Auktion fürs Emder Freibad Drei von Otto signierte Klotüren kommen unter den Hammer

Heiko Müller
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Von Heiko Müller
| 03.08.2023 09:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Der Ottifant darf nicht fehlen: Kultkomiker mit seiner noch nicht ganz trockenen Signatur auf der Klotür. Foto: Ortgies
Der Ottifant darf nicht fehlen: Kultkomiker mit seiner noch nicht ganz trockenen Signatur auf der Klotür. Foto: Ortgies
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Wer bietet mehr? Das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ versteigert Originalteile aus der Kultkneipe „Metas Musikschuppen“ für das Van-Ameren-Bad. Wie es dazu kam und was Otto damit zu tun hat.

Emden/Norddeich - Wenn sie sprechen könnten, hätten sie viel zu erzählen: Alte Klotüren, die schon bessere Tage gesehen haben. Sie sind schon etwas vergilbt, mit Initialen, Namen, Sprüchen und Kritzeleien versehen. Diese Türen gehören aber nicht zu einem x-beliebigen Klub oder irgendeiner Bar. Denn sie stammen aus einer echten Kultstätte der Rock- und Beatmusik direkt hinterm Deich: Diese Türen verschlossen etwa fünf Jahrzehnte lang die Damentoiletten in „Metas Musikschuppen“ in Norddeich, einer der ältesten Diskotheken Deutschlands. Drei davon sollen jetzt den Besitzer wechseln - für einen guten Zweck.

Die Türen hatten erst vor etwa zwei Jahren ausgedient. Sven Rogall, Sohn der legendären Wirtin Meta Rogall, ließ sie bei der Modernisierung des Norddeicher Lokals während der Corona-Pandemie auswechseln. Aber auf dem Sperrmüll landeten sie nicht. Denn so kurios es auch klingen mag: Sven Rogall und seine Frau Silke haben damit bereits Gutes getan.

Türen werden zum zweiten Mal versteigert

Sie versteigerten die insgesamt vier Klotüren im Oktober 2021 für den Elternverein krebskranker Kinder in Ostfriesland. Den Zuschlag bekamen damals der gebürtige Emder Heinz-Michael Kirsten und dessen jüngere Schwester Petra Kirsten aus Hinte. Sie hatten 480 Euro dafür geboten.

Sie trennen sich wieder von ihren ersteigerten Toilettentüren: Heinz-Michael Kirsten (von links), seine Schwester Petra und deren Sohn Felix. Foto: H. Müller
Sie trennen sich wieder von ihren ersteigerten Toilettentüren: Heinz-Michael Kirsten (von links), seine Schwester Petra und deren Sohn Felix. Foto: H. Müller

Heinz-Michael Kirsten war als junger Mann selbst häufig Gast bei Meta in Norddeich gewesen. Der heute 62-Jährige war damals auch in der Emder Kneipen- und Disco-Szene unter seinem Spitznamen „Mike Zoll“ bekannt. Er half unter anderem als Thekenkraft in Szenekneipen und Discotheken aus.

Geschwister aus Emden und Hinte hatten die Idee

Nach dem Mauerfall startete der ehemalige Bundesgrenzschützer im sächsischen Oberwiesenthal eine politische Karriere als hauptamtlicher Bürgermeister dieses Kurortes. Heute sitzt er im Stadtrat von Oberwiesenthal. “Ich denke aber schon über eine Rückkehr nach Emden nach“, sagt er.

Petra Kirsten, die mit ihrem Mann im Familienbetrieb HC Nutzfahrzeug- und Transportservice Emden arbeitet, kam vor Kurzem auf die Idee, mit den Klotüren aus Metas Musikschuppen noch einmal zu helfen und das von einem verheerenden Brand betroffene Van-Ameren-Bad in Emden zu unterstützen. „Doppelt zu helfen, das ist der Plan“, sagt die 52-Jährige.

Otto setzte seine Ottifanten drauf

Aber die Geschwister wollten buchstäblich noch eins draufsetzen. Ihr Wunsch: die Türen von Kultkomiker Otto Waalkes bei dessen jüngster Autogrammstunde in Emden signieren zu lassen. Denn auch der Emder Ehrenbürger hat Verbindungen zu der Norddeicher Kult-Disco, die er schon als Jugendlicher besucht hatte. Otto soll in den 1960er Jahren mit seiner ersten Emder Band „The Rustlers“ bei Meta aufgetreten und dort auch schon als DJ eingesprungen sein. Auch während seiner Karriere schaute er immer mal wieder bei Meta vorbei.

Kultkomiker Otto Waalkes nahm sich im Beisein der Familie Kirsten (im Hintergrund) viel Zeit, um die Klotüren zu signieren. Foto: Ortgies
Kultkomiker Otto Waalkes nahm sich im Beisein der Familie Kirsten (im Hintergrund) viel Zeit, um die Klotüren zu signieren. Foto: Ortgies

Weil es schwierig erschien, sich mit vier Türen während Ottos Autogrammstunde stundenlang in die lange Warteschlange vor dem Otto-Huus einzureihen, wandten sich Heinz-Michael Kirsten und Petra Kirsten an diese Zeitung. Unsere Redaktion vermittelte und gewann Otto Waalkes dafür, die Türen zu signieren. Er tat das am vergangenen Freitag unmittelbar vor dem Beginn seiner Autogrammstunde in Emden an einem verabredeten Ort in der Nähe des Otto-Huuses. Der „Friesenjung“ nahm sich viel Zeit dafür, um seine mit einem Ottifanten verzierte Unterschrift auf jede der vier Türen zu setzen.

„Ein Herz für Ostfriesland“ unterstützt das Freibad

In Abstimmung mit den Stiftern sollen jetzt drei der vier Klotüren aus „Metas Musikschuppen“ gegen Höchstgebote einzeln unter den Hammer kommen. Die Auktion läuft über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Es startete noch am Tag des Brandes am frühen Morgen des 11. Juli eine Spendenaktion für das Emder Van-Ameren-Bad. Das Geld soll zum Weiterbetrieb und den Erhalt des beliebten Freibades an der Kesselschleuse beitragen. Bislang sind gut 13.000 Euro (Stand: 1. August) auf dem Spendenkonto eingegangen.

Das Hilfswerk "Ein Herz für Ostfriesland" sammelt weiter Spenden für das Emder Van-Ameren-Bad.
Das Hilfswerk "Ein Herz für Ostfriesland" sammelt weiter Spenden für das Emder Van-Ameren-Bad.

Auch der Erlös aus der Versteigerung der drei Toilettentüren geht komplett an den Förderverein des Van-Ameren-Bades, der das beliebte Freibad an der Kesselschleuse seit fast 30 Jahren in eigener Regie und mit viel ehrenamtlichen Engagement betreibt.

Die vierte Klotür möchte Petra Kirsten zunächst behalten, um darauf weitere Autogramme von berühmten Musikern zu sammeln, die einst bei Meta auftraten, und sie dann für einen anderen wohltätigen Zweck zu verwenden. Dafür stockt ihr Familienbetrieb HC Nutzfahrzeug- und Transportservice den Erlös aus der Versteigerung der drei anderen Türen um 500 Euro auf.

So läuft die Versteigerung

Und so geht‘s: Verbindliche Gebote für die einzelnen Toilettentüren können Sie, liebe Leserinnen und Leser, bis zum 10. August, 12 Uhr, per E-Mail an otto@zgo.de unter dem Stichwort „Klotüren“ abgeben. Damit ein Sockelbetrag für das Bürgerbad garantiert ist, beträgt das Mindestgebot 250 Euro pro Tür. Alternativ können Sie auch das Formular am Ende dieses Artikels ausfüllen und absenden.

Diese Zeitung wird jeweils über den aktuellen Stand der Auktion berichten. Bieterinnen und Bieter müssen ihren vollständigen Namen, ihre Anschrift, ihre Telefonnummer und natürlich ihr Gebot nennen. Wir werden die Namen auch in der Zeitung und auf oz-online.de veröffentlichen. Wer das nicht möchte, sollte das vermerken.

Meta Rogall ist eine Legende

Meta Rogall, Namensgeberin und Betreiberin von „Metas Musikschuppen“, ist auch fast 20 Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1994 noch eine regionale Berühmtheit. Über sie wurden Bücher geschrieben und Dokus gedreht, 2010 wurde ein Musical der Landesbühne Niedersachsen-Nord über ihr Leben zum Publikumserfolg.

Meta Rogall brachte in 1960er Jahren das wilde Leben an die Küste. Foto: Privat
Meta Rogall brachte in 1960er Jahren das wilde Leben an die Küste. Foto: Privat

Mit Livekonzerten und Tanznächten brachte Meta Rogall das wilde Leben nach Ostfriesland. Howard Carpendale, Birth Control, die Scorpions und viele andere kamen zu ihr, als die Musiker noch am Anfang ihrer Karrieren standen. Es gibt Geschichten wie die von dem Papagei, den Rogall in ihrer verqualmten Kneipe auf einer Stange hocken ließ und dem sie angeblich Hochprozentiges aus einem Cognacglas zu trinken gab. Heinz-Michael Kirsten erinnert sich auch noch an den legendären Kinderwagen voller Bierflaschen, mit dem Meta durch die Kneipe zog und die Gäste direkt versorgte.

Sven Rogall übernahm das Lokal seiner Mutter Meta (kleines Bild im Hintergrund) in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Foto: Ortgies/Archiv
Sven Rogall übernahm das Lokal seiner Mutter Meta (kleines Bild im Hintergrund) in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Foto: Ortgies/Archiv

Dem Van-Ameren-Bad kann auch unabhängig von der Auktion weiterhin über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ geholfen werden. Gespendet werden kann auf das Sonderkonto der Ostfriesischen Volksbank mit der IBAN DE 28 2859 0075 0011 1112 01 und dem Verwendungszweck „Van-Ameren-Bad“. Bezahlt werden kann auch über das elektronische Bezahlsystem PayPal. Die Namen der Spenderinnen und Spender werden in dieser Zeitung veröffentlicht. Wer das nicht möchte, sollte das bei der Überweisung vermerken.

Über das folgende Formular können Sie Ihr Gebot abgeben.

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