Bitter nötig Der Gewalt entkommen – mehr Plätze im Frauenhaus Leer

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Von Vera Vogt
| 05.08.2023 12:32 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Eine Frau steht vor einem Frauenhaus. Foto: Sophia Kembowski/dpa
Eine Frau steht vor einem Frauenhaus. Foto: Sophia Kembowski/dpa
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Der Um- und Ausbau des Frauenhauses Leer ist fertig. Es gibt mehr Plätze. Die werden dringend benötigt, denn die Zahlen sind alarmierend.

Leer - Das Frauenhaus in Leer hat nun mehr Plätze für Frauen und Kinder: Der Landkreis Leer hat den Um- und Ausbau jetzt abgeschlossen, wie es in einer Mitteilung heißt. Im Dachgeschoss gibt es nun sieben anstelle von nur fünf Plätzen. Jeder hat einen eigenen Sanitärbereich. Die Arbeiten an dem Gebäude aus den 1960ern waren nicht kosmetischer Natur: Es ging um Sicherheit und Privatsphäre für die Schutzsuchenden, das unterstrich Jens Lüning vom Landkreis Leer bereits als er 2021 die Pläne vorstellte. Unter anderem die Eingänge zum Haus sollten aus Sicherheitsgründen geändert werden.

Die Räume des Frauenhauses in Leer sind saniert worden. Foto: J. Bambrowicz/Landkreis Leer
Die Räume des Frauenhauses in Leer sind saniert worden. Foto: J. Bambrowicz/Landkreis Leer

Besonders den Mangel an Badezimmern hob Lüning einst hervor: „Vor Ort wird alles getan, um Geborgenheit zu schaffen, aber wenn sich mehrere Parteien ein Bad teilen müssen, fehlt einfach Privatsphäre.“ Begegnungen mit Fremden könnten belastend sein. Mit eigenen Sanitärbereichen werde es besser möglich, dass auch männliche Jugendliche über 14 ins Frauenhaus ziehen könnten sowie Frauen mit mehreren Kindern, erklärte Lüning.

Das liebe Geld

Die Maßnahme in Leer ist durch die Bewilligung von Fördermitteln aus dem Programm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben aus Köln möglich gemacht worden, teilt der Landkreis mit. Die Gesamtkosten der Sanierungsmaßnahme liegen bei rund 1,3 Millionen Euro, die Förderung lag bei rund 940.000 Euro.

Sieben statt fünf Plätze gibt es nun im Leeraner Frauenhaus. Foto: J. Bambrowicz/Landkreis Leer
Sieben statt fünf Plätze gibt es nun im Leeraner Frauenhaus. Foto: J. Bambrowicz/Landkreis Leer

In Emden wurde im Mai über Finanzen und Frauenhaus gesprochen. Auch dort gäbe es eine Förderung vom Bund, vom Land und auch die Stiftung Hermann und Cäcilie Isensee würde einen Teil der Baukosten übernehmen. Die Stadt Emden würde das Gebäude dann einfach gesagt mieten und es damit kofinanzieren – dabei rechnete man vor, dass sich die Miet- und Betriebskosten von rund 16.000 Euro pro Jahr mit dem neuen Anbau verdoppeln würden. Angesichts der spätestens im kommenden Jahr drohenden finanziellen Schieflage von mehr als 20 Millionen Euro Defizit ein Brocken. Der Betrieb eines Frauenhauses gehört zu den sogenannten freiwilligen Leistungen einer Stadt. Wie beispielsweise eine Finanzspritze für Kulturhäuser, Sportvereine oder Veranstaltungen. Allerdings wurde unterstrichen, dass Emden eines brauche. Auch wenn es keine Pflicht sei.

Alarmierende Zahlen

Zahlen sprechen für sich: Jede vierte Frau in Deutschland erfährt nach Angaben der Bundesfrauenministerin Lisa Paus gegenüber der Deutschen Presseagentur mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren Partner oder ehemaligen Partner. Statistisch versuche an jedem Tag ein Partner oder Ex-Partner, seine Frau umzubringen, an jedem dritten Tag gelinge ihm das. Zwei Drittel der weiblichen Opfer gingen auch nach schwerster Gewalt nicht zur Polizei oder suchten anderweitig Hilfe. Bundesweit gibt es rund 400 Frauenhäuser, rund 100 Schutzwohnungen und mehr als 750 Beratungsstellen.

Solche Hilfe werde nicht jeder Frau zuteil, die in Deutschland Gewalt erlebt, berichtete das ZDF kürzlich. 2018 sei Deutschland der Istanbul-Konvention beigetreten. Ein bindender völkerrechtlicher Vertrag zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Doch die Bundesregierung könne den Standard, der dort vorgeschrieben ist, bei Weitem nicht erfüllen. Rund 6.800 Frauenhaus-Plätze gebe es hierzulande, es fehlen – je nach Lesart – mindestens weitere 14.000.

Frauenhäuser sind soziale Einrichtungen und bieten Schutz für von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kinder. Sie werden nicht nur als Unterkünfte genutzt, sondern stellen auch Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung, um Frauen beispielsweise bei Behördengängen sowie bei der Unterbringung der Kinder in Kindergärten, Tagesstätten oder Schulen zu unterstützen.

Mit Material von dpa

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