Kommentar zur Lehrerversorgung Mangelverwaltung an ostfriesischen Schulen – Setzen, Sechs!
In ein paar Tagen beginnt das neue Schuljahr in Ostfriesland. Schüler und Eltern dürfen gespannt sein, für wie viel Unterricht die Lehrer reichen. Denn die Landesschulverwaltung weiß es noch nicht.
Stellen Sie sich vor, VW beginnt in seinem Emder Werk das neue Elektro-Auto ID.7 zu bauen – und erfasst zwei Wochen nach Produktionsbeginn, wie viele Arbeiter da sind – um in den nächsten fünf Monaten zu prüfen, wie viele Kräfte für die Fahrzeugherstellung fehlen. Das wäre ein Treppenwitz! Aber so funktioniert die Lehrerbedarfsplanung in Ostfriesland und darüber hinaus in Niedersachsen.
Am 17. August beginnt das nächste Schuljahr – Anfang des Jahres 2024 kann die Landesschulverwaltung verlässlich mitteilen, wie groß der Lehrermangel zum Schuljahresbeginn war. Die Unterrichtsversorgung wird zum 31. August erfasst, also rund zwei Wochen nach dem Start des neuen Schuljahres. Bis die eingehenden Zahlen ausgewertet und geprüft sind, vergehen Monate, wie das Landesschulamt Lüneburg auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt hat.
Niedersachsens Bildungspolitik gefährdet „unsere Zukunft“
Im Vergleich dazu wirken die staatsozialistischen Fünf-Jahres-Pläne der einstigen DDR fast schon valide. Nur so als Idee: Man könnte spätestens zum Schuljahresende prüfen, wie viele Schüler im nächsten Schuljahr in welche Jahrgangsstufe welcher Schule gehen, den entsprechenden Lehrerbedarf errechnen und die Lehrer entsprechend verteilen. Aber okay – das könnte nur dann erfolgreich funktionieren, wenn wenigstens annähernd genügend Lehrkräfte vorhanden wären, die verteilt werden könnten.
Da der Lehrermangel in Ostfriesland und darüber hinaus in Niedersachsen aber heillos groß ist, spart sich die Landesschulverwaltung offenbar eine Unterrichtsbedarfsplanung, die Aussagen über das Ausmaß des Mangels schon zu Schuljahresbeginn ermöglichen würde. Die Schulstatistiker in Niedersachsen machen also keine aussagekräftige Lehrerbedarfsplanung, sondern sie beschränken sich auf die Mangelerhebung. Es geht ja auch nur um die Bildung der Kinder, die in Sonntagsreden von Politikern gerne als „unsere Zukunft“ bezeichnet werden. Ein Armutszeugnis! Und das schon, bevor das Schuljahr überhaupt begonnen hat. Setzen – Sechs!