Was Sie heute wissen müssen 1 mm Moor/Jahr | 75.000 für einen alten Kutter | 13 Grad im Hochsommer

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 26.07.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Große Teile Ostfrieslands konnten vor ein paar hundert Jahren nur deshalb urbar gemacht werden, weil die ausgedehnten Moore erst entwässert und dann abgetragen wurden. Mehrere Meter Moor mussten mancherorts weg, bis Landwirtschaft möglich war, mit leidlichem Erfolg. Jetzt - die Klimakrise zeigt uns unsere Grenzen auf - geht es wieder in die andere Richtung: Ehemalige Moore werden mit hohem Aufwand wiedervernässt, in der Hoffnung, dass sich erneut ein Hochmoor aufbaut und CO2 speichert. Manche Anwohner, beispielsweise am Ottermoor in Wiesmoor, sind davon gar nicht begeistert.

Anders am Ewigen Meer in Aurich-Tannenhausen. Dort arbeitet die Staatliche Moorverwaltung Weser-Ems schon seit Jahren im Stillen an der Wiedervernässung der einstigen Feuchtflächen. Dazu wird der (nährstoffreiche, weil gedüngte) Oberboden abgetragen, zurück bleibt der tiefschwarze blanke Moorboden. Torfmoose sollen hier wieder wachsen und die Böden zu natürlichen Kohlenstoffsenken machen. Ein Generationenwerk. Denn Moor wächst lediglich um einen Millimeter pro Jahr. Nicole Böning hat sich das Projekt vor Ort angesehen und mit Michael Diekamp gesprochen, seit gut einem Jahr Leiter der Staatlichen Moorverwaltung. Und sie erklärt auch, was die Renaturierung mit dem Tempolimit zu tun hat.

Bleiben wir beim Thema Klimaschutz. Selbst Touristen können nun an der Nordsee ihren Beitrag leisten. Wie? Durch eine raffinierte Marketingaktion der neu gegründeten Tourismusagentur Nordsee (Tano), in der sich viele touristisch geprägte Kommunen zusammengeschlossen haben. Interessenten können sich seit dieser Woche einen „Reisepass Nordsee“ kaufen, gültig zwischen Dollart und Elbmündung. Ähnlich wie im offiziellen Reisepass Visa anderer Staaten eingestempelt werden, lassen sich hier Stempel von Ausflugszielen sammeln. Eigentlich aber gibt das kleine blaue Büchlein einen Einblick in die Gefahren der Klimakrise für die Küste und was jeder von uns dagegen tun kann. „Es ist ein spielerischer Ansatz, um auf Klimafolgen hinzuweisen“, sagt Tano-Geschäftsführer Mario Schiefelbein im Gespräch mit Imke Oltmanns.

Bleiben wir auf dem Wasser. Wenn ein abgemeldetes Schrottauto irgendwo am Straßenrand oder auf einem öffentlichen Parkplatz steht, wird es mit ziemlicher Sicherheit nach ein paar Monaten von der Kommune entfernt. Bei maroden Booten, die im Leeraner Hafen liegen, ist das offenbar nicht so einfach. Zehn Jahre lang dauerte der Rechtsstreit wegen des gesunkenen Fischkutters „Sirius“. In zweiter Instanz wurde der frühere Eigentümer verurteilt, 75.000 Euro für die Bergung zu bezahlen, schreiben Katja Mielcarek und Michael Kierstein. Jetzt gibt es den nächsten Streitfall: eine Segeljacht, die schon seit Jahren in einer der Buchten auf der Nesseseite liegt.

Das Emder Van-Ameren-Bad war in den vergangenen beiden Wochen fast täglich Thema dieses Newsletters. Heute aber vermutlich zum vorerst letzten Mal (bis die Polizei verkündet, wer die Brandstifter waren): Gestern früh um 6 Uhr wurde provisorisch wiedereröffnet, die ersten 40 Frühschwimmer warteten schon vor der Tür. Mona Hanssen und OTV-Reporterin Stephanie Fäustel waren auch da.

Bis Ende August bin ich noch in Ostfriesland. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Abend eine Runde zu schwimmen. Gestern (und vorgestern) Abend klappte das nicht: Ich kehrte auf halber Strecke um, es regnete und die Temperatur fiel von 19 auf 13 Grad. Nein danke! Was man statt Baden bei Schietwetter machen kann, hat Vera Vogt zusammengetragen. Spannende Tipps für Familien und Urlauber. Mich trösten sie leider nicht über den entgangenen Badesee hinweg.

Mein Lieblings-Badesee ist in der Gemeinde Moormerland, okay, ganz am Rand. Trotzdem habe ich dort noch nie einen Polizisten gesehen. Das könnte seinen Grund darin haben, dass die Polizeiwache in der Gemeinde nicht mehr so gut besetzt ist wie bisher. Ortsbürgermeister Ingo Brinker ist deshalb sauer: „Es ist erschreckend, wie man die Präsenz der Polizeidienststelle in Warsingsfehn herunterfährt.“ Wie die Polizei das sieht, hat Karin Lüppen erfragt.

Personalnot ist im öffentlichen Dienst wie auch in der Privatwirtschaft ein bekanntes Phänomen. Im Fall der Auricher Stadtbaurätin geht es aber nicht um fehlende Bewerber. Alexandra Busch-Maaß ist seit rund drei Monaten krankgeschrieben. Für wie lang, weiß auch Bürgermeister Horst Feddermann nicht. Ihre Stelle ist eine Schlüsselstelle in der Verwaltung. Deshalb wurden ihre Aufgaben verteilt. Möglicherweise könne man jedoch keine neuen Projekte anfangen, sagt der Bürgermeister. Ob Busch-Maaß zurückkehrt, ist unklar. Laut Marion Luppen gab es Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.

Wenn Sie das nächste Mal an der Tankstelle ihr Auto aussaugen wollen, schauen Sie sich besser vorher um. Nicht, dass Sie es auch mit einem einschlägigen 60-Jährigen zu tun bekommen. Dem war der Lärm der Sauger zu groß, also legte er sich mit zwei Autofahrerinnen an, schrie sie an und riss einer der beiden den Sauger aus der Hand. Die Polizei ließ den Mann pusten. Ergebnis: 1,84 Promille.

Was heute wichtig wird:

  • Mehrere Leser haben uns darauf hingewiesen: Nicht nur bei der Eindämmung von Zigaretten, sondern auch bei Vapes und Alkohol seien die Niederländer weiter als wird. Vera Vogt fragt nach.
  • Das Beweidungsprojekt des Nabu in Nüttermoor steht weiter in der Kritik. An diesem Mittwoch laden die Naturschützer zur Pressekonferenz ein, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. Katja Mielcarek ist dabei.
  • Die IHK hat 27 Energie-Scouts ausgebildet. Sie sollen Unternehmen dabei unterstützen, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Klingt nach Alibi-Politik, oder? Gabriele Boschbach fragt nach.
  • Helmut Oske hat sich drei Windkraftanlagen aufs Dach bauen lassen. Es funktioniert aber keine von ihnen. War alles nur ein großer Nepp? Oske will andere vor dem Unternehmen warnen. Nicole Böning berichtet.
  • Die Hochschule Emden/Leer feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Die OZ startet dazu eine kleine Serie. Für den ersten Teil hat Hannah Weiden einige Zahlen und Fakten zur Hochschule gesammelt.
  • Eine der zwei Emder Rettungswachen soll provisorisch an den Nordkai im Hafen ziehen. Dort gibt es aber ein Problem: Bahngleise führen über die Hauptzufahrtstraße. Was nun? Mona Hanssen hakt nach.
  • Beim Bezirksfischereiverband gibt es Ärger, weil sich Gastangler nicht an die Regeln halten. Das hat jetzt Folgen: nämlich Verbote in zwei Revieren. Hannah Weiden erläutert die Hintergründe.
Ähnliche Artikel