Übersicht der Tiere im Wattenmeer Was schwimmt denn da?
Nordsee und Wattenmeer haben mehr zu bieten als nur Seehunde und Wattwürmer. Eine Übersicht.
Ostfriesland/Greetsiel - Das Wattenmeer ist ein einzigartiger Lebensraum und attraktives Fortpflanzungs- und Nahrungsgebiet für Nordseefische, Robben und Schweinswale, schreibt der Nationalpark Wattenmeer auf seiner Website. Der überwiegende Anteil der Lebewesen im Meer ist demnach aber winzig klein und dennoch wichtig: Algen, Bakterien und Pilze bilden die Grundlage im Nahrungsnetz der Meeresbewohner.
Die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Im südlichen Teil ist sie nach Auskunft des Nationalparks Wattenmeer bis zu 50 Meter tief. Auf Höhe der Inseln und Halligen liegt der Übergang zum Wattenmeer, dessen Wassertiefe mit bis zu 10 Meter deutlich geringer ist. Das Watt selber ist nur bei Flut eine Unterwasserwelt. Tiere und Pflanzen müssen dort so angepasst sein, dass sie mit oder ohne Wasser leben können. Beide Lebensräume sind ökologisch aber eng miteinander verbunden.
Auswirkungen des Klimawandels
Naturschützer sind in Sorge, dass der empfindliche Lebensraum durch den Klimawandel geschädigt wird. Denn noch ist nicht klar, welche Auswirkungen die Erwärmung der Meere auf das Wattenmeer, die Nordsee und die dort lebenden Tiere hat. Erste Anzeichen spürt man aber bereits jetzt, sagt Insa Steffens, Leiterin des Nationalparkhauses in Greetsiel. „Man weiß noch gar nicht, welche Auswirkungen das mal haben wird“, sagt sie. Sie vermutet etwa, dass sich das Verhalten der Zugvögel künftig auf jeden Fall ändern wird. Hinzu kommen nichtheimische Arten wie die Pazifische Auster, die sich aufgrund verändernder Umweltbedingungen schon jetzt pudelwohl in der Nordsee fühlen.
Projekt „Zukunft Nordsee“
Dieser Beitrag ist Teil des Projekts „Zukunft Nordsee“ von Ostfriesen-Zeitung, General-Anzeiger, Borkumer Zeitung, Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Deutscher Presse-Agentur (DPA). In dieser Serie beschäftigen wir uns mit Themen, die für die gesamte Küstenregion relevant sind – zum Beispiel mit dem Klimawandel, erneuerbaren Energien, der Entwicklung der Wirtschaft und dem Tourismus. Weitere Beiträge dazu finden Sie hier.
Das Wattenmeer und die Nordsee gelten als ganz besonders artenreich. Laut Nationalparkverwaltung leben allein in den Salzwiesen rund 1.800 Spinnen- und Insektenarten, von denen 250 nur dort vorkommen. Eine herausragende Bedeutung übernehme das Wattenmeer zudem für zum Beispiel Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale, als Rastplatz des Vogelzugs, als Brut- und Mausergebiet für Watt- und Wasservögel und als Kinderstube der Nordseefische. Eine Übersicht der schwimmenden Meeresbewohner:
Schweinswal
Schweinswale findet man nur auf der nördlichen Erdhalbkugel. Im Frühjahr halten sie sich zum Beispiel gern im Borkum-Riffgrund und ganzjährig im Sylter Außenriff auf. Sie werden zwischen 1,5 und 1,8 Meter lang und wiegen etwa 50 bis 80 Kilogramm. Schweinswale sehen ein bisschen so aus wie Delfine und sind auch eng mit ihnen verwandt. Anders als bei Delfinen ist ihre Rückenflosse aber abgerundet. Mit ein bisschen Glück kann man die Tiere beim Luftholen beobachten. Schweinswale stehen unter strengem Schutz - trotzdem sind die Populationen in Nord- und Ostsee rückläufig. Als Ursache werden unter anderem Schadstoffe und zunehmender Unterwasserlärm im Meer vermutet.
Seehund
Der Seehund ist das wohl prominenteste Säugetier der Nordsee. Von Mai bis September kann man die Tiere zum Beispiel auf den Sandbänken vor Borkum beobachten. Ein Seehund kann bis zu 1,8 Meter lang, mehr als 100 Kilogramm schwer und zu 40 Jahre alt werden. Trotz mehrerer Belastungen, wie zum Beispiel Störungen durch Menschen oder Müll im Wasser, zeigt der Seehundbestand im Wattenmeer seit mehr als 40 Jahren einen stabilen Aufwärtstrend. Wer die Tiere einmal von Nahem sehen möchte, hat aktuell in den Seehundstationen entlang der Küste eine gute Gelegenheit dazu.
Kegelrobbe
Die Kegelrobbe ist das dritte große Säugetier im Wattenmeer. Kegelrobben sehen Seehunden sehr ähnlich - am leichtesten kann man die Tiere aber anhand der Schnauze unterscheiden. Ihren Namen verdanken die Robben ihrem kegelförmigen Kopf oder den kegelförmigen Zähnen. Die Kegelrobbe wird bis zu 2,3 Meter groß und ist damit das größte in Deutschland lebende Raubtier. Ähnlich wie bei den Seehunden entwickeln sich auch die Bestände der Kegelrobbe positiv.
Strandkrabbe
Die Strandkrabbe ist fast auf der ganzen Welt verbreitet und ein wichtiger Teil der Nahrungskette für Vögel und Fische. Wie bei allen Krebstieren, ist ihr Körper von einem harten Panzer umgeben, einem sogenannten Exoskelett. Wegen ihres harten Panzers kann die Strandkrabbe nur wachsen, indem sie sich häutet. Die alten Panzer sieht man dann oft bei Spaziergängen am Strand. Im Gegensatz zu anderen Krabben wird die Strandkrabbe nicht kommerziell gefischt. Sie wird nur in wenigen Gegenden der Welt gegessen. Die Bestände sind nicht gefährdet.
Pazifische Auster
Wie der Name schon sagt, stammt die Pazifische Auster eigentlich aus dem Nordpazifik, wo ähnliche Bedingungen wie im Wattenmeer herrschen. Sie wurde 1985 erstmals in der Blidselbucht bei List/Sylt in Drahtkörben zu Kulturzwecken ausgebracht. Seit Mitte der Nuller Jahre hat sie sich im Wattenmeer aber massiv ausgebreitet. Um Eier bilden zu können, brauchen die Pazifikaustern höhere Temperaturen. Durch die immer wärmer werdenden Sommer konnte sich die pazifische Auster auch im nichtheimischen Wattenmeer ausbreiten. Pazifische Austern werden meist zwischen acht und 40 Zentimeter groß.
Herzmuschel
Die Herzmuschel ist die wohl häufigste Muschel im Wattenmeer. Die Tiere sitzen etwa einen Zentimeter tief im Boden und ernähren sich von Plankton aus dem Wasser. Fast alle Herzmuschelarten sind essbar. Die Schalen werden zudem häufig zur Herstellung von Ziergegenständen und Spielzeug oder zur Gewinnung von Kalk benutzt. Im Wattenmeer ist die Herzmuschel wichtiger Teil der Nahrungskette - sie dient Fischen und Vögeln als Futter.
Nordseegarnele
In Ostfriesland auch Granat genannt und der Klassiker auf dem Krabbenbrötchen: Die Nordseegarnele. Die Tierchen werden bis zu 10 Zentimeter groß und vergraben sich meist flach im Sand, um Schutz vor Vögeln, Fischen und jungen Robben zu suchen. Die Nordseegarnele ist für die hiesige Fischerei von großer Bedeutung.
Wattwurm
Hering
Der Hering ist in Ost- und Nordsee sowie im gesamten Nordatlantik zu finden. Weltweit kommt wohl kein Fisch in größerer Zahl vor. Sie bilden riesige Schwärme, die viele hundert Tonnen enthalten können und auch „Silber des Meeres“ genannt werden. Heringe werden 20 bis 25 Zentimeter lang. Laut WWF lebt der Hering im offenen Meer und ernährt sich dort von kleinen Planktontieren. Für größere Fischarten, aber auch für Delfine, Seehunde und Meeresvögel ist der Hering selbst eine wichtige Nahrungsgrundlage. Rund 18 Prozent der in Deutschland verspeisten Fische sind Heringe. Nachdem die Bestände durch massive Fischerei eingebrochen waren, war zwischendurch ein Fangverbot notwendig geworden. Mittlerweile haben sich die Bestände zumindest in der Nordsee aber wieder relativ gut erholt.
Scholle
Die Schollen gehören zur Familie der Plattfische. Die Tiere laichen im Frühjahr in der südlichen Nordsee. Von dort gelangen die Eier in das Wattenmeer. Dort sind sie vor vielen Fressfeinden geschützt und finden jede Menge Nahrung. Im späten Frühling zieht es die Tiere in die tieferen Priele, zur Hochwasserzeit kommen sie aber zum Fressen zurück. Mit zwei oder drei Jahren wandern die Schollen in die offene Nordsee aus. Die Scholle gehört zu den wirtschaftlich wichtigsten Speisefischen Europas. Schollenfang mit Grundschleppnetzen findet nur außerhalb des Wattenmeeres in der tieferen Nordsee statt. Die Fische sind durchschnittlich zwischen 20 und 40 Zentimeter groß.
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