Jugendparlament und in der Schule übernommen.
Warum ist ehrenamtliches Engagement wichtig?
Ohne Ehrenamt würde vieles, was wir in unserer Gesellschaft als normal betrachten, nicht möglich sein. Sei es das Fußballtraining für Kinder, der Rettungsdienst und die Feuerwehr oder auch die Politik.
Warum sollten sich insbesondere junge Menschen für das Ehrenamt einsetzen?
Ehrenamt kann jede Generation und ist nicht nur für Rentner mit zu viel Freizeit eine Option. Gerade Vereine und die Politik leben davon, dass Menschen unterschiedlichen Alters zusammenarbeiten. Gerade wir jungen Menschen haben hierbei besonders viele Möglichkeiten. Viele Vereine suchen schon seit Jahren nach Nachwuchs. Hier sind aber auch die älteren Mitglieder gefordert. Sie müssen uns unterstützen, aber auch Verantwortung überlassen. Ehrenamt macht Spaß, erfüllt und erlaubt einem über sich hinauszuwachsen.
Jan-Aiko van Hove (25)
Emder Laufgemeinschaft
Wie kam es dazu, dass du dich ehrenamtlich engagierst?
Ich gebe mit Erfüllung etwas dessen zurück, was ich seinerzeit vom Verein erhalten habe. Seitdem ich 2009 in die Emder Laufgemeinschaft eingetreten bin, habe ich vielerlei Unterstützung von Vereinsmitgliedern erfahren. Es war selbstverständlich, dass ich als Kind, beziehungsweise Jugendlicher, von erwachsenen Vereinskameraden und Vereinskameradinnen kostenfrei und inklusive derer Betreuung und Verantwortungsübernahme zu sämtlichen Laufveranstaltungen (unter anderem Hamburger Alsterlauf und Berliner Halbmarathon) mitgenommen wurde. In den ersten Jahren waren das jährlich zwischen 20 und 30 Teilnahmen. Der Laufsport hat mich schon in der frühen Kindheit begeistert, was zum Beispiel deutlich wurde, als ich fünf Jahre zuvor, 2004, einmal am Matjeslauf-Tag von meiner Mutter und meinen Großeltern – kurz vor einem Anruf bei der Polizei – vermisst wurde, obwohl ich völlig friedlich, konzentriert und interessiert, am Matjeslauf-Absperr-Gitter stehend, allen Läufern zugesehen habe. In Komposition mit dem beschriebenen Halt durch vertrauenswürdige Lauf- und Lebensvorbilder im Verein konnte ich nach Teilnahme am Laufanfängerkurs 2009 mit zwölf Jahren etwa zwölf Kilogramm abnehmen und im weiteren Verlauf sogar kleinere sportliche Erfolge wie Siege bei hiesigen Veranstaltungen erreichen. Ohne den Verein hätte ich das nicht geschafft.
Warum ist ehrenamtliches Engagement wichtig?
Ohne Ehrenamt wäre das menschliche Treiben in höherem Ausmaß existenziell oder kommerziell motiviert und weniger kooperativ. Dies wäre besonders für die aktuelle Leistungsgesellschaft kein schönes Szenario. Ehrenamt ermöglicht oftmals die gemeinsame Entfaltung von Leidenschaft und dem Herzblut einzelner Akteure. Aus diesem „exothermen“ Prozess entstehen dann häufig gesamtgesellschaftlich positive und wertvolle Erinnerungsmomente des Lebens in Gemeinschaft, fernab von einem kommerziellen Fokus. Man bekommt also ebenso wie bei der exothermen Reaktion mehr Energie raus, als man Aktivierungsenergie hinein gesteckt hat. Oftmals schafft es Ehrenamt, Austausche und Ideen zu triggern, welche im hoffentlich ebenso erfüllenden Beruf aufgrund des dort anderen Rahmens nicht getriggert werden können.
Warum sollten sich insbesondere junge Menschen für das Ehrenamt einsetzen?
Leidenschaft schafft Gutes. Gutes ist nicht nur Geld. Von Gutem sollte die Zukunft gekennzeichnet sein. Junge Menschen sind die Zukunft.
Dursun Tüfekci (26)
Türkisch-Islamische Gemeinde zu Emden, Integrationsrat der Stadt Emden, Niedersächsischer Integrationsrat, Arbeiterkind.de
Wie kam es dazu, dass du dich ehrenamtlich engagierst?
Ich hatte das Gefühl, dass ich der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte. Schon während meiner Zeit auf der Hauptschule wollte ich mich schulisch und gesellschaftlich mehr einbringen. Ich war damals schon aktiv in der türkisch-islamischen Gemeinde, ging dort in den Unterricht und habe irgendwann geholfen, auch Veranstaltungen mit zu organisieren und dann kam der Integrationsrat dazu. Schulisch lief es gut, 2013 machte ich den Realschulabschluss und 2016 die Fachoberschulreife. Deutschland, das Land, in dem ich aufgewachsen bin, hat mir so viel ermöglicht und mir so viele Türen geöffnet. Dafür will ich mich dankbar zeigen, das ist mir während des Studiums noch einmal besonders wichtig geworden. Neben dem Integrationsrat kam dann der niedersächsische Integrationsrat hinzu. Das hat mir gefallen. Es hat mich gefreut, mich für Belange anderer einzusetzen. Zum Beispiel für Migranten, die vielleicht einen schwierigen Weg haben, ein Vermittler zwischen der eigenen und der deutschen Kultur zu sein.
Warum ist ehrenamtliches Engagement wichtig?
Ehrenamtliches Engagement ist für mich wichtig, weil Ehrenamt alles zusammen hält. Ehrenamt ist der Motor der Demokratie. Durch ehrenamtliche Arbeit kann so viel bewegt, so viel beeinflusst werden. Ehrenamtliche Arbeit läuft meistens im Hintergrund, das sieht man gar nicht. Da sind Menschen, die opfern ihre Zeit und ihre Energie dafür, sich für andere einzusetzen. Ich finde es wichtig, dass man ehrenamtliches Engagement wertschätzt. Ein Ehrenamt hat auch Vorteile für einen selber. Man knüpft so viele Kontakte. Es ist ein Vorteil, auch über den eigenen Verein hinaus in einem Netzwerk zu arbeiten. Es ist schön, dass man sich gegenseitig in den Ehrenämtern hilft.
Warum sollten sich insbesondere junge Menschen für ein Ehrenamt engagieren?
Weil ich finde, dass gerade junge Menschen die Energie und den Ehrgeiz haben, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Die haben einen frischen Elan, sehen Dinge optimistischer und gehen sie anders an. Die können damit etwas Neues bewegen. Jugendliche haben eine gewisse Leichtigkeit, mit der sie nicht alles so starr sehen. Junge Menschen sind perfekt für das Ehrenamt geeignet. Unsere Gesellschaft ist stark von Diversität geprägt, es kommen Menschen so vieler Nationalitäten zusammen. Junge Menschen aus anderen Ländern sind eine enorme Bereicherung, die müssen gesehen werden. Es hat enormes Potential, wenn junge Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenarbeiten.